Auch für die Schiedsrichter geht eine bewegende Saison zu Ende. Das sind für mich die vier prägendsten Figuren gewesen:
von: Thorsten Kinhöfer
- Comeback des Jahres: Marco Fritz (45)
Er ist zwar schon lange dabei, pfiff aber die letzten Jahre eher „unter dem Radar“. In dieser Saison hat er das Rückspiel zwischen Bayern und Dortmund bekommen, auch das Derby Schalke gegen den BVB und gestern die Borussia gegen Mainz. Alles fehlerfrei und unauffällig – stark!
- Konstante des Jahres: Deniz Aytekin (44)
Er ist einfach eine Bank, wird gefühlt immer besser. So souverän wie er agiert kein anderer Schiri auf dem Platz. Bei ihm hat man immer das Gefühl, dass er alles im Griff hat.
- Aufsteiger des Jahres: Sven Jablonski (33)
Er ist zwar schon Fifa-Schiedsrichter, aber was er für einen Sprung gemacht hat in dieser Sasison, ist bemerkenswert. Spricht die Sprache der Spieler und kommt deshalb unheimlich gut an bei ihnen. Auch deshalb bekam er wichtige Spiele und durfte gestern Köln gegen Bayern pfeifen.
- Pechvogel des Jahres: Sascha Stegemann (38)
War am 30. Spieltag zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort und übersah einen klaren Strafstoß für Dortmund gegen Bochum. Sein Video-Assistent ließ ihn im Stich, er war der Sündenbock aller Schwarz-Gelben. Pfiff danach auch kein Bundesliga-Spiel mehr. Ein absoluter Spaßvogel, der leider zum Pechvogel wurde.
Quelle: bild am Sonntag
Die Saisoneinschätzung von Thorsten Kinhöfer kann ich weitestgehend teilen. Es sind die Mittvierziger, die ganz oben stehen. Ein Name fehlt: Felix Brych. Seine souveränen Spielleitungen bei den Bundesligaeinsätzen werden als selbstverständlich schon nur noch am Rande wahrgenommen. Trotz Beendigung seiner internationalen Laufbahn ist er auch im Ausland weiter sehr gefragt. So leitete er im Mai das Pokalfinale in Griechenland zwischen AEK Athen und PAOK Saloniki. Kurz zuvor die für die Meisterschaft vorentscheidende Partie Olympiakos Piräus gegen Panathinaikos Athen. Beide sehr gut gelaufenen Spiele wurden ohne Zuschauer ausgetragen. Weil in Griechenland außerordentlich schwierige – teilweise chaotische – Verhältnisse herrschen, werden seit einigen Jahren für die ganz wichtigen Spiele ausländische Spitzenschiedsrichter angefordert. Brych war seit 2019 bereits sechsmal im Einsatz.
Sven Jablonski ist der Nachwuchsmann des Jahres, hat sich enorm gesteigert und steht jetzt auf der FIFA-Liste. Auch für unsere derzeitige Nummer eins, Daniel Siebert, ist die Saison insgesamt gut gelaufen. Harm Osmers und Daniel Schlager müssen sich auch international bewähren. Florian Badstübner und Matthias Jöllenbeck stehen auf dem Sprung.
Sascha Stegemann hat das Trauma von Bochum zu verkraften. Er hat innerlich wohl gehofft, dass Dortmund Meister wird. Das hat aber nicht nur an ihm gelegen. Er wird in der kommenden Saison einiges verbessern müssen, um neben der Bundesliga auch internationale Anerkennung zu erlangen. Für Benjamin Cortus und Tobias Reichel ist die Saison (nur national) nicht gut gelaufen.
Wir sind international in der FIFA und UEFA derzeit nicht mehr so stark gefragt. Dennoch sieht es bei uns nicht so schlecht aus, wie es von einigen Kritikern dargestellt wird. Der Nachwuchs hat es selbst in der Hand, zügig nach oben zu kommen, wenn nach dem Abtreten von Brych, Aytekin, Fritz und vielen anderen, in drei bis fünf Jahren, mit dem Abgang der Hälfte unserer Bundesliga-Schiedsrichter, ein totaler Generationswechsel stattfindet. Bleibt abzuwarten, ob und wenn ja, welche Veränderungen zur kommenden Saison anstehen. Timo Gerach hat bereits zwei „Schnupperspiele“ bekommen. In der 2. Liga warten aber noch weitere Kandidaten.
Tragisch verläuft die Karriere von Benjamin Brand und Sören Storks. Zwei gute Schiedsrichter, die längst auf der internationalen Liste stehen würden, von ihrer hohen Verletzungsanfälligkeit aber seit Jahren ausgebremst werden.
Also Dieter im Prinzip alles toll. Das dieses Jahr mehrere teils haarsträubende Fehlentscheidungen getroffen worden sind, ist ja egal. Es sind ja alle so toll. Wenn Fritz, Brych und Aytekin aufhören geht das Licht aus
Beim lesen meines Kommentars wird deutlich, dass ich Unterschiede der Leistungen herausgestellt habe. Darüber wird sich der DFB-SR-Ausschuss jetzt seine Gedanken machen. Es könnte auf der Schiedsrichterliste für die Saison 2023/2024 durchaus die eine oder andere Veränderung geben, wenn sich bessere Schiedsrichter aus der 2. Liga anbieten.