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Umfrage zu respektvollem Verhalten mit Schiedsrichtern

In einer nicht repräsentativen, doch sehr interessanten Umfrage an die Schiedsrichter im Amateurfußball ging es um den Respekt gegenüber den Schiedsrichtern. 56 Prozent zeigten sich zufrieden, 44 Prozent dagegen unzufrieden.

Das mag auf den ersten Blick positiv klingen, ist es aber nicht. Natürlich liegt es sehr selten am Auftreten der Schiedsrichter, deren gezielte Aus- und Weiterbildung wirkungsvoll betrieben wird. Pflichtschulungen der Regelkenntnis für Trainer, Spieler und Funktionsträger wären eine gute Möglichkeit das Zusammenwirken zu verbessern. Aber wie soll das in der Praxis betrieben werden? Spielen die Vereine da überhaupt mit?

In rund 750 Spielen bin ich nie bedroht, angegriffen oder auf übelste Weise beleidigt worden,

so mein Resümee.

Der Blick zurück. In meiner inzwischen vier Jahrzehnte zurückliegenden aktiven Zeit wurde den Schiedsrichtern aus meiner Erfahrung grundsätzlich mehr Respekt entgegengebracht. Das fällt keinesfalls unter das oft zitierte Motto: Früher war alles besser! Natürlich gab es auch da hin und wieder Auswüchse, die aber kaum mit heute vergleichbar sind. Ich erinnere mich gut daran, nach Spielschluss zu den Gründen einer getroffenen Entscheidung befragt worden zu sein. Das geschah aber mit wenigen Ausnahmen immer in respektvoller Weise.

Heute wird den Schiedsrichtern nicht selten böswillige Absicht unterstellt, Vereine zu benachteiligen. Zuschauer und sogenannte Fans machen den Schiedsrichter als schwächstes Glied der Kette nur allzu gern dafür verantwortlich, wenn es bei ihrer Mannschaft nicht wie gewünscht läuft. Als langjähriger Schiedsrichterbeobachter des Hamburger und Norddeutschen Fußballverbandes habe ich derartige Vorkommnisse oft genug auf der Tribüne wahrnehmen können.

Leider gehört das Verhalten gegenüber Schiedsrichtern auch zum Spiegelbild von Teilen unserer Gesellschaft.

2. Schiedsrichterkabinen- und Betreuung

Mit 51 zu 49 Prozent hält sich die Zufriedenheit mit den Schiedsrichterkabinen etwa die Waage, wobei der größere Teil der Befragten Verbesserungspotential sieht. Hier könnte eine grundlegende Verbesserung der Infrastruktur und der Ausstattung helfen, das Wohlbefinden der Schiedsrichter zu steigern. Die Vereine sollten auf eine ausreichende Ausstattung der Kabinen mit der notwendigen Sauberkeit achten. Der Schiedsrichter ist Gast bei den Vereinen und da kann es nicht sein, dass man ihm eine mitunter verdreckte Kabine anbietet.

46 Prozent der befragten Schiedsrichter gaben an, mit der Schiedsrichterbetreuung beim Verein zufrieden zu sein, jedoch wünschen sich 34% eine deutlich bessere Betreuung. Das ist eines der größten Probleme seit Jahren, weil es Vereine gibt, die darauf keinen Wert legen. Da muss sich dringend etwas ändern.

3. Weiterbildung

Für 65% der Schiedsrichter ist eine kontinuierliche Weiterbildung sehr wichtig, was den Wunsch nach ständiger und professioneller Weiterentwicklung widerspiegelt. 43% wünschen sich mehr Unterstützung von Verein und Verband. Hier ist die kontinuierliche Fortbildung und persönliche Unterstützung erfahrene Referee-Coaches entscheidend, um Schiedsrichter auf dem Weg der Verwirklichung ihrer Ziele zu begleiten. Mehr Workshops, mehr Lehrgänge, mehr Coaching-Programme könnten organisiert werden, um sowohl die fachliche als auch die mentalen Aspekte der Schiedsrichterarbeit abzudecken.

4. Verbaler und emotionaler Druck

43 Prozent der befragten Schiedsrichter lassen sich nicht davon stressen, wenn sie von Zuschauern, Spielern oder Offiziellen verbal und aggressiv angegangen werden. Jedoch sollte es für die Schiedsrichter, die sich davon in der Spielleitung beeinflussen lassen, eine stärkere psychologische Unterstützung geben, wie sie mit Druck richtig umgehen können. Mentales Training, Videos und Übungen mit erfahrenen Kollegen können helfen, mit der psychischen Belastung umzugehen.

Das Fazit fasst es hier gut zusammen:

Dieter Albrecht

42 Jahre freier Mitarbeiter beim Stader Tageblatt und Sport-Informations-Dienst, Köln, als Journalist. 20 Jahre aktiv als Schiedsrichter bis zur 5. Liga.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Anton Dinslaken

    Frohes neues Jahr Dieter Albrecht. Sehr gut zusammen gefasst.

    Zum Thema Weiterbildung möchte ich anmerken, dass aus meiner Erfahrung stets immer nur 1/3 der aktiven Schiedsrichter bei der monatlichen Weiterbildung teilnehmen. Es werden bei einer WB auch stets Videoszenen gezeigt, wo dann vor der Auflösung gefragt wird, was hättet ihr entschieden? 100 % richtige Antworten gab es nie. Frage mich, ob sich die nicht teilnehmenden Kollegen sonst wie weiter bilden?

    Aus meiner Erfahrung gibt es den meisten Stress auf den Sportplätzen wegen mangelnder, schreiben wir mal krass, wegen Regelunkenntnis von Spielern, Trainern und Funktionären. Von Zuschauern schreibe ich nichts. In den Niederlanden beim KNVB hat man aus den Erkenntnissen eines toten Linienrichters gelernt und einen verpflichtenden Regeltest jeweils vor der Saison eingeführt. Es geht also, wenn man möchte. Ich erwarte irgendwann einen toten Schiedsrichter auf dem Platz.

    Das Schiedsrichterwesen vergleiche ich mit der Politik. Schlimmer noch, bei der Politik trauen sich ja noch welche den Mund aufzumachen. Im Schiedsrichterwesen ist tote Hose. Wer möchte sich auch bei den Funktionären seinen Aufstieg versauen oder absteigen. Wer möchte Mobbing in Kauf nehmen. Dann doch lieber den Mund halten. Für zwei Verbesserungsvorschläge wurden mir beim FVM die Gebühren der Sitzung des Verbandsschiedsrichterausschusses in Rechnung gestellt. Ein Vorschlag von mir war: Der FVM sollte neuen Schiedsrichtern aus dem Geld vom Untersoll ein komplettes Trikot stellen. Wurde mit Gebührenbescheid abgelehnt. So macht man Ideen mundtot.

    Zu Punkt Nr. 4 läuft aktuell eine Beschwerde eines Vereins gegen mich. Das stand sogar in der AM. Thema Verdacht der Unsportlichkeit des Schiedsrichters. Details sind Dir Dieter bekannt. Nach einem Zusatzbericht von mir kam anschliessend eine Beschwerde des Vereins. Mein Fazit zum Spiel war: Völlige Regelunkenntnis von Spielern, Trainer und Funktionären des Heimvereins. Der Verein beklagte sich noch von wegen, „man hätte sich gefühlt wie bei einem Auswärtsspiel!“ Verlangte also ein Schiedsrichter soll bei einem Heimspiel quasi 60:40 für Heim pfeifen. Der Verein stand im übrigen aufgrund des Zusatzberichtes von mir als Schiedsrichter NICHT in der AM.

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