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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 1. Spieltag | 2. Liga

Der erste Spieltag der zweiten Bundesliga war von einem gewissen Aktionismus und strenger Ahndung kleiner Unsportlichkeiten geprägt. Erfahrungsgemäß nimmt dies im Laufe der Saison wieder ab, sodass Sanktionen, wie die für den Bielefelder Trainer, keine Akzeptanz finden. Außerdem beschäftigen wir uns mit weiteren Platzverweisen, zu harten und berechtigt ausgebliebenen Strafstoßpfiffen.

1.FC Kaiserslautern 2:1 Hannover 96 (SR: Sven Waschitzki-Günther)

Gael Ondoua ruderte mit dem Arm nach hinten, um seinen Gegenspieler Mike Wunderlich auf Abstand zu halten und traf diesen dabei im Gesicht. Schiedsrichter Sven Waschitzki-Günther ermahnte den Hannoveraner lediglich und ermöglichte dem bereits verwarnten Spieler damit den Verbleib auf dem Platz. Allerdings lag hier ein klarer Treffer am Kopf mit dem Arm, der als Werkzeug fungierte, vor. Das ist mit einer Verwarnung zu ahnden und hätte in Summe die gelb-rote Karte für Ondoua bedeuten müssen. [TV-Bilder – ab 01:30 Minute]

SSV Jahn Regensburg 2:0 SV Darmstadt 98 (SR: Patrick Alt)

Der bereits verwarnte Darmstädter Patrick Pfeiffer ging mit vollem Tempo in den Zweikampf mit Joshua Mees, kam aber zu spät und checkte diesen rüde um. Schiedsrichter Patrick Alt zeigte ihm hierfür die gelb-rote Karte. Eine harte, aber durchaus vertretbare Entscheidung, der auch der leichte Kontakt durch einen Regensburger zuvor nicht entgegensteht. [TV-Bilder – ab 01:50 Minute]

SV Sandhausen 2:1 Arminia Bielefeld (SR: Michael Bacher)

Bielefelds Coach Uli Forte erhielt kurz vor Ende des ersten Durchgangs von Schiedsrichter Michael Bacher die glatt rote Karte, nachdem er einen hoch in Richtung der Bielefelder Bank auf das Feld zurückspielte, obwohl ein Sandhäuser schon zum Einwurf bereitstand. Damit verhinderte er die Spielfortsetzung des Gegners, was die rote Karte zur Folge hatte. Klar ist hier zum einen, dass Schiedsrichter Bacher regeltechnisch korrekt handelte. Zum andern muss man aber auch klar festhalten, dass solche Sanktionen den Eindruck erwecken, man würde mit Kanonen auf Spatzen schießen. Es ist schon richtig, dass Fehlverhalten von Teamoffiziellen mit Blick auf deren Vorbildfunktion strenger zu ahnden ist, als solches der Spieler.

Regeltext:
Des Feldes verwiesen wird ein Teamoffizieller u.a. bei folgenden Vergehen

Verzögerung der Spielfortsetzung durch das gegnerische Team (z.B. durch Nichtfreigabe des Balls, Wegspielen des Balls, Behinderung der Bewegung eines Spielers

Zentrales Problem das da keine Absicht erforderlich ist. Man ist schon mit Rot dabei, wenn du eine Spielfortsetzung des Gegners aufhältst durch irgendeine Handlung nach der der Ball auf dem Feld liegt.

Daher kommen wir um eine gewisse Regelkritik nicht herum: Solche Situationen kommen einfach so selten vor, dass schwammige Definitionen existieren. Es war ja nunmal recht klar erkennbar, dass Forte das Spiel nicht verzögern, sondern einfach diesen Ball aufhalten wollte. Deshalb muss da, in welcher Form auch immer, dringend nachgebessert werden, um Abstufungen zu schaffen. Denn wenn ein Teamoffizieller wirklich die Spielfortsetzung des Gegners verhindern will, dann soll er die rote Karte bekommen. Im vorliegenden Fall mutete es aber schon seltsam an. [TV-Bilder – ab 01:50 Minute]

Der bereits verwarnte Bielefelder Silvan Sidler fuhr seinen Ellenbogen im Zweikampf nach hinten aus und traf Matej Pulkrab am Kopf. Diese Aktion ähnelte der vorher beschriebenen sehr, als der Hannoveraner nicht vom Platz geschickt wurde. Hier reagierte Schiedsrichter Bacher besser und zeigte die berechtigte gelb-rote Karte. [TV-Bilder – 02:40 Minute]

FC St. Pauli 3:2 1.FC Nürnberg (SR: Florian Heft)

Christopher Schindler stellte im eigenen Strafraum den Körper rein und erwischte dabei Lukas Daschner leicht am Fuß und am Oberkörper. Dieser nahm den Kontakt an und so pfiff Schiedsrichter Florian Heft einen sehr harten Strafstoß. VAR Markus Schmidt korrigierte nicht, sodass es bei der Entscheidung blieb. Solche Strafstöße sind für die Unparteiischen die schlimmsten, da der VAR dort nicht helfen kann. Es sind ‚cheap penalties‘, die aber eben nicht so klar daneben sind, dass sie vom Videoassistenten zu korrigieren sind. In Summe würden wir diesen Pfiff aber als Fehlentscheidung bezeichnen. [TV-Bilder – ab 02:10 Minute]

SpVgg Greuther Fürth 2:2 Holstein Kiel (SR: Dr. Robin Braun)

Simon Asta holte Benedikt Pichler von den Beinen und verhinderte damit eine klare Torchance. Schiedsrichter Dr. Robin Braun entschied auf Strafstoß für Kiel und zeigte dem Fürther die gelbe Karte. Korrekte Entscheidung, da Asta versuchte, zum Ball zu kommen. [TV-Bilder – 04:40 Minute]

1.FC Magdeburg 1:2 Fortuna Düsseldorf (SR: Dr. Arne Aarnink)

Jamie Lawrence unterschätzte einen Ball und konnte diesen, nachdem er von Ao Tanaka angelaufen wurde, nicht mehr kontrollieren. So kam Dawid Kownacki an den Ball und wurde im Strafraum von Alexander Bittroff zu Fall gebracht. Schiedsrichter Dr. Arne Aarnink entschied auf Strafstoß für Düsseldorf, wurde aber von VAR Sören Storks korrigiert. Tanaka stand nämlich beim Duell mit Lawrence zuvor im Abseits und griff so ins Spielgeschehen ein. Korrekte Entscheidung, den Strafstoß zurückzunehmen. [TV-Bilder – ab 01:10 Minute]

Jamie Lawrence bekam den Ball im eigenen Strafraum an die Hand, Schiedsrichter Aarnink ließ aber zunächst weiterlaufen. VAR Storks holte ihn aber an den Monitor, wo sich Aarnink korrigierte und den Strafstoß gab. Dieser Eingriff sah irgendwie nicht ganz rund aus, war aber im Ergebnis wohl doch korrekt, da Lawrence den Arm deutlich zum Ball führte, den er in Folge technischer Unzulänglichkeit nicht vernünftig kontrollieren konnte. [TV-Bilder – ab 01:40 Minute]

SC Paderborn 5:0 Karlsruher SC (SR: Florian Lechner)

Felix Platte erlief einen schlechten Rückpass und wurde dabei von Torhüter Kai Eisele umgegrätscht. Schiedsrichter Florian Lechner entschied sofort auf Strafstoß und lag damit auch absolut richtig. [TV-Bilder – ab 01:50 Minute]

Eintracht Braunschweig 0:2 Hamburger SV (SR: Timo Gerach)

Philipp Strompf grätschte in einen Schuss und erwischte die Kugel mit dem unter dem Körper abgespreizten Ellenbogen. Schiedsrichter Timo Gerach ließ weiterlaufen und signalisierte, der Braunschweiger wurde an der Schulter getroffen. VAR Nicolas Winter griff trotz der klar falschen Wahrnehmung nicht ein und stufte die Szene so wohl als klar nicht strafbar ein. So klar war das aber nicht, da der Arm des Braunschweigers die Körperfläche bei einer Abwehraktion vergrößerte. Allerdings ist auch zu erkennen, dass er das Handspiel vermeiden wollte. Man kann hier mit beiden Möglichkeiten leben, sicher ist aber, dass es sich um einen verpassten Review handelte. [TV-Bilder – ab 01:50 Minute]

Lion Lauberbach lief mit Wucht in den Hamburger Strafraum und bekam dabei erst einen Rempler von Mario Vuskovic und lief dann auf Miro Muheim auf. Schiedsrichter Gerach entschied auf Strafstoß für Braunschweig, VAR Winter griff aber ein und legte den Tatort vor den Strafraum, da das Auflaufen auf Muheim kein Foulspiel darstellte und damit nur der Rempeln von Vuskovic vor dem Strafraum in Frage kommen konnte. So gab es Freistoß, fraglich ist aber, ob es dann nicht auch noch die gelb-rote Karte für den Hamburger hätte geben müssen. Ein Rempeln auf dem Weg in den Strafraum hat eigentlich eine Verwarnung zur Folge, eine mögliche Erklärung ist aber, dass Gerach diese Aktion gar nicht mehr in Erinnerung hatte. Der VAR durfte jedenfalls im Bezug auf die fehlende gelb-rote Karte nicht eingreifen. [TV-Bilder – ab 04:40 Minute]

Hansa Rostock 0:1 1.FC Heidenheim (SR: Daniel Siebert)

Tim Siersleben hielt Kai Pröger am Arm fest und erhielt hierfür von Schiedsrichter Daniel Siebert die gelbe Karte. Einige Rostocker fordertemn den Platzverweis, allerdings hätte Jonas Föhrenbach noch eingreifen können. Damit war die Verwarnung die richtige Entscheidung. [TV-Bilder – ab 00:40 Minute]

Anmerkung: Wir sind auf die Szenen der Zusammenfassungen angewiesen. Solltet ihr weiteres aussagekräftiges Material haben, bewerten wir es gerne!

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Andre Führing

    Interessant ist nur immer und das beruht wenn man alle Spiele von Bielefeld sieht, dass sofern irgend etwas korrekt ausgelegt wird oder auch wenn etwas strittig ist immer!!!! zum Nachteil von Bielefeld ausgelegt wird und zu 99,9 % wenn Bayern beteiligt ist zum Vorteil von Bayern.

  2. Abdullahi

    Genau nur deshalb ist Bielefeld nicht Rekordmeister sondern Bayern München. Dieses ewige Gejammer und Genörgel….

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