In unserer Analyse zu den Sonntagsspielen warten wir einen Blick auf das Baden-Württemberg-Derby in der 2. Bundesliga und die beiden Sonntagsspiele der Bundesliga bei dem ein Referee humorvoll im Blick stand.
Unsere Einschätzungen
Karlsruher SC 2:1 VFB Stuttgart (SR: Timo Gerach)
(red/fs) Der Karlsruher SC kann daheim gegen den VFB Stuttgart mit 2:1 gewinnen und springt damit auf Platz 15. Der VFB verpasste den Sprung auf einen direkten Aufstiegsplatz. Schiedsrichter Timo Gerach hatte die Partie zu jeder Zeit im Griff, bewertete die Zweikämpfe meist korrekt und zeigte eine gute Kommunikation auf.
In der ersten Halbzeit war wenig los. Die wenigen Fouls wurden alle korrekt erkannt. Jedoch verpasste Gerach eine mehr als offensichtliche Einstiegsverwarnung. Lucas Fröde hielt Gonzalo Castro am Trikot fest, als dieser einen Stuttgarter Konter starten wollte. Der Karlsruher wurde ermahnt, was bei den Stuttgartern Unverständnis hervor rief. Hier muss der Schiedsrichter berechenbar bleiben! Es ist auch unerheblich, dass das Spiel bis dahin sehr fair war. Hier muss Gerach die Einladung zur Einstiegskarte unbedingt annehmen!
Der guten Spielleitung tat das aber keinen Abbruch, was auch wieder für die generelle Qualität des Schiedsrichters spricht.
In der 35. Minute wurde Stuttgarts Wamagituka in den Strafraum geschickt und von Manuel Stiefler gehalten und am Fuß getroffen. Timo Gerach entschied hier völlig zu Recht auf Strafstoß und Verwarnung.
In der zweiten Halbzeit blieb es recht ruhig und alle weiteren gelben Karten waren korrekt. Dennoch fiel bei der berechtigen Verwarnung gegen Wamangituka erneut die verpasste Karte gegen Fröde aus der ersten Hälfte auf, da die Vergehen vergleichbar waren. In der 60.Minute wurde ein mögliches Foulspiel am Karlsruher Gordon geprüft. Hier war der kleine Armeinsatz von Gonzalo Castro allerdings keineswegs strafstoßwürdig.
Fazit: Insgesamt zeigte Timo Gerach eine gute Spielleitung. Die verpasste Einstiegsverwarnung darf nicht passieren. Den Rest der Partie leitete er aber sehr ordentlich.
Mainz 05 0:1 FC Augsburg (SR: Marco Fritz)
(red/ss) Der FC Augsburg sichert sich mit dem frühen Tor von Niederlechner (1. Minute) drei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf in einem zeitweise hitzigen Spiel, welches Marco Fritz stets gut unter Kontrolle hatte.
Mit der Spielleitung des wichtigen Spiels im Abstiegskampf zwischen Mainz und dem FC Augsburg wurde Marco Fritz aus Korb beauftragt. Im assistierten Dominik Schall und Guido Kleve. Als Vierter Offizieller wurde Benedikt Kempkes eingeteilt. In Köln beobachtete Markus Schmidt das Geschehen.
Die Partie begann direkt rasant. Nach 43 Sekunden ging der FCA durch Niederlechner in Führung. Gut wurde hier von SRA 2 Guido Kleve gesehen, dass Torschütze bei der Kopfballvorlage von Gruezo nicht im Abseits gestanden war. In der 17. Minute verletzte sich dann Awoniyi schwer nach einem Zweikampf in der Luft mit Uduokhai. Trotz der schweren Verletzungsfolge lag hier kein Foul des Augsburgers vor, das bewertete Marco Fritz richtig. Der Mainzer Trainer Beierlorzer wollte in der Verletzungsunterbrechung auf das Spielfeld zu seinem verletzen Spieler schauen der Vierten Offiziellen Kempkes ließ ihn aber nicht auf das Spielfeld. Zum einen sollte der Trainer schon zu seinem Spieler schauen dürfen, zum anderen waren aber schon zwei Mannschaftsbetreuer und 4 Sanitäter vor Ort, da hätte die Anwesenheit vom Mainzer Trainer wohl eher die Fachleute behindert und für starke Reklamation direkt beim Schiedsrichter gesorgt. Nach der schweren Verletzung ihres Mitspielers wirkten die Mainzer noch ein bisschen geschockt, Augsburg nutzte das gleich mit einem Konter, den aber am Niederlechner nicht verwerten konnte. Nach einer halben Stunde dann die nächste riesen Chance für den Augsburger. Der Querpass von Richter konnte gerade noch entscheidend von St. Juste abgefälscht werden. Zwei Minuten später gab es wieder eine Großchance für den FCA, Vargas setzte denn Ball aber links am Tor vorbei. In der 39. Minute kam dann Mainz zur ersten richtig Chance auf den Ausgleich, Mateta rumkurvte den Augsburger Schlussmann Luthe und schloss aus spitzen Winkel ab. Max konnte jedoch den Ball gerade noch vor der Linie klären. Ein wenig später zog Fritz die erste gelbe Karte in der Partie für den Mainzer Barreiro, der Max an der Außenlinie vor den Trainerbänken voll auf den Fuß stieg, nachdem dieser den Ball längt abgegeben hatte. Nach 45 Minute gab es Gelb für den Augsburger Uduokhai, der Mateta an der Außenbahn abräumte. Es folgte eine 6 minütige Nachspielzeit aufgrund der langen Verletzungsunterbrechung, in der sich Carlos Gruezo nach einem taktischen Foul ebenso noch die Verwarnung von Marco Fritz abholte. In der 3. Minute der Nachspielzeit hatte Mainz dann noch die Chance auf den Ausgleich durch Mateta, Luthe klärte einmal mehr. Am Ende ging es mit der 1:0 Führung für die Augsburger in die Kabinen.
Die zweite Halbzeit startet aus Sicht des Schiedsrichtergespannes sehr ruhig, die Mainzer versuchten aber spielerisch mehr zu machen und den Schwung vom Ende der ersten Hälfte mitzunehmen. In der 68. Minute gab dann nach einem härteren Foul von Framberger an Boetius die gelbe Karte für den Augsburger. Kurz darauf wieder ein Foulspiel von Framberger an Onisiwo, nach der allerletzten Ermahnung von Fritz wird er ausgewechselt. Im weiteren Spielverlauf versuchte beide Mannschaften Offensivaktionen zu setzen, jedoch entstanden keine weiteren Großchancen auf beiden Seiten. In der 80. Minute musste dann Marco Fritz die Gemüter bei beiden Trainern ein bisschen beruhigen, man merkte die Anspannung bei beiden Trainern. In der 3. Minute der Nachspielzeit gab es noch eine weitere Verwarnung. Fernandes traf Löwen mit den Stollen am Knie 20 Meter vor dem Mainzer Tor. Der folgende Freistoß landete in der Mauer. Am Ende gewinnt Augsburg das wichtige Spiel im Abstiegskampf gegen Mainz mit 1:0. Damit dürfte der FCA bei 7 Punkte Vorsprung auf Düsseldorf und Bremen bei 3 ausstehenden Spielen so gut wie durch sein.
Nach Abpfiff gab es noch die Szene des Spieltags: Marco Fritz wollte von FCA-Torwart Luthe den Spielball zurückhaben, nachdem er sich diesen dann geschnappt hatte, umarmte Luthe den Schiedsrichter herzlich. Die Erleichterung beim Augsburger muss sehr groß gewesen sein. 😉
Fazit: Marco Fritz mit einer guten Spielleitung im zweiten Abstiegskracher an diesem Spieltag. Die Zweikampfbewertung passte über das Spiel hinweg zu einer eher weiteren Linie. Die Gemüter an der Auswechselbank konnte in Zusammenarbeit mit dem 4. Offizielle Kempkes gut beruhigt werden.
Schalke 04 1:1 Bayer 04 Leverkusen (SR: Daniel Siebert)
(red/fs) Schiedsrichter Daniel Siebert war von Beginn an gefordert. Schon nach 9 Minuten setzte es die erste Verwarnung gegen den Schalker Ozan Kabak nach einem heftigen Fußfeger im Mittelfeld. Immer wieder stiegen die Spieler auch danach hart ein, wobei Siebert gut unterscheiden konnte, was gerade noch erlaubt und was zu viel war.
In der 34. Minute war Wendell kurz mit der Hand am Ball, was vom VAR auch gecheckt wurde. Hier lag deutlich nichts strafwürdiges vor.
Kurz darauf leistete sich Schalkes Miranda ein härteres Foul, schoss den Ball weg und legte noch mit einigen Worten in Richtung Siebert nach. Die Verwarnung war redlich verdient.
In der 40. Minute köpfte Alario zur vermeintlichen Leverkusener Führung ein. Assistent Lasse Koslowski hob allerdings völlig zu Recht die Fahne und das Tor fand wegen Abseits zu Recht keine Anerkennung.
Kurz nach der Pause dann der Aufreger der Partie! Edmond Tapsoba berührte eine Flanke nach vorne gebeugt mit der seitlich nach oben abgespreizten Hand. VAR Günter Perl prüfte die Situation und empfahl Daniel Siebert einen On-Field Review. Siebert lief zur Seitenlinie und schaute sich die Szene noch einmal selbst an. Nach Ansicht der Bilder entschied er sich um und gab den Handelfmeter für Schalke. Die Entscheidung ist sehr schwer zu treffen, da Tapsoba keine aufrechte Position hat und die Merkmale für ein strafbares Handspiel hier schwerer zu erkennen sind.
Zunächst kann man bezüglich des Handspiels an sich sagen, dass Tapsobas Hand in keiner natürlichen Position ist und seine Abwehrfläche verbreitert. So kann man wohl meinen, dass ein sofortiger Pfiff von Siebert keine hundertprozentige Fehlentscheidung wäre, da doch auch Merkmale dafür sprechen, dass ein strafbares Handspiel vorliegt.
Da Siebert aber nicht sofort gepfiffen hat, schauen wir nun auf die Anwendung des Videobeweises. Und dabei muss man sich fragen: Wo liegt die Grenze zum klaren Fehler?
Während man beim Vergehen „Körper an Körper“ davon ausgehen kann, dass ein solcher vorliegt, wenn es einfach gar keinen Spielraum mehr gibt und der Schiedsrichter die Szene gar nicht, oder falsch wahrnimmt, gibt es beim Handspiel gefühlt immer einen Spielraum.
Hier ist davon auszugehen, dass Siebert die Szene nicht gesehen hat, was den Anwendungsbereich des VAR schon mal erweitert. Von was das weitere Vorgehen dann abhängt, ist leider keinesfalls transparent. Es gibt, wie bereits erwähnt, Argumente für ein strafbares Handspiel. Aufgrund der fehlenden Klarheit der Szene, die für die Korrektur der Entscheidung durch den Videobeweis notwendig ist, ist dieser Eingriff mit vielen Fragezeichen zu versehen!
In der 60.Minute wurde es dann hitzig. Leverkusen wollte den Ball eigentlich nach Verletzungsunterbrechung zurückspielen. Lucas Alario erlief den Ball allerdings und scheiterte an Nübel. Da diese Aktion nicht gerade als fair anzusehen ist, wurde der Leverkusener von wütenden Schalkern (inklusive Betreuer) zur Rede gestellt. Es entwickelte sich eine größere Rudelbildung, bei der Auslöser Alario, der kräftig mitmischende Daniel Caliguri, sowie ein Schalker Betreuer verwarnt wurden.
Der Rest des Spiels war weiter hart umkämpft, wobei Siebert ohne weitere größere Fehler keine gute Akzeptanz hatte. Die enorme Hektik des zweiten Durchgangs hätte wohl unterbunden werden können, aber Daniel Siebert hatte ungewohnt wenig gute Kommunikation mit den Spielern und recht wenig Zugriff.
Insgesamt kann man sagen, dass er seine Sache meist ordentlich erledigte, aber mit der Handspielentscheidung scheinbar unsicher wurde. Fouls wurden weiter ordentlich bewertet, aber schwer akzeptiert.