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Starker Dingert

Haben wir eine neue Regelauslegung durch den Ex-Schiedsrichter Manuel Gräfe. Beim Pokalhalbfinale Leverkusen gegen Düsseldorf gab es beim Stande von 3:0 ein Handspiel eines Fortuna-Abwehrspielers im Düsseldorfer Strafraum. Schiedsrichter Christian Dingert ließ das Spiel weiterlaufen, weil er kein strafbares Vergehen erkannt hatte.

Sekunden später meldete sich aus Köln der VAR Sören Storks. Die eigentliche Spielfortsetzung Eckstoß wurde nicht ausgeführt, stattdessen lief Dingert zum Monitor, bewertete die Situation nach Ansicht der Bilder neu. Entscheidung: Strafstoß. Eine absolut regelkonforme Entscheidung, die nicht einmal ansatzweise Proteste seitens der Düsseldorfer Mannschaft hervorrief.

Das genügte dem ZDF nicht. Es bedurfte einer endgültigen Klärung mittels eines fachlichen Gutachtens. Der ZDF-Reporterin war die Nachfrage beim „obersten Regelexperten der Nation“, Manuel Gräfe, wichtig. Dieser hielt die Entscheidung auf Strafstoß zwar nicht für falsch, äußerte sich aber sinngemäß, angesichts des Spielstandes hätte darauf verzichtet werden können.

Richtig ist: Ohne VAR-Eingriff hätte es den Strafstoß nicht gegeben. Bemerkenswert bleibt: Als ehemaliger Schiedsrichter habe ich in meinem Alter noch wieder dazugelernt. Bei Strafstößen sollte also, gemäß Gräfe, auch der Spielstand berücksichtigt werden. Wie lange will das ZDF einen derartigen Schwachsinn und das überflüssige Geschwafel eines ausrangierten Schiedsrichters seinen Zuschauern noch ernsthaft zumuten?

Ich war lange aktiver Schiedsrichter und neben anderen Ämtern auch einige Jahre als Kreisschiedsrichterlehrwart tätig. Wie hätte ich im Anwärterlehrgang oder bei den gestandenen Alt-Schiedsrichtern bei den Fortbildungen argumentieren und das Regelwerk erklären sollen? Ob Zweite oder 89. Minute, ob 1:0 oder 5:1, völlig egal. Der Schiedsrichter hat den Regeln Geltung zu verschaffen. So haben wir es gelernt und so ist es immer noch.

Sollte Gräfes Auffassung zutreffen, was ich mir allerdings nicht vorstellen kann, dann hätten wir wie in diesem Fall in der Auslegung des Handspiels noch eine ergebnisbezogene Variante.  Die Sonderregelung des Gutachters aus Berlin würde zusätzlich den Mitleidseffekt für Mannschaften unter Verzicht auf bestehende Regeln bei einem deutlichen Spielrückstand beinhalten. [Highlights]

Vom Fachblatt „Kicker“ bekam der Referee aus der Pfalz eine „2“.

„Lag bei der Handelfmeter-Entscheidung ebenso richtig wie dabei, Frimpongs vermeintliches Einsteigen gegen Tziolis (74.) nicht zu ahnden. Ansonsten ruhig in der Spielleitung und ohne Probleme.“

Dieter Albrecht

41 Jahre freier Mitarbeiter beim Stader Tageblatt und Sport-Informations-Dienst, Köln, als Journalist. 20 Jahre aktiv als Schiedsrichter bis zur 5. Liga.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Marc Helmert

    Über nichts kann man so viel reden wie über die Elfmeterregel. Der Kopfball von Schick, wäre ohne die Berührung der Hand, ins Toraus gegangen. Erst durch diese Berührung, wird der Kopfball gefährlich und landet am Pfosten. Düsseldorf muss den Ball klären und es gibt Eckball. Natürlich handelt Dingert hier nach der Regelauslegung richtig. Ich bin froh, das Ich keinen VAR zur Verfügung habe. Ich Pfeife das was ich sehe und das was ich nicht sehe, Pfeife ich dann halt nicht.

  2. Martin Wiesner

    Frage an den Autor des Artikels: Wann hat Manuel Gräfe gesagt, dass der Spielstand entscheidend ist?! Beim Kommentar im Spiel fällt mit keinem Wort, dass der Spielstand entscheidend ist… habe es mir gerade noch einmal angehört…?! Oder habe ixh es nicht mitbekommen? Kann natürlich sein, dass es nach dem Spiel noch ein Kommentar dazu gab.

    Davon abgesehen: Nach Auslegung des DFB ist es ein strafbaren Handspiel. Ich persönlich bin da eher bei Gräfe. Er möchte den Ball niemals mit der Hand berühren; geht zum Kopfball und da ist der Arm nunmal nicht am Körper…

  3. Hauke

    Ich schaue nicht oft Fußball aber bei dem Spielstand wertet man natürlich den Arm als Körperteil. Alles andere ist eine Demütigung der Stadionbesucher und reine Zeitverschwendung. Das war bestimmt ein Zeitpunkt, wo viele ausgeschaltet haben, denn bis zu dem Zeitpunkt war das Spiel ein Erlebnis. Wenn diese Entscheidung durch die Regelauslegung zulässig ist, dann muss die DFB Regelung dringend angepasst werden! Wäre ein Tor durch den Arm gefallen gäbe es dann auch Elfmeter? Das wäre eine sich lohnendere Diskussion. Das Ding war ja auch kein Ligaspiel, also völlig unerheblich ob 4:0 oder 3:0. Daher sollte hier schon mehr Feingefühl für die Situation, entgegen dem Inhalt des Artikels, seitens Schiri gelebt werden. Schade wars!

  4. Heinz Grerte

    Unabhängig davon, wie man zu Gräfe steht. Einen Artikel, der mit dem Titel „Starker Dingert“ versehen ist, zu 95% zu einer -teilweise polemischen- Kritik an Gräfe und ZDF zu nutzen, ist kein Journalismus sondern Populismus.

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