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Schiedsrichter Hartmann: „Auf Geisterspiele vorbereitet“

Schiedsrichter Robert Hartmann pfeift seit 2011 in der Bundesliga. Was er in der Spielpause macht und wie er sich auf Geisterspiele vorbereitet, hat er im Plus-Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ verraten.

Herr Hartmann, was macht ein Bundesliga-Schiedsrichter, der keine Spiele zu pfeifen hat?

Robert Hartmann: Mein Zeitplan hat sich während der Woche eigentlich nicht wesentlich verändert. Ich trainiere regelmäßig, unser DFB-Athletiktrainer versorgt uns mit Plänen. Die Schiedsrichter-Kommission des DFB stellt uns zudem Lernmaterial zur Verfügung, zum Beispiel Videoszenen zu bestimmten Themen wie Abseits, Handspiel oder Zweikampfbewertung. Am Wochenende lege ich statt eines Spiels eben eine Trainingseinheit ein, die Reisen zu Spielen oder Lehrgängen fallen aber weg. So bleibt mehr Zeit für die Familie.

Sie sind Betriebswirt, arbeiten in einer Teilzeitstelle. Das hat sich also nicht geändert? Schließlich fallen ja die Spesen für ihre Einsätze weg – für ein Bundesliga-Spiel gibt es 5000 Euro.

HartmannNatürlich merke ich das, wenn so ein Betrag fehlt. Aber es kann genauso immer passieren, dass ich mich verletze. Solche Zwangspausen muss man einkalkulieren. Zudem erhalten wir vom DFB ein Grundgehalt, das unter anderem eingeführt wurde, um dem großen Aufwand während der Woche und der damit verbundenen Arbeitszeitreduzierung Rechnung zu tragen. Außerdem wäre es so schnell gar nicht möglich, auf eine Vollzeitstelle aufzustocken, und das möchte ich auch gar nicht. Der Trainingsaufwand bleibt ja der gleiche.

Erleben Sie bald Ihre Premiere als Schiedsrichter in einem Geisterspiel?

HartmannBisher habe ich noch keines gepfiffen. Ich möchte aber nicht darüber spekulieren, wann und wie es weitergeht. Ich nehme es, wie es kommt.

Nun verdichten sich die Zeichen, dass die Bundesliga bald wieder ohne Zuschauer spielt. Muss man sich auf ein Spiel vor leeren Rängen besonders vorbereiten?

HartmannJa, ganz sicher erfordert das Vorbereitung. Genauso wie man sich auf die Kulisse in einem bestimmten Stadion einstellen muss, muss man sich auf die fehlende Kulisse einstellen. Was genau anders sein wird, kann ich noch nicht sagen. Sollte es so kommen, werde ich mir jedenfalls das Geisterspiel zwischen Mönchengladbach und Köln ansehen und darauf achten, ob die Spieler sich anders verhalten, wie die fehlende Kulisse wirkt oder was man zum Beispiel über die Stadion-Mikrofone hören kann.

Wie stehen Sie aktuell mit Ihren Schiedsrichterkollegen in Kontakt?

HartmannDie DFB-Schiedsrichter-Kommission hat uns einmal in großer Runde per Video über den aktuellen Stand informiert. Und ich telefoniere zum Beispiel jede Woche mit meinen Assistenten – was auch daran liegt, dass wir uns privat gut verstehen. Für sie bedeuten die Geisterspiele übrigens eine Umstellung: Wenn sie die Abseitslinie überwachen, können sie viel genauer hören, in welchem Moment der Ball abgespielt wird.

Das Interview führte Christof Paulus.

Vielen Dank Herr Hartmann für das Gespräch!

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