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„Krebsgeschwür“: Legende Pierluigi Collina warnt vor Gewalt gegen Schiedsrichter

Der frühere Weltklasse-Referee Pierluigi Collina hat die Gewalt-Attacke auf den türkischen Referee Halil Umut Meler scharf kritisiert und vor den Folgen des tätlichen Angriffs gewarnt.

Die Bilder seien „entsetzlich“ gewesen, aber „noch entsetzlicher ist es, zu wissen, dass es weltweit Tausende von Schiedsrichtern gibt, die auf den unteren Ebenen des Fußballs verbal und körperlich misshandelt werden“, sagte Collina in einer Stellungnahme.

Diese seien „unbekannt. Und die große Mehrheit von ihnen sind junge Schiedsrichter, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen“, sagte Collina, der beim Weltverband FIFA Chef der Schiedsrichter-Kommission ist: „Ein Schiedsrichter kann nicht wegen einer Entscheidung, die er getroffen hat, geschlagen werden, auch wenn sie falsch ist. Sein oder ihr Auto kann nicht wegen eines Elfmeters in Brand gesteckt oder bombardiert werden. Leider ist das keine Übertreibung, denn Autobomben und in Brand gesetzte Autos sind in einigen Ländern gar nicht so selten.“

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Collina hatte die Gewalt gegen Schiedsrichter zuletzt als „Krebsgeschwür“, das das Spiel befallen hat und „den Fußball töten wird“, bezeichnet. Nun erneuerte der Italiener seine Warnung: „Es liegt in der Verantwortung all derer, die das schöne Spiel lieben, etwas zu unternehmen und etwas zu tun. Bevor es zu spät ist, bevor dieses Krebsgeschwür den Fußball tötet.“

Meler war am Montag nach dem Spiel zwischen Ankaragücü und Rizespor in der ersten türkischen Liga massiv attackiert worden. Faruk Koca, mittlerweile als Präsident von Ankaragücü zurückgetreten, hatte Meler derart mit der Faust ins Gesicht geschlagen, dass dieser ein blaues Auge davontrug. Weitere Personen traten zudem auf den zu Boden gegangenen Unparteiischen ein. Der türkische Fußballverband TFF setzte den Spielbetrieb der Süper Lig auf unbestimmte Zeit aus.

Die FIFA-Meldung im Wortlaut übersetzt 

Halil Umut Meler ist ein sehr guter Schiedsrichter und ein sehr guter Mann. Das kann ich sagen, da ich ihn mehrere Male auf dem Spielfeld gesehen und Anfang des Jahres Zeit mit ihm bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft in Argentinien verbracht habe Weder der Schiedsrichter noch der Mann hatten es verdient, die Erfahrung zu machen, die er gestern in Ankara gemacht hat. Er tat seinen Job, als er am Ende eines Spiels, das er gerade geleitet hatte, auf dem Spielfeld angegriffen wurde. Das Bild von Halil Umut, der auf dem Boden liegt und mit den Händen seinen Kopf schützt, während er von seinen Angreifern getreten wird, sowie das Bild des blauen Flecks unter seinem Auge sind schrecklich. Aber noch schrecklicher ist es zu wissen, dass es Tausende von Schiedsrichtern auf der ganzen Welt gibt, die auf niedrigeren Ebenen des Spiels verbal und körperlich misshandelt werden, ohne dass die Medien darüber berichten. Sie sind unbekannt. Und die überwiegende Mehrheit von ihnen sind junge Schiedsrichter, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Als ich letzten Monat, am 28. November, nach dem Jahresgeschäftstreffen des IFAB in London mit den Medien sprach, sagte ich, dass Gewalt sowie verbale und körperliche Misshandlungen gegen Schiedsrichter ein „Krebsgeschwür“ seien, das dem Fußball das Leben kosten könne. Ein Schiedsrichter kann aufgrund einer Entscheidung, die er getroffen hat, nicht geschlagen werden, auch wenn diese falsch ist. Sein Auto darf wegen eines Strafstoßes nicht bombardiert oder in Brand gesteckt werden. Leider ist dies keine Übertreibung, da Autobomben und das Anzünden von Autos in manchen Ländern nicht selten vorkommen. Als „alter“ Schiedsrichter bin ich dem FIFA-Präsidenten Gianni Infantino besonders dankbar für seine Worte und die Solidarität, die er Halil Umut Meler persönlich zum Ausdruck gebracht hat. Es liegt in der Verantwortung aller, die das „schöne Spiel“ lieben, aktiv zu werden und etwas zu tun. Bevor es zu spät ist, bevor dieser Krebs den Fußball tötet.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Dieter Albrecht

    Es ist absolut positiv, dass sich der FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina zu der schlimmen Tat gegen Halil Umut Meler geäußert und eine allgemein düstere Prognose gezeichnet hat. Ich habe mich bereits mit mehreren Kommentaren an anderer Stelle zu Wort gemeldet. Die Gewalt nimmt in immer größerem Ausmaß zu. Das kann und darf – wie bisher viel zu oft geschehen – nicht verherrlicht werden.
    Die sportlichen Instanzen und auch die Politik sind in der Pflicht, sich mit ganzer Kraft zur Wehr zu setzen. Mit drastischen Strafen muss den Tätern weltweit Einhalt geboten werden. FIFA-Präsident Gianni Infantino hat seine Meinung unmissverständlich zum Ausdruck gebracht. Der Deutsche Fußball Bund sollte sich mit einer deutlichen Stellungnahme anschließen.

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