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Leserbrief zur Einstellung des Verfahrens gegen Leroy Sané

Offener Brief an den DFB: Die Einstellung des Verfahrens gegen Leroy Sané ist das falsche Signal.

Von Karsten Wollgast, Schiedsrichter und Fußball-Fan

Sehr geehrte Damen und Herren des DFB,

mit großem Bedauern habe ich Ihre Entscheidung zur Einstellung des Verfahrens gegen Leroy Sané nach dessen Ellenbogenschlag gegen Pascal Groß zur Kenntnis genommen. Als Schiedsrichter, der seit über 25 Jahren Spiele leitet und sich für Fairness und Respekt im Fußball einsetzt, sehe ich diese Entscheidung als ein fatales Signal – nicht nur an uns Offizielle, sondern auch an alle Spieler und Fans.

Ihre Begründung, es lägen „nicht die zu einer Verurteilung notwendigen Sicherheiten“ für ein krass sportwidriges Verhalten vor, überzeugt nicht. Die Fernsehbilder zeigen klar, wie Sané Groß mit dem Ellenbogen im Gesicht trifft. Der Vorfall blieb unbemerkt, weil Groß nicht zu Boden ging und weiterspielte – ein Verhalten, das eigentlich Anerkennung verdient, anstatt es als Grundlage für die Einstellung eines Verfahrens zu nutzen.

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Als Schiedsrichter erleben wir Woche für Woche, wie eng die Entscheidungen auf dem Platz sind und wie wichtig klare Richtlinien und konsequentes Handeln des Verbandes im Nachhinein sind. Die Einstellung des Verfahrens gegen Leroy signalisiert, dass unsportliches Verhalten nur dann geahndet wird, wenn es offensichtlich ist und sichtbare Folgen hat. Damit untergraben Sie die Werte von Fairplay und Respekt, die der Fußball fördern sollte.

Wir auf den Plätzen der unteren Ligen kämpfen gegen zunehmende Aggressivität – sowohl verbal als auch körperlich. Entscheidungen wie diese erschweren unsere Arbeit. Wie sollen wir Spielern klarmachen, dass ein Ellenbogenschlag unakzeptabel ist, wenn auf höchster Ebene solche Vergehen folgenlos bleiben?

Indem Sie Leroy nicht sanktionieren, schaffen Sie einen gefährlichen Präzedenzfall. Spieler könnten daraus lernen, dass Tätlichkeiten toleriert werden, solange sie subtil genug ausgeführt werden oder das Opfer sich fair verhält und weiterspielt. Das ist nicht nur eine schiefe Botschaft an aktive Profis, sondern auch an den Nachwuchs, der solche Vorbilder genau beobachtet.
Ich appelliere an Sie, Ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Nicht, um Leroy nachträglich zu bestrafen, sondern um ein klares Signal zu setzen, dass der DFB für Fairplay, Respekt und den Schutz der Spieler einsteht. Die Integrität unseres Sports darf nicht von der Reaktion des Opfers oder von der Aufmerksamkeit des Schiedsrichters abhängen.

Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass der Fußball ein Vorbild bleibt – für Spieler, Schiedsrichter und Fans auf allen Ebenen. Entscheidungen wie diese stellen das in Frage.

Mit sportlichen Grüßen

Karsten Wollgast
Schiedsrichter

Verteiler: – DFB, OVB

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Gunther Pletz

    Alle Achtung, dass es noch Schiedsrichter gibt, die nicht nur auf Bayern-Linie urteilen, sondern die unseren Sport als das Wichtigste ansehen !! Ich bin seit 1966 Anhänger des BVB und sehe die Fairness als das Wichtigste in unserem Sport, egal, ob es die Bundesliga betrifft oder die Landesliga in NRW, wo ich mich alle 2 Wochen herumtreibe. Ich bin begeistert von den D-, E- oder F-Jugendlichen bei meinem Heimatverein SV Brackel 06 und hoffe, dass Anstand und Fairness weiterhin äußerst wichtig in unserem Sport bleiben !!

  2. Abdullah

    Die Bayern werden immer bevorzugt. Die Schiris pfeifen alle pro Bayern. Vielleicht sollten andere Vereine zum Beispiel der BVB einfach Mal ihre Hausaufgaben machen.

  3. Tobias

    Fatal ist dabei, dass jede zweite Stimme in den Kommentaren während der vorangehenden Berichterstattung es genau so hat kommen sehen… meist mit der sinngemäßen Begründung „weil die Bayern eben immer bevorzugt werden“ bzw. „weil die Bayern für den DFB viel zu wichtig sind“. Grundlos entsteht dieser Eindruck nicht, vielmehr wird er in nahezu jedem Spiel durch weitere Szenen neu belebt.

    Dass vom DFB auch nach Jahren jeder Versuch, dieses Bild zu revidieren, quasi ausgeblieben ist, kann man deuten wie man möchte.
    Für mich persönlich ist es einfach purer Frust, wenn es wieder mal so aussieht, als würde ein Kimmich, Goretzka oder Neuer dem Unparteiischen regelrecht diktieren, was dieser anschliessend zu pfeifen hat. Natürlich ist das rein subjektiv, aber auch in dieem Fall gilt, grundlos entsteht dieser Eindruck nicht.

  4. Abdullah

    Ich glaube der Grund ist einfach der, dass bei jeder Entscheidung pro Bayern ein richtiges Spektakel von Fans und Journalisten gemacht wird, während es bei anderen Vereinen heißt das es sich ausgleicht. Leverkusen hat letztes Jahr auch ein paar Mal profitiert. Wäre Bayern so Meister geworden, hätte es eine große Diskussion gegeben. Der bvb profitiert auch immer wieder usw.

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