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Schiedsrichter im Mittelpunkt_ Analyse strittiger Szenen – 29. Spieltag | 2. Liga

[fs] Abgesehen von einem komplett misslungenen VAR-Einsatz lief der vergangene Zweitligaspieltag gut. Dabei war eine Menge los.

SV Sandhausen 2:1 Dynamo Dresden (SR: Patrick Hanslbauer)

Kurz vor der Pause wurde es im Kellerduell wild: Chima Okoroji grätschte seinen Gegenspieler resolut um und löste eine heftige Schubserei aus, bei der Janik Bachmann und Paul Will die Hauptakteure waren. Cebio Sokou mischte sich auch noch ein, kam aber aufgrund der sehr unübersichtlichen Situation ohne Karte davon.

Natürlich ist da ein Griff an den Hals. Aber Tätlichkeit ohne Intensität werden grundsätzlich nicht mit Rot geahndet. Man kann sich hier einige Vergleichsszenen anschauen, wo es bei ähnlichen „Tätlichkeiten“ keine Rote Karte gab. Zum Beispiel Robert Hartmann, wo Bellarabie eine Backpfeife gegeben hat, oder diverse Finger im Gesicht.

Alles was kein Schlag ist, kriegt Gelb.

Schiedsrichter Patrick Hanslbauer handelte zunächst im Bezug auf das auslösende Foulspiel richtig. Dann läuft es für gewöhnlich so ab, dass die ersten Streithähne am Tatort die sind, die es am ehesten „wert sind“, bestraft zu werden. Sicher müssen etwaige Tätlichkeiten immer noch im Blick behalten werden, aber man kann nicht zwei komplette Mannschaften in einer Situation verwarnen. Soweit waren dann auch die Karten für Bachmann und Will berechtigt. Einzig der handfeste „Schlichtungsversuch“ von Sokou hätte noch eine gelbe Karte verdient gehabt. [TV-Bilder – ab 02:00 Minute]

SC Paderborn 2:2 Karlsruher SC (SR: Christof Günsch)

Uwe Hünemeier grätschte gegen Marvin Wanitzek mit gestrecktem Bein und offener Sohle. Er traf seinen Gegenspieler am Schienbein und erhielt hierfür von Schiedsrichter Christof Günsch die rote Karte. Dynamik, Intensität und Trefferfläche lagen hier eindeutig vor, sodass es sich um eine ziemlich schulbuchmäßige rote Karte handelte. [TV-Bilder – ab 03:00 Minute]

Philipp Hofmann köpfte auf das Paderborner Tor. Jannik Huth konnte den Ball gerade noch rauskratzen – dachten zumindest alle. VAR Robert Hartmann meldete sich allerdings, da der Ball die Linie bereits komplett überschritten hatte. So zählte das 1:2 zu Recht! [TV-Bilder – ab 03:50 Bilder]

1.FC Nürnberg 3:1 SV Darmstadt 98 (SR: Timo Gerach)

Pascal Köpke hielt auf der eigenen Torlinie einen Ball mit dem abgestreckten Arm auf. Schiedsrichter Timo Gerach bewegte sich sehr umsichtig bereits in Position, erkannte aber die sich bietende Vorteilssituation, aus der die Darmstädter den Ausgleich erzielten. Aufgrund des Torerfolgs reduzierte sich die Strafe für den Nürnberger von der roten zur gelben Karte. Bei einem feldverweiswürdigen Vergehen ist die Vorteilsbestimmung nur in sehr seltenen Fällen anzuwenden. Eine solche, hundertprozentige Torchance, war hier gegeben, sodass der Schiedsrichter hier mit der nötigen Ruhe ganz stark reagierte! [TV-Bilder – ab 02:30 Minute]

FC St.Pauli 1:1 SV Werder Bremen (SR: Florian Badstübner)

Guido Burgstaller blieb am ausgestreckten Bein von Mitchell Weiser hängen und fiel, nachdem er zunächst versuchte, sich aufzurappeln. Schiedsrichter Florian Badstübner stand unmittelbar daneben und ließ das Spiel weiterlaufen. VAR Sören Storks griff auch nicht ein, sodass es ohne Strafstoß weiterging. Diese Situation war knifflig, da es keine wirkliche Dynamik gab und es so den Anschein nahm, dass die Szene für einen Strafstoß nicht ausreichte. Dennoch lag eine ziemlich bewusste Beinbewegung des Bremers vor, sodass man hier schon auf Strafstoß entscheiden konnte. Ein ausbleibender Eingriff erschien aber dennoch richtig, da der Referee direkt daneben stand und es eben doch Argumente, wie das Fallmuster von Burgstaller, gab. [TV-Bilder – ab Minute]02:20)

Niklas Füllkrug traf zum Bremer Ausgleich, die Spieler des FC St. Pauli protestierten aber energisch. Felix Agu berührte den Ball in der Entstehung mit dem Arm, weshalb auch VAR Storks einen On-Field-Review empfahl. Allerdings ließ Schiedsrichter Badstübner den Torerfolg bestehen. Das war nicht wirklich nachvollziehbar, da der Bremer den Ball im Fallen mit dem unter Spannung stehenden Arm vorlegte. Sicher argumentierte Badstübner mit einer natürlichen Bewegung im Fallen, aber mit einer solchen Armbewegung fällt niemand. Dieses Tor hätte nicht zählen dürfen! [TV-Bilder – ab 03:30 Minute]

FC Schalke 04 3:0 1.FC Heidenheim (SR: Daniel Siebert)

Marcin Kaminski grätschte Christian Kühlwetter ab, worauf Heidenheim vehement einen Strafstoß forderte. Schiedsrichter Daniel Siebert gab aber nur einen Eckball. Korrekte Entscheidung, da der Schalker kurz vor dem Kontakt den Ball spielte. [TV-Bilder – ab 04:10 Minute]

SSV Jahn Regensburg 1:1 FC Ingolstadt 04 (SR: Florian Lechner)

Nico Antonitsch bearbeitete Andreas Albers im eigenen Strafraum mit beiden Armen, Schiedsrichter Florian Lechner ließ das Spiel aber weiterlaufen. Es gab auch völlig zu Recht keinen Strafstoß, da bei einem Halten auch immer einen Zugimpuls vorhanden sein muss, den es hier nicht gab. [TV-Bilder – ab 05:30 Minute]

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

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