Eine Ära geht zu Ende.
Einer der weltbesten Schiedsrichter aller Zeiten tritt von der sportlichen Bühne ab. Dr. Felix Brych beendet mit dem Bundesligaspiel FC Augsburg gegen Union Berlin am Sonnabend, 17. Mai um 15.30 Uhr, seine herausragende Laufbahn. Es war sein Wunsch, im letzten Auftritt noch „ein ruhiges Spiel“ zu bekommen, „in dem es um nichts mehr geht“. Zum Abschluss passt auch die Besetzung mit seinen langjährigen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp.
Der Münchener hat Maßstäbe gesetzt. In seiner Vita stehen 359 Bundesligaspiele. Eine Zahl für die Ewigkeit, die kaum jemals wieder erreichbar sein wird. Ohne einige verletzungsbedingte Unterbrechungen wäre die Zahl noch um einiges höher ausgefallen. Hinzu kommen 139 Zweitligaeinsätze und 42 DFB-Pokalspiele. Zweimal leitete der Münchener das DFB-Pokalfinale. An spielfreien Wochenenden war er zusätzlich auch als VAR im Kölner Keller im Einsatz.
Brych wurde zweimal zum Weltschiedsrichter gewählt, war sechsmal DFB-Schiedsrichter des Jahres. Unerreicht ist die Zahl seiner 69 Einsätze in der Champions League. Hinzu kommen Finalspiele der Champions League und Euro League. Eine weitere Rekordmarke bedeuten 63 A-Länderspiele. Eine Zahl, die weltweit nur sehr wenige Schiedsrichter aufweisen können. Er hat an jeweils zwei Welt- und Europameisterschaften teilgenommen, dazu kommen 2012 Olympische Spiele in London. International und für den DFB kommen mehr als 850 Spiele zusammen.
Höhepunkt war die auf den gesamten Kontinent verstreute EM 2021, als Brych, absolut einmalig, zu fünf Spielen eingeteilt wurde. Ein mögliches WM- oder EM-Finale blieb ihm versagt Zum Jahresende 2021 beendete er seine internationale Karriere.
Nur wenige waren so lange aktiv wie der promovierte Jurist, der nach 21 Jahren auf höchstem Niveau, als ältester aktiver Bundesliga-Schiedsrichter in die Geschichte eingehen wird. Am 3. August dieses Jahres vollendet der beim Bayerischen Fußballverband als stellvertretender Hauptabteilungsleiter Sport tätige Brych das 50. Lebensjahr. Auf der DFB-Liste steht er seit 2001, leitete sein erstes Bundesligaspiel zwischen Hertha BSC und Mainz 05 (1:1), am 28. August 2004, im Berliner Olympiastadion.
Neben der Schiedsrichtertätigkeit ist Felix Brych auch als Autor in Erscheinung getreten. Sein selbstkritisches Buch „Aus kurzer Distanz“ mit ausführlichen Schilderungen der Höhen und Tiefen in seiner Laufbahn, gehörte zeitweise zu den Bestsellern.
Felix Brych war keiner zum Anfassen, der den Körperkontakt mit Schulterklopfen und freundschaftlichen Umarmungen auf dem Platz akzeptiert hat. Distanz und Respekt, waren eine wichtige Voraussetzung. Seine ruhige, unauffällige Art, ohne große Gesten, brachten ihm große Anerkennung ein. Die Spieler konnten sich durch seine Berechenbarkeit auf die Spielleitung einstellen.
Brych ist ein Schiedsrichter mit Vorbildcharakter, der mit ganzem Einsatz und dem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn für seinen geliebten Sport gelebt hat.
Die IG Schiedsrichter wünscht Felix Brych für die Zeit danach alles Gute.
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Ein letztes Mal gut Pfiff. Einer der besten Europas geht von der großen Bühne. Sehr schade hätte ihn gerne weiter auf dem Platz gesehen.
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Dieter Albrecht! Absolut klasse zusammengefasst.