Die DFB-Frauen begannen die Partie stark, machten aber nichts aus ihrer Feld- und Chancenüberlegenheit. So fühlten sich die Chinessinen ab Minute 30 immer wohler und konterten die Deutschen ein ums andere Mal aus. Mehrfach musste Almuth Schulth Kopf und Kragen riskieren. Irgendwie haben sie es dennoch geschafft um das 0:0 zu halten. Gut und gerne konnten die DFB-Mädels zur Pause schon mit 2, 3.0 hinten liegen. Mit Glück hielt die DFB-Auswahl das 0:0 und ging mitte der zweiten Hälfte durch einen Gewaltschuss von Giulia Gwinn in Führung. Ein ganz wichtiger Auftaktsieg für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft.
Die kanadische Unparteiische Marie-Soleil Beaudoin zeigte der Chinesin nach 12 Minuten das erste Mal Gelb, als Shanshan Wang Dzsenifer Marozsán im Zweikampf übereifrig auf den Fuß stieg.
Vier Minuten später die erste riesen Chance für die Chinesinnen. Zunächst hat es Marozsán sehr gut gemacht, die sich in zentraler Position von ihrer Gegenspielerin löste und auf die freistehende Popp weitergab. Die Wolfsburgerin hatte Probleme bei der Ballannahme und die Chance verpuffte. Blitzschnell ging es in die andere Richtung, weil sich die deutsche Mannschaft einen leichten Ballverlust leistete. Aus halbrechter Position nahm Li Yang im Strafraum Maß, Marina Hegering rauschte heran und verhinderte Schlimmeres – weiter 0:0. Aber die DFB-Elf ist gewarnt – bei aller Spielkontrolle, die sie bislang in dieser Partie hatte, muss auch die Konzentration hoch gehalten werden. Das chinesische Team spielte schnell nach vorne und hatte Qualität im Angriff. Was als Flanke gedacht war wurde zum Torschuss. Carolin Simon zog die Pille nach einer Ecke mit Zug zum Tor und prüfte den Querbalken, weil das Ding länger und länger wurde. Glück für China!
Mit zunehmendem Spielverlauf wurden auch die Zweikämpfe ruppiger. Insbesondere die Chinesinnen kamen hier und da reichlich spät in die Zweikämpfe und holzten die deutschen Spielerinnen weg. Schiedsrichterin Beaudoin ließ die Leine aber lang.
Zum zweiten Mal riesen Glück für Deutschland
Mit einem Mal war die gesamte deutsche Hintermannschaft ausgehebelt, weil die Chinesinnen einen starken Konter spielten. Li Yang hatte die Gelegenheit auf dem Fuß, scheiterte aus zentraler Position aber am Pfosten. Im Nachsetzten nach dem Schuss stocherte die Stürmerin gegen Schult, die den Ball unter sich begraben hatte, nach. Dafür gab es die berechtigte zweite Verwarnung von der Unparteiischen.
Die Chinesen beeindruckten die Deutschen mit ihrer teilweise überharten Gangart in die Zweikämpfe zu gehen. Da hätte die kanadische Schiedsrichterin mehr durchgreifen müssen, allerdings hat sie mit einer extrem langen Leine agiert. Bei einem Foulspiel im Mittelfeld fehlte in jedem Fall die Gelbe Karte. Die Chinesen sind allerdings für ihre robuste Art zu spielen bekannt. Das müssen halt die Spielerinnen annehmen. Aber teilweise war es für Frauenfußball schon eine sehr harte Gangart, was die Unparteiische unterbinden hätte müssen. Bemerkenswert ist aber, wie cool die Frauen drauf reaguerten. Die stehen wieder auf wenn nicht gepfiffen wird und bleiben nicht liegen. Ein Neymar würde schreiend auf dem Boden liegen und 6 Monate pausieren.
Die zweite Hälfte begann wie die Erste begann: Peng Han flog mit allem was sie hatte in den Zweikampf mit Svenja Huth. Der Ball wurde gespielt, von ihrer Gegenspielerin erwischte die Innenverteidigerin allerdings auch eine Menge. Die Chinesinnen gaben keinen Ball verloren. Wenn der Ball im Spiel ist, ist es halt bei extrem langer Leine kein Foul, auch wenn man hier angesichts der vielen harten Zweikämpfe mal eine Gelbe Karte geben konnte. Die dritte Verwarnung der Partie sah dann Shanshan Liu, die erneut Svenja Huth mit dem langen Bein auf den Schlappen gestiegen war.
Dann war es passiert – Deutschland ging in Führung! Nach einer Ecke von Dzsenifer Marozsán landete der Ball über Umwege im Rückraum. Giulia Gwinn erwischte den Schuss aus der zweiten Reihe perfekt und schickte die Kugel für Shimeng Peng unhaltbar links ins Eck. An der Grenze zur Legalität schmiss sich Alexandra Popp bei der Vorarbeit, doch die Schiedsrichterin ließ weiterlaufen. Aus unserer auch zurecht. Es gehen beide hoch und treffen sich. Da macht keiner den Weg in den Gegner rein.
In der Schlussphase sah die erst zur Pause eingewechselte 17.Jährige Lena Oberdorf Gelb. Sie wusste sich gegen Shuang Wang nur noch mit dem Foul zu helfen. Dafür gab es Gelb und eine gute Freistoßmöglichkeit für China.
Fazit: Die Schiedsrichterin aus Kanada leitete arg großzügig, gewährte einiges den Chinesen. Manche sagen es war zuviel des Guten, aber es war eigentlich nie etwas Böses, auch wenn man die ein oder andere Gelbe Karte mehr diskutieren kann. Insgesamt denke ich, war es in Ordnung wie sie geleitet hat. In der zweiten Hälfte hat sie konsequenter gepfiffen. Meine Note in einem phasenweise schwer zu leitenden Spiel mit vielen zu bewertenden Zweikämpfen in einem dann doch insgesamt normal zu leitenden Spiel eine 8,4.