Der Versuch einer kleinen Bilanz nach 10 Bundesliga-Spieltagen der Saison 2017/18
Experiment Videobeweis: Der Start war geglückt – beim Eröffnungsspiel Bayern gegen Bayer konnte mit Hilfe des Video-Assistenten ein Elfmeter (zurecht) gegeben wären, der sonst nicht gepfiffen worden wäre. Schiedsrichter Tobias Stieler konnte vor den Kameras zufrieden die Vorzüge des Fernsehbeweises kommentieren – und musste am 10. Spieltag zerknirscht, Stunden nach dem Spiel, zugeben, dass die Rote Karte nach VAR-Intervention gegen Freiburg beim Spiel in Stuttgart vielleicht doch nicht angemessen gewesen sei. Diese Entwicklung zeigt die Probleme bei der Anwendung des Videobeweises auf – im Ansatz sinnvoll und durch einige Entscheidungen im Verlauf der ersten Spieltage bestätigt, aber bei der konkreten Durchführung mit vielen (Geburts-)Fehlern. Die „Review-Area“ selbst aufzusuchen, wurde erst nach einigen Spieltagen von den Schiedsrichtern genutzt (wieder war Stieler der Vorreiter bei Mainz-Berlin); dies erscheint unterm Strich zumindest sinnvoller zu sein, gerade in der Außenkommunikation. Die Zufriedenheit hält sich dennoch bislang sehr in Grenzen. Zu oft wurde eher Verwirrung gestiftet, gerade durch die konkreten Abläufe (siehe die korrekte Aberkennung des 3:1 bei Leverkusen -Köln) – oft sehr zeitverzögert und im Stadion schwer nachvollziehbar; ob der Video-Assistent eingreift oder nicht, verläuft bislang zu willkürlich: Was sind hier die Kriterien? Bilanz: absolut ausbaufähig!
„Gewinner“ und „Verlierer“: Mit aller Vorsicht nach 10 Spieltagen formuliert: Manuel Gräfe
(aufgrund seiner Führungskritik stark im Fokus) und Deniz Aytekin pfeifen herausragend gut. Felix Brych, Daniel Siebert und Sascha Stegemann haben bislang die meisten Einsätze – auch sie pfeifen ordentlich bis überzeugend. Der Status von Robert Hartmann, Guido Winkmann und Markus Schmidt (in der Reihenfolge) scheint bei Fröhlich und Co. gestiegen zu sein – sie bekommen regelmäßige Einsätze und machen ihre Sache gut. Vor allem bei Hartmann scheint der Sprung zum hervorragenden Bundesliga-Schiedsrichter machbar zu sein. Tobias Stieler und Felix Zwayer, die kommenden Spitzenleute der neuen Generation, standen grade im Oktober zu oft negativ im Fokus, als dass man bislang von einem gelungenen Auftakt für sie sprechen könnte. Bilanz: eigentlich nicht schlecht – aber auch mit Video-Assistenten wurden die Diskussionen nicht weniger.
Die „Neuen“: Bibiana Steinhaus, Sven Jablonski, Sören Storks und Martin Petersen heißen die Bundesliga-Neulinge in dieser Spielzeit. Der Generationenwechsel innerhalb der Schiedsrichter-Elite in Deutschland ist damit vorerst abgeschlossen und die Bilanz fällt bislang gar nicht so schlecht aus. Das liegt vor allem an den letztjährigen Debütanten Harm Osmers, Benjamin Cortus, Dr. Robert Kampka und (mit leichten Abstrichen) Frank Willenborg, die ihre Tauglichkeit bislang absolut unter Beweis gestellt haben, aber auch an den diesjährigen Neulingen. Bibiana Steinhaus, Sven Jablonski und Sören Storks meisterten ihre ersten Auftritte souverän. Martin Petersens erstes Spiel verlieft sehr unglücklich – auch hier spielte der Video-Assistent wieder eine Rolle (wenn er denn schon verfügbar ist). Nicht zu vergessen sind an dieser Stelle auch Patrick Ittrich und Benjamin Brand, die, noch relativ neu in der Bundesliga, ihre Sache sehr ordentlich machen und (vorallem im letztgenannten Fall) auch glänzende Perspektiven für die kommenden Jahre mitbringen. Bilanz: Daumen hoch! [Bene]