Im Fernsehen läuft alles noch mal in Zeitlupe. Doch ein Schiedsrichter muss beim Fußball erst mal ohne auskommen. Hier erzählt Bundesliga-Schiri Bastian Dankert im Interview, wie er auf dem Platz den Überblick behält.
ROSTOCK. Es geht ständig hin und her. Innerhalb kurzer Zeit muss ein Schiedsrichter viele Entscheidungen treffen: Wer hat als letztes den Ball berührt? War das gerade ein Foul oder nicht? Solche Fragen muss sich Bastian Dankert ständig stellen. Er ist einer der Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga. Den dpa-Nachrichten für Kinder erzählte er im Interview, von wo er die beste Sicht hat. Und wie er verhindert, mit den Fußballern zusammenzustoßen.
Herr Dankert, wie behalten Sie bei den Fußball-Spielen den Überblick?
Zunächst einmal habe ich das Glück, dass die beiden Mannschaften immer in unterschiedlichen Trikot-Farben spielen. Nein, Scherz beiseite: Natürlich kommt es auf die Konzentration an. Dann die Fitness, und natürlich müssen wir auch die Regeln sehr gut kennen.
Von wo sieht man auf dem Platz am besten?
Für uns Schiedsrichter ist immer wichtig, dass wir von der Seite auf die Zweikämpfe blicken. Dann können wir besser entscheiden, für wen der Freistoß oder der Eckball oder auch der Einwurf ist. Wenn man auf die Rücken der Spieler guckt, ist es ganz schwierig zu erkennen. Wird er gestoßen, weil man die Arme nicht sieht? Oder tritt er in die Hacken, weil man die Füße des Gegners nicht sieht?
Wie vermeiden Sie, dass Sie den Spielern in die Quere kommen?
Das lernt man mit den Jahren, das ist viel Erfahrung. Wo könnte der Ball hin gespielt werden? Da wir uns die Spiele der Mannschaften anschauen, wissen wir ganz genau, wie sie spielen: ob sie über die Flügel spielen, ob sie durch die Mitte spielen. Dementsprechend kann man sich dann auch mit den Laufwegen schnell anpassen.
Vor ein paar Jahren haben Sie mal ein klares Handspiel übersehen. Wie war das für Sie?
Das ist natürlich eine Situation gewesen, die mich sehr geprägt hat in allen Lebenslagen, weil man schon allein in der Welt dasteht, wenn alle auf dich einprügeln. Dann sollte man die Zeitungen, das Fernsehen und Social-Media-Kanäle für ein bis zwei Wochen ausblenden.
Wer hat Ihnen in dieser schwierigen Situation geholfen?
Wir haben Experten bei uns im Team und beim Deutschen Fußball-Bund. Da war ich natürlich sehr froh, dass ich diese Personen alle an der Seite hatte – und vor allen Dingen die Familie. Ohne die kommt man aus so einem Loch nicht mehr so schnell raus.
Denken Sie nach Spielen noch viel über Ihre Entscheidungen nach?
Man sitzt im Flugzeug, man sitzt im Auto, schließt die Tür auf und schläft vielleicht auch noch ein bisschen ungut. Aber wenn um sieben Uhr die Kinder ins Bett krabbeln und sagen: „Papa, wir freuen uns, dass du da bist.“ Dann ist alles andere zweitrangig.