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IT’S COMING ROME – Kuipers mit exzellentem Finale

Italien ist Europameister 2020! Im Wembley-Stadion gewinnen die Italiener nach Elfmeterschießen mit 3:2 gegen die Engländer. In der regulären Spielzeit konnten die Three Lions bereits in der 2. Minute durch Shaw in Führung gehen, in der zweiten Halbzeit glich Bonucci (67.) für Italien aus. In der Verlängerung gab es keine Treffer. Der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers lieferte über die vollen 120 Minuten eine exzellente Leistung ab und zahlte das Vertrauen der UEFA mit dieser Einteilung voll zurück.

Die große Ehre der Finalspielleitung wurde dem erfahrenen Niederländer Björn Kuipers zu Teil. Ihm assistierten wie gewohnt Sander van Roekel und Erwin Zeinstra. Als Vierter Offizieller wurde der Spanier Carlos del Cerro Grande eingeteilt. Das Videoassistenten-Team wird angeführt von Bastian Dankert. Er wird unterstützt vom Niederländer Pol van Boekel (VA-A1) und den beiden Deutschen Christian Gittelmann (VA-A2) und Marco Fritz (VA-A3). 

Das große Finale der Europameisterschaft 2020 startete direkt ereignisreich. Schon in der 2. Minute gingen die Engländer durch einen tollen Spielzug über die rechte Seite in Führung. Trippier kam im Anschluss am rechten Strafraumeck zum Flanken Richtung langer Pfosten, wo Luke Shaw von hinten angekommen war und mit einem tollen Abschluss ins linke Eck die Three Lions in Führung brachte. Der Traumstart für England! Nachdem frühen Treffer blieben die Engländer bei ihrem Fußball und machten es so den eigentlich sonst so spielstarken Italienern schwer überhaupt in die Partie zu kommen. Schiedsrichter Björn Kuipers hatte dagegen überhaupt keine Probleme in die Partie zu finden und gab von Anfang an eine gute Linie vor. Die wenigen Fouls entschied er richtig, lediglich bei knappen Abstoß/Eckball-Entscheidungen lag das Gespann mal falsch. Nach 10 Minuten kamen die Engländer erneut durch Trippier und Sterling vor das italienische Tor, dieses Mal konnte allerdings die legendäre Innenverteidigung der Squadra Azzurra die Situation noch klären. Danach ließ die Partie etwas nach. Beide Seiten taten sich schwer wirklich zu nennenswerten Chancen zu kommen. Bei den Three Lions passte meistens der letzte Pass nicht, die Italiener taten sich in den Zweikämpfen schwer gegen die so starke englische Abwehr. Die erste richtige Chance für Italien hatte Chiesa in der 35. Minute. Der Angreifer kam aus guten 20 Metern vor dem Tor von Jordan Pickford zu Abschluss. Der satte Schuss ging allerdings knapp rechts am Tor vorbei. Kurz vor der Pause gaben die Italiener nochmal Gas und versuchten den Ausgleich zu erzielen, trotz mehr Ballbesitz gegen Ende kam man kaum zu zwingenden Chancen. Nach der 4 minütigen Nachspielzeit (vor allem aufgrund der Verletzungsunterbrechung in der 22. Minute) blieb es bei der knappen Führung für England zur Pause.

Nach der Pause zog Kuipers direkt die erste Karte für Nicolo Barella, der Kane foulte. Auch diese Entscheidung ist durchaus nachvollziehbar. Kurz darauf drang Sterling wieder mit viel Tempo in den Strafraum ein und wurde von Bonucci etwas weggerempelt. Kuipers blieb cool und ließ weiterlaufen, die einzig vertretbare Entscheidung! Der englische Keeper Pickford ließ sich bereits um die Halbzeit herum sehr viel Zeit bei Abstößen, weswegen ihn Kuipers nach 55 Minuten endlich ermahnte. Zeitweise ließ man sich da über 20 Sekunden Zeit bei Spielfortsetzungen. Nach dieser Aktion wechselten die Italiener bereits zweimal. Trainer Roberto Mancini reagierte und brachte Berardi und Cristante für Barella und Immobile. Wiederrum nur wenige Momente später griff Kuipers wieder in die Tasche. Bonucci sah zurecht Gelb für ein Foul an Sterling. Kurz darauf musste das Spiel bei einem Freistoß für die Three Lions kurz unterbrochen werden, da es beim Schiedsrichter Probleme mit der Befestigung des Headset-Empfängers gab. An der Seitenlinie half der Vierte Offizielle del Cerro Grande Kuipers. Nach wenigen Sekunden war alles behoben und es konnte weitergehen. Nach einer Stunde zogen sich die Engländer immer mehr zurück und konzertierten sich auf das Verteidigen. Das hätte in der 62. Minute direkt durch Chiesa bestraft werden können. Sein flacher Schuss konnte allerdings von Pickford mit einer starken Parade abgewehrt werden. Die beste Chance in der zweiten Halbzeit! Auf die beste Chance folgte dann der Treffer für die Squadra Azzurra in der 67. Minute. Nach einem Eckball von der rechten Seite bekommen die Engländer im Getümmel den Ball nicht geklärt. Verratti köpfte nun den Ball auf das englische Tor, wo Pickford den Ball nur noch an den Pfosten lenken konnte. Der Abpraller landete direkt bei Leonardo Bonucci, der ohne große Mühen zum Ausgleich abstaubte. Nachdem Gegentreffer stellte der englische Trainer Gareth Southgate um und brachte Saka für Trippier. Die Partie wurde danach spielerisch auch wieder etwas offener. Jedoch waren die Italiener immer noch die bestimmende Kraft und kamen auch deutlich öfter vor das gegnerische Tor. In der 81. Minute musste das Spiel für gute 2 Minuten unterbrochen werden, da sich Chiesa verletzte. Zunächst ging es für den Italiener im Anschluss aber weiter. Drei Minuten später zeigte Kuipers Insigne Gelb für ein Foul 35 Meter vor dem englischen Tor. Auch diese Verwarnung ging in der Summe in Ordnung. In der 86. Minute musst Chiesa dann doch vom Feld. Er wurde durch Bernardeschi ersetzt. Kurz vor Schluss kamen die Three Lions vor allem durch Sterling ein paar mal in den gegnerischen Strafraum, am Ende wurde es aber kaum gefährlich. Nach zahlreichen Unterbrechungen (kurz zuvor sorgten ein paar Flitzer auch noch für Aufsehen auf dem Rasen des Wembley Stadions) entschied sich Kuipers zu 6 Minuten Nachspielzeit. In dieser gingen beide Teams kein großes Risiko ein, sodass es mit dem durchaus verdienten 1:1 in die Verlängerung ging. Den Engländern gehörte die erste Halbzeit, der Squadra Azzurra die Zweite. Kurz vor dem Abpfiff sah Kapitän Chiellini noch die gelbe Karte für das heftige Trikotziehen an der Außenlinie. Auch diese 4. Verwarnung gegen Italien war absolut berechtigt.

Im Gegensatz zu den beiden Halbzeiten gab es in der Verlängerung kein klar dominantes Team. Die Engländer kamen in den italienischen Strafraum, der letzte möglicherweise entscheidende Pass kam jedoch nie an. Die Italiener konnte ebenfalls wieder gute Offensivakzente setzen. Die beste Chance hatte die Squadra Azzurra in der 103. Minute, als die Engländer eine Flanke von der Grundlinie zurück in den Strafraum nur mit viel Mühe vor den italienischen Angreifern entschärfen konnten. So blieb es nach einer Minute Nachspielzeit in der ersten Hälfte der Verlängerung beim 1:1.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit ging es direkt auf beiden Seiten vor den Toren ab. Die Engländer hatten in der 107. Minute eine sehr gute Chance, die Italiener hätten im direkten Gegenzug kontern können, scheiterten am Ende jedoch schon an einer Abseitsstellung. Immer wieder gefährlich wurde es vor dem italienischen Tor durch Sterling, der mit seinem hohen Tempo in den Strafraum seitlich eindringen konnte. Bonucci und Chiellini waren jedoch stets rechtzeitig präsent und konnten klären. Schiedsrichter Kuipers blieb unauffällig in der Verlängerung und leitete die Partie weiterhin souverän. In der 112. Minute foulte Jorginho Grealish, indem er sehr intensiv in den Zweikampf ging, vom Ball abrutschte und schließlich den Engländer voll traf. Kuipers rief erstmal beide Ärzte auf den Platz und beruhigte die Situation und entschied anschließend korrekt auf Gelb. Trotz der hohen Intensität spricht hier vieles für Gelb, da Jorginho den Ball spielte und auf diesem abrutschte. Die Absicht den Gegenspieler so zu treffen bestand also nicht. Es war die fünfte gelbe Karte in der Partie, alle gingen an die Italiener. Aufgrund zahlreicher Wechsel und der Verletzungsunterbrechung gab es nochmal 3 Minuten extra, bevor das Elfmeterschießen in Wembley drohte. In dieser entstanden keine zwingenden Chancen, sodass es tatsächlich ins Elfmeterschießen ging!

Im Elfmeterschießen trafen die ersten beiden Schützen beider Mannschaften, bevor der zweite Italiener Belotti verschoss. Somit hatte Maguire als zweiter Engländer die Chance auf die Führung. Er trat an und verwandelte rechts oben. Damit war England im Vorteil! Doch das änderte sich mit den jeweils dritten Schützen. Bonucci traf, während Rashford seinen Elfmeter an den linken Pfosten setzte. Bernardeschi verwandelte nun für die Italiener und dann verschoss Sancho. Somit hatten die Italiener den Matchball! Jorginho trat an. Und Pickford hielt diesen Elfmeter mit Hilfe des Pfostens! Somit war England wieder im Spiel. Doch der 5. und damit letzte genannte Engländer musste trefen. Saka trat an und verschoss! Damit ist Italien Europameister 2020!

Fazit: Eine absolut souveräne Finalspielleitung von Björn Kuipers! Der niederländische Schiedsrichter konnte mit einer konsequenten Zweikampfbewertung überzeugen und leitete die Partie mit der vollen Akzeptanz der Spieler. Auch in der Verlängerung behielt er die volle Kontrolle und traf am Ende stets die richtigen Entscheidungen. Bravo! Gratulation an das gesamte #TeamKuipers!

Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Dieter Albrecht

    Herzlichen Glückwunsch an Björn Kuipers mit seinen beiden Assistenten Sander van Roekel und Erwin Zeinstra. Eine exzellente Spielleitung des seit vielen Jahren hervorragend funktionierendes Gespanns aus Holland. Der 48-jährige Kuipers könnte aufgrund seiner Fitness auch die Weltmeisterschaft 2022 pfeifen. Gleiches gilt für den zwei Jahre jüngeren Felix Brych. Die beiden ältesten Schiedsrichter der EM waren zugleich die herausragenden Persönlichkeiten. Brych will unbedingt noch ein Endspiel leiten. Der Münchener wird im Oktober – mit hoher Wahrscheinlichkeit – das Finale der Nations League mit den Halbfinalisten Belgien, Frankreich, Spanien und Europameister Italien erhalten. Große Persönlichkeiten bei den Schiedsrichtern sind sowohl national als auch international Ausnahmeerscheinungen. Die UEFA hat mit der Aufhebung der Altersgrenze von 45 Jahren in bestimmten Einzelfällen die richtige Entscheidung getroffen. Generell sollte die Begrenzung bestehen bleiben, damit die nachrückende Generation ihre Chance erhält.

  2. Reinard Laube

    Ein Mann wie Manuel Gräfe könnte, nein müsste auch nächste Saison noch pfeifen. (dürfen)!

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