Ein ganz anderer Auftritt als in der 1. Bundesliga! Borussia Dortmund zeigte bei Manchester City im Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel eine starke Leistung, verlor aber dennoch unglücklich mit 1:2 (0:1) beim englischen Tabellenführer.
Mit der Spielleitung wurde der Rumäne Ovidiu Hategan beauftragt. Ihm assistieren Octavian Sovre und Sebastian Eugen Gheorghe. Als Vierter Offizieller fungiert im Etihad Stadium Istvan Kovacs. Die Videoassistenten Marco di Bello und Paolo Valeri aus Italien beobachten das Geschehen in Manchester am Bildschirm.
Von: Felix Stark; Diese Analyse stellt die erlebte Sicht des Autors dar
Jude Bellingham eröffnete gleich mal mit der ersten Chance, doch kurz darauf unterlief Emre Can ein Fehler im Aufbau, was dazu führte, dass der BVB knallhart ausgekontert wurde und Kevin de Bruyne zu 1:0 traf.
Schiedsrichter Ovidiu Hategan war bis dahin nicht gefordert, offenbarte dann aber erhebliche Schwächen in der Zweikampfbewertung. Als gutes Beispiel diente eine hervorragende Grätsche von Debütant Ansgar Knauff, der gegen Ilkay Gündogan nur den Ball spielte, aber zurückgepfiffen wurde. Wenig später kam es dann im Dortmunder Strafraum zum Zweikampf zwischen Can und Rodrigo, worauf der Strafstoßpfiff für Manchester erfolgte. Dieser erfolgte aufgrund eines deutlichen Wahrnehmungsfehlers, welcher dann auch VAR Marco di Bello auf den Plan rief. Am Bildschirm sah Hategan dann, dass Can Rodrigo eindeutig nicht im Gesicht traf, sondern nur leicht am Knie strif. So nahm der den Strafstoß dann zu Recht zurück. Die Verwarnung für Can blieb allerdings zu Recht bestehen, da er diese für seine Reklamationen erhalten hatte und das ein vom vermeintlichen Foulspiel losgelöstes Vergehen darstellte, das nichts mit der Korrektur zu tun hatte. Eine gelbe Karte für Rodrigo war ebenfalls nicht möglich, da eben ein Kontakt vorlag und das Regelwerk trotz des eigentlich offensichtlichen Täuschungsversuches hierfür keine Verwarnung hergibt.
Dann folgte die umstrittenste Szene des Spiels: Bellingham ging mit langem Bein vor Torhüter Ederson zum Ball, worauf es zum Kontakt kam. Hategan pfiff bereits, bevor der Dortmunder den Ball über die Linie schieben konnte und zeigte diesem die Verwarnung. Die Karte können wir schnell abarbeiten, denn das war dem ganzen deutlich zu viel! Zum Rest müssen wir uns etwas genauer äußern:
Musste der Schiedsrichter mit seinem Pfiff warten, bis der Ball die Linie überschritten hatte?
Nein, eindeutig geregelt ist hier nichts, anders als beim Abseits! Natürlich würde es den Anwendungsbereich des VAR eröffnen, aber bei der Forderung danach vergessen viele, dass ein Schiedsrichter nicht pfeift, wenn er sich seiner Sache nicht sicher ist. Hat er dazu auch noch freie Sicht, würde der VAR dem Unparteiischen die selben Bilder präsentieren, die er live auch schon wahrgenommen hat. Da würde sich keine Korrektur ergeben! Genauso hätte es in diesem Fall wohl auch ausgesehen!
Wie sieht es beim Zweikampf an sich aus?
Schwierig, auch in Fachforen gibt es bei zehn Leuten elf Meinungen. Es reicht von „Drüberhalten“, über „gestrecktes Bein“, bis hin zu „offene Sohle“. Das ist alles nicht wirklich von der Hand zu weisen, bei der Bewertung muss man aber auch sehen, dass Ederson zum Zeitpunkt des Ballkontakts noch sehr weit weg vom Spielgerät war und selbst sehr aktiv war. Am Ende hätte ich mir vom Referee gewünscht, dass er etwas mutiger agiert hätte. Damit meine ich ganz deutlich nicht das bloße Warten auf den VAR! Damit meine ich eine generell spielflussfördernde Linie, bei der man Grenzfälle erstmal nicht als strafwürdig einstuft. Liegt man dann grob daneben, hilft der VAR immer noch aus. So leiten schon viele hochklassige Referees ihre Spiele, was – nochmal wiederholt – kein feiger Ansatz ist! Hätte Hategan in dieser Szene auch so agiert, hätte das Tor auch definitiv – trotz VAR – Anerkennung gefunden, denn auch dann hätte er nicht eingreifen können.
So ging es aber mit einem aus Dortmunder Sicht ärgerlichen Rückstand in die Kabine.
Mit viel Energie kam der BVB dann aus der Pause, gewann viele Zweikämpfe und machte es dem englischen Favoriten weiterhin sehr schwer. Allerdings hätte Phil Foden auch beinahe für die Vorentscheidung gesorgt, scheiterte aber an Marvin Hitz. Dortmund versuchte es weiter und wurde in der Schlussphase tatsächlich noch belohnt, als Marco Reus zum 1:1 Ausgleich einschob. Das Remis brachte der BVB aber nicht ganz über die Zeit: Thomas Meunier verschätzte sich im eigenen Strafraum, sodass Gündogan an den Ball kam und zu Foden zurücklegte, der mühelos zum 2:1 Siegtreffer einschob. Dieser wurde zwar noch auf Abseits geprüft, doch der Treffer fand zu Recht Anerkennung. In der zweiten Halbzeit stabilisiert sich Hategan und legte eine ganz ordentliche Trefferquote an den Tag, wurde aber auch nicht mehr besonders gefordert. Das Spiel endete so mit 2:1 für Manchester City, aber im Rückspiel ist für Borussia Dortmund noch alles drin!
Fazit: Schiedsrichter Ovidiu Hategan wirkte nie besonders glücklich. Zwar war dies auch ein Stück weit seiner normalen Art geschuldet, jedoch war der Druck bei seinem Comeback in der Königsklasse nach dem überthematisierten Spiel in Paris deutlich erkennbar. Besonders in der ersten Halbzeit legte er große Schwächen in der Zweikampfbeurteilung an den Tag, wobei er beim Strafstoß am deutlichsten daneben lag. In der zweiten Halbzeit stabilisierte er sich merklich, legte dann aber trotz allem insgesamt keinen guten Auftritt an den Tag.
Also ich aus meiner langjährigen Couchschiedsrichtersicht sehe das etwas anders.
Bellingham geht hier klar mit der Sohle voran in den Ball hinein. Die offene Sohle stellt eine Gefährdung für den Gegenspieler dar, der ebenfalls unmittelbar im Begriff ist, den Ball zu spielen. Damnit stellt die offene Sohle ein gefährliches Spiel dar – oder hat sich das mittlerweile in der Regelauslegung geändert? Damit liegt hier ein gefährliches Spiel vor. Also indirekter Freistoß für ManCity. Ebenso sehe ich ein warten mit dem Pfiff kritisch. Der VAR dar eigentlich nur bei einer groben (oder eindeutigen) Fehlentscheidung eingreifen. Die ist hier nicht gegeben, von daher darf damit der VAR eigentlich auch nicht eingreifen. Man könnte lediglich aus taktischem Grund mit dem Pfiff kurz abwarten, um abzuwarten, dass der VAR – nicht – eingreift. Aktiv dürfte der VAR hier eigentlich nicht eingreifen.
Dies ist wäre allerdings schwierig, da für Aussenstehende es so aussehen könnte, dass das Tor aufgrund des VAR zurückgenommen würde, der nicht hätte eingreifen dürfen.
Nur meine Bewertung.
Der Couchschiedsrichter
Ich als Schiedsrichter von der Couch sehe die Situation mit dem vermeintlichen Tor von Bellingham etwas anders.
Bellinghamg spielt den Ball klar mit der Sohle und geht mit der Sohle voran in den Ball hinein, währed der Torhüter von ManCity ebenfalls unmittelbar im Begriff ist, den Ball zu spielen. Hierdurch ist die Situation des gefährlichen Spiels gegeben – oder hat sich hier mittlerweile die Regelauslegung geändert? Folge also: Kein Tor und indirekter Freistoß für ManCity; gegebenenfalls dirketer Freistoß, falls die Situation nicht als gefährliches Spiel, sondern bereits als Foul gewertet wird.
VAR: Der VAR darf hier eingentlich nicht eingreifen, da keine klare oder offensichtliche Fehlentscheidung vorliegt. Der Schiedsrichter könnte allenfalls aus taktischen Gründen den Pfiff bis nach dem Torschuss hinauszögern. In diesem Fall müsste er jedoch – der VAR darf nicht eingreifen – vor dem Hintergrund, dass er die Situation als Foul gewertet hat, nachträglich den Pfiff zurücknehmen. Ein solches nachträgliches Zurücknehmen des Tores könnte sich für Aussensthende als VAR-Eingriff darstellen, der hier jedoch nicht hätte eingreifen dürfen.
Nur meine Sicht
Der Couchschiedsrichter
Entschuldige, dass ich dir dort widerspreche, aber für mich ist es ganz klar zu sehen, dass Bellingham den Ball mit der Fußspitze trifft. Zudem ist der Ball schon weg, als Ederson erst noch sein Bein im hinteren angewinkelten Zustand hat und somit erst noch ausholt. Für mich sieht es so aus, als Ederson eher Bellingham trifft, als andersherum.
LG