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Weltschiedsrichter Brych: Im Erfolg macht man die meisten Fehler

Felix Brych pfeift seit fast zwanzig Jahren in der Bundesliga und ist zweimaliger Weltschiedsrichter. In der Bayern-1-Sendung „Blaue Couch“ spricht der Münchner über seinen Werdegang sowie Fehler und Niederlagen in seiner Karriere.

Schiedsrichter Felix Brych hat im Fußball viel erlebt. Der Münchner hat nahezu alles gepfiffen und schon jeden Weltstar auf dem Platz gebändigt. Im Gespräch mit Thorsten Otto auf der „Blauen Couch“ in „Bayern 1“ spricht der zweimalige Weltschiedsrichter auch über Fehler und Niederlagen in seiner Karriere.

Vorbereitung ist alles

Der Job des Schiedsrichters beginnt längst nicht mehr erst auf dem Platz, sondern schon weit vorher. Vorbereitung sei ein entscheidender Punkt, erklärt Brych im Gespräch auf „Bayern 1“. „Ich hab immer versucht, eins zu werden mit dem ganzen Spiel, mit den Spielern, den Trainern, den Fans, der Atmosphäre, auch mit dem Tabellenstand.“ Sein Ziel sei es, alles über alle Spieler zu wissen, die auf dem Feld stünden.

„Umso besser die Vorbereitung war, umso besser war ich“, sagt der studierte Jurist rückblickend. Das kann er dann auf dem Rasen direkt anwenden und macht das noch vor Anpfiff: „Wenn es rausgeht, sauge ich viel auf. Ich schaue die Spieler an, schaue in die Augen – wie sind sie drauf? Ich versuche die Stimmungen zu erkennen, auch die Trainer gucke ich mir an.“ Bei Spielen in der Champions League bekomme er die Hymne gar nicht mit, so konzentriert sei er.

Größte Niederlage bei der WM 2018

Doch auch Brych hat in seiner ansonsten sehr erfolgreichen Karriere Niederlagen hinnehmen müssen und lernen müssen, mit diesen umzugehen. Besonders die WM 2018 beschäftigte ihn lange. Beim Spiel Schweiz gegen Serbien verweigerte Brych den Serben einen Elfmeter, was hohe Wellen schlug. Serbien verpasste das Achtelfinale und die serbische Nationalmannschaft wie auch die Presse wüteten gegen Brych. Der gibt sich heute sehr selbstkritisch.
Er sei damals in Topform zum Turnier angereist und als Favorit auf das Finale. „Deutschland ist früh ausgeschieden, der Weg war frei für mich. Und dann so eine Niederlage. Ich habe lange gebraucht, weil ich auch selber Fehler gemacht habe in punkto Vorbereitung. Ich war nicht so vorbereitet wie sonst. Ich war zu selbstsicher. Ich habe das Turnier nicht wirklich ernst genommen. Ich dachte, es läuft von alleine. Und das habe ich mir selbst nicht so richtig verziehen.“ Die WM habe er ein Jahr mit sich „herumgeschleppt“, erzählt Brych.

2021: Schluss mit internationalen Spielen

Heute weiß der 47-Jährige besser mit derartigen Negativerlebnissen umzugehen: „Im Erfolg macht man auch die meisten Fehler. Das habe ich über die Jahre gelernt, dass ich den Misserfolg nicht so ernst nehme, aber den Erfolg auch nicht überbewerte. Dafür brauche es aber Erfahrung. Das klappt nicht in der ersten Saison.“

Sogar Chiellini verneigt sich

Aktuell pfeift der fünfmalige Schiedsrichter des Jahres „nur“ noch in der Fußball-Bundesliga. Seine internationale Karriere, auf die er zufrieden zurückblickt, hat der Unparteiische 2021 beendet. Gerne erinnert er sich an das WM-Halbfinale 2020 zwischen Italien und Spanien, als sich Italiens Georgio Chiellini noch vor Beginn des Elfmeterschießens verneigte, um Brychs Leistung zu würdigen. „Nach dem Spiel ist mir das bewusst geworden. Chiellini war ein besonderer Spieler“, sagt Brych drei Jahre später. „Dieses Spiel war der Höhepunkt meiner Karriere. Es war eine nahezu perfekte Leistung und dann diese Geste.“

Quelle: BR Sport 

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Dieter Albrecht

    Die Laufbahn von Felix Brych ist nicht nur in Deutschland einzigartig und wird es bleiben. Auf lange Zeit wird sein Rekord mit 69 CL-Spielen und 16 Quali-Einsätzen Bestand haben. Auch bei den mehr als 60 Länderspielen liegt der Münchener vorne. Nach der Saison 2023/24 wird er an der Spitze der Einsätze in der Bundesliga (bisher 336) stehen vor Wolfgang Stark (344) und Markus Merk (338). In Griechenland ist er zudem seit einigen Jahren bei wichtigen Spielen in der Meisterschaftsendrunde und dem Pokalfinale sehr gefragt.
    Da spielen die wenigen Rückschläge in mehr als 20 Jahren im Profibereich keine Rolle. Rundum ist es eine im deutschen Fussball einmalige Karriere, deren Ende noch offen ist.

  2. Andreas

    Eine große Karriere und ein Ausnahmeschiedsrichter.

  3. Dieter Albrecht

    Andreas, es gibt, wie bei der WM, bei uns auch mal volle Übereinstimmung. Felix Brych wird noch eine Saison machen. Ob es danach noch weitergeht, bleibt abzuwarten. Eigentlich können wir uns, wie bei den anderen „Alten“, Deniz Aytekin und Marco Fritz deren Ausscheiden gar nicht leisten.

  4. Andreas

    Das sehe ich auch so, dass die drei genannten nur schwer zu ersetzen sein werden

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