Die Weltmeisterschaft vom 14. Juni bis 15. Juli 2018 wird für die Schiedsrichter die mutmaßlich größere Herausforderung darstellen als alle anderen großen Turniere zuvor, da in Russland zum ersten Mal der umstrittene Videobeweis zum Einsatz kommen wird. Wer genau als Videoassistent für diese Weltmeisterschaft nominiert wird, will die FIFA erst Ende April nach dem Ende eines zweiwöchigen Lehrgangs der WM-Schiedsrichter in Italien bekanntgeben. Während des Turniers sollen dann alle Spiele zentral aus einem Kontrollzentrum in Moskau überwacht werden.
Schon jetzt ist sicher, dass zahlreiche Referees ohne praktische Vorerfahrung mit dem Videobeweis zur WM reisen werden. In der laufenden Saison wird diese technische Revolution nur in acht Ländern Woche für Woche im Ligabetrieb getestet. Vier davon – Belgien, Portugal, Australien und Südkorea – sind auf der Schiedsrichter-Liste dieser Weltmeisterschaft aber nicht vertreten.
England gehört wie Frankreich oder China zu den Verbänden, die den Videobeweis bislang nur unregelmäßig in ausgesuchten Matches oder Pokal-Wettbewerben eingesetzt haben. Das Mutterland des Fußballs fehlt aber sogar zum ersten Mal seit 1938 auf der Schiedsrichter-Liste einer WM. Howard Webb, Leiter des Endspiels von 2010 und Lebensgefährte der deutschen Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, hatte seine Karriere 2014 beendet.
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Worauf achten Video-Assistenten?
Wie werden VAR die Schiedsrichter bei ihren Entscheidungen unterstützen? Sie werden auf eindeutige Fehler in den folgenden vier spielentscheidenden Situationen achten:
1. Tore
Sie werden feststellen, ob es ein Vergehen gab, das zur Aberkennung eines Tores führen sollte.
2. Strafstöße
Ihre Rolle besteht darin, eindeutige Fehler bei der Entscheidung für oder gegen einen Strafstoß zu verhindern.
3. Rote Karten
Video-Assistenten werden dafür sorgen, dass bei der Frage, ob ein Spieler des Feldes verwiesen werden sollte oder nicht, keine eindeutigen Fehlentscheidungen getroffen werden.
4. Spielerverwechslungen
Wenn ein Schiedsrichter den falschen Spieler verwarnt oder des Feldes verweist oder unsicher ist, welcher Spieler bestraft werden sollte, sind die Video-Assistenten zur Stelle, um ihn zu informieren.
Der Ablauf
Die Video-Assistenten analysieren im Hintergrund kontinuierlich wichtige Entscheidungen. Nachfolgend finden Sie den Ablauf für den Fall, dass sie mit dem Schiedsrichter in Kontakt treten müssen.
1. Vorfall
Der Schiedsrichter informiert die Video-Assistenten, oder die Video-Assistenten empfehlen dem Schiedsrichter, eine Entscheidung/einen Vorfall zu überprüfen.
2. Überprüfung und Empfehlung von den Video-Assistenten
Die Videoassistenten überprüfen die Videoaufnahmen und teilen dem Schiedsrichter über Headset mit, was auf dem Video zu sehen ist.
3. Entscheidung oder Überprüfung
Der Schiedsrichter beschließt, sich die Videoaufnahmen am Spielfeldrand anzusehen, oder er nimmt die Informationen des Video-Assistenten ohne weitere Prüfung zur Kenntnis und handelt dementsprechend.
Häufig gestellte Fragen
Wer trifft die endgültige Entscheidung?
Die endgültige Entscheidung trifft immer der Schiedsrichter. Video-Assistenten sollen ihn lediglich unterstützen, beraten und informieren, um eindeutige Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Lässt sich durch den Einsatz von VAR etwas bewirken?
Laut einer unabhängigen Studie kann der Prozentsatz korrekter Entscheidungen durch den Einsatz von Video-Assistenten von 93 Prozent auf 98,8 Prozent gesteigert werden.*
Entstehen dadurch keine langen Spielunterbrechungen?
Da durchschnittlich nur einmal in jedem dritten Spiel von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wird, sich Videoaufnahmen am Spielfeldrand anzusehen, geht durch den Einsatz von Video-Assistenten nur knapp eine Minute Spielzeit verloren. Bei Freistößen sind es hingegen fast neun Minuten.*
*Studie der belgischen Universität KU Leuven