You are currently viewing Brutaler Klos und gnädiger Welz

Brutaler Klos und gnädiger Welz

Am 17. Spieltag kam es in der 1. Bundesliga zu zahlreichen strittigen Szenen, in denen die DFB-Schiedsrichter gefordert wurden. Wir blicken auf nicht geahndete Fouls, korrekte Abseitseingriffe, einen zurecht verweigerten Handelfmeter und eine umstrittene rote Karte nach VAR-Eingriff in Leipzig. 

FC Bayern München – VfL Wolfsburg 4:0 (SR: Tobias Welz)

Im schon längst entschiedenen Eröffnungsspiel des letzten Spieltags der Hinrunde gab es einen Aufreger kurz vor Schluss, als der Münchner Angreifer Robert Lewandowski vom Wolfsburger Verteidiger Bornauw im VfL-Strafraum gelegt wurde. Dabei ging der Wolfsburger Spieler durchaus regelwidrig vor, indem er Lewandowski zu Boden zog. Doch Schiedsrichter Tobias Welz winkte ab und ließ weiterspielen. Was den Spielverlauf anging, war die Entscheidung beim Stand von 4:0 vielleicht noch verständlich. Dennoch handelt es sich hier um einen klaren Strafstoß und auch um die Verhinderung einer klaren Torchance, die mit einer roten Karte für Bornauw zu ahnden gewesen wäre. Sehr schleierhaft ist hier auch, wieso VAR Tobias Stieler nicht eingriff.

TSG Hoffenheim – Borussia Mönchengladbach 1:1 (SR: Sven Jablonski)

Gegen Ende der ersten Halbzeit forderten die Hoffenheimer einen Strafstoß nach einem Handspiel von Ginter. Der Gladbacher Verteidiger blockte mit dem angelegten Arm den Schuss von Kaderabek. Dabei warf sich Ginter mit dem gesamten Körper in die Schusslaufbahn und blockte den Ball mit dem Arm. Es lag aber weder eine Vergrößerung der Körperfläche vor, noch kann man ihm hier die Absicht unterstellen, den Ball mit dem Arm spielen zu wollen. Denn hier ging nicht der Arm zum Ball, sondern der gesamte Körper mit angelegtem Arm. Würde man hier auf strafbares Handspiel entscheiden, dürften sich Spieler überhaupt nicht mehr in Bälle werfen ohne einen direkten Freistoß oder gar Strafstoß gegen sich zu riskieren, sollte der Arm angeschossen werden. Eine absolut sinnvolle und regeltechnisch korrekte Entscheidung von Schiedsrichter Sven Jablonski, die vom VAR bestätigt wurde.

RB Leipzig – Arminia Bielefeld 0:2 (SR: Frank Willenborg)

In der 70. Minute zeigte Schiedsrichter Frank Willenborg dem Bielefelder Stürmer Fabian Klos die gelbe Karte für ein sehr hartes Einsteigen gegen den Leipziger Verteidiger. Doch VAR Daniel Schlager meldete sich nach der Entscheidung aus Köln und schickte Willenborg an den Monitor zum On-Field-Review. Dort offenbarte sich ihm offensichtlich erst die Härte des Foulspiels von Klos, der deutlich zu spät kam und Orban mit offener Sohle auf den Knöchel trat, sodass dieser schon zeitweise am Boden komplett auflag. Das der Fuß von Klos nicht durchgestreckt, sondern noch leicht angewinkelt ist, steigert hier eher die Kraft des Tritts. Insgesamt spricht die Intensität hier doch deutlich für ein grobes Foulspiel, sodass die Entscheidung Rot absolut berechtigt war. Klos ging hier zwar grundsätzlich zum Ball, nahm aber durch seinen harten Tritt gegen Orban die Verletzung des Gegenspielers in Kauf. Der VAR-Eingriff ist hier mit einer klaren Fehlentscheidung zu rechtfertigen.

Bei einem Treffer mit offener Sohle und hoher Intensität oberhalb des Knöchels gibt es letztlich keinen Spielraum da ist Gelb schlichtweg falsch. Deshalb ist der Eingriff zu Recht erfolgt. 

Hertha BSC – Borussia Dortmund 3:2 (SR: Marco Fritz)

In der ersten Halbzeit wurde die Führung der Berliner in der 15. Minute nach einem VAR-Eingriff aberkannt. Der Grund war eine sehr knappe Abseitsposition vom Hertha Spieler Belfodil, der zwar nicht am Ball war, aber durch den Zweikampf mit Witsel diesem den Weg versperrte. Somit wurde er aktiv und der vermeintliche Führungstreffer von Maolida zählte korrekt nicht. Da es sich hier nicht nur um eine faktische Entscheidung handelte, sondern es um die Bewertung aktive oder passive Abseitsstellung ging, schickte VAR Pascal Müller den Schiedsrichter Marco Fritz nach den Vorgaben des VAR-Protokolls zum Monitor.

Fazit: Insgesamt ein gutes Wochenende für die DFB-Schiedsrichter in der 1. Bundesliga. Bis auf die im Spielverlauf unbedeutende Szene bei Bayern gegen Wolfsburg wurden alle strittigen und spielentscheidenden Szenen korrekt bewertet.

Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.