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Urteil nach Abbruch wegen Bedrohung

Die Vorfälle im Amateurfußball in Sachen Gewalt und Provokation nahmen in den letzten Jahren immer mehr zu. Es folgten immer wieder Spielabbrüche von Bedrohungen bis hin zu Gewalthandlungen. Die einzelnen Verbände und der DFB beschäftigten sich immer mehr mit diesem Thema und einzelnen Herangehensweisen.

Aus dem Württembergischen Verband haben wir nun einem Vorfall geschildert bekommen. Im Kreisliga B-Topspiel zwischen dem zweitplatzierten SV Esperia Italia Neu-Ulm und dem drittplatzierten TSV Senden brach Schiedsrichter Tom Lato die Partie nach 72 Minuten ab.

Was war geschehen?

Es gab einen Strafstoß für die Gäste, mit dem die Gastgeber von Neu-Ulm nicht einverstanden waren. Einige Spieler stürmten auf den Schiedsrichter zu und forderten, dass die Entscheidung revidiert wird. Die Stimmung wurde immer aggressiver und durch Mimik sowie Gestiken fühlte sich der Schiedsrichter bedroht und brach daraufhin das Spiel ab.
Ordner beschützten den Schiedsrichter, was wir hier positiv hervorheben wollen.

Warum hat sich der Schiedsrichter bedroht gefühlt?

„Sie haben versucht, dass ich die Entscheidung zurücknehme. Drei der Spieler wurden in dieser Zeit immer aggressiver und die Körperhaltung und Mimik wurden so derart, als würden sie jeden Moment auf mich losgehen“, schildert der Referee gegenüber ig-schiedsrichter.de.

Wie ging es weiter?

Der Schiedsrichter verfasste seine Meldung (liegt uns vor) zu dem Vorfall, welche daraufhin vom Sportgericht behandelt wurde. Dort entschied man sich, das Spiel neu anzusetzen, da der Abbruch seitens des Schiedsrichter zu früh und somit unberechtigt erfolgte. Die Gastmannschaft will Berufung gegen das Urteil einlegen.

„Der Abbruch erfolgte aus Sicht des Sportgerichts verfrüht und war dadurch nicht berechtigt.“

„Und ich bin ja für solche Spiele extra angesetzt worden. Das war mein erstes Spiel in der bisherigen Karriere das ich abgebrochen habe. Und da gab es Spiele, die ich berechtigt war abzubrechen, aber ich es lösen konnte“, so Lato.

„Aber wenn du als Schiedsrichter merkst, dass dies ineffective sein wird. Und dann in der Situation Angst hast, dann wirst du nicht daran denken. Zeig mir ein Schiedsrichter der in einer Angstsituation dies anwenden wird…“

Höchst grundsätzlich ist eine verbale Bedrohung durch physische Gewalt noch kein Grund ein Spiel abzubrechen. Insofern ist die Sicht des Sportgerichts schon verständlich. Dafür gibt’s Karten und neuerdings das sogenannte „STOPP-Signal“, was hier sicherlich eine gute Alternative zum Abbruch wäre, zu deeskalieren.

Wann ist ein Abbruch gerechtfertigt?

Grundsätzlich sollte immer der Drei-Stufen Plan angewandt werden. Der Drei-Stufen-Plan wurde entwickelt, um bei diskriminierenden Vorfällen jeglicher Form einschreiten zu können. Dies beinhaltet Diskriminierungen aufgrund von Alter, Behinderung, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, ethnischer Herkunft oder sexueller Identität. Das DFB-Präsidium hat klargestellt, dass der Drei-Stufen-Plan auch bei personifizierten Gewaltandrohungen (zum Beispiel Personen im Fadenkreuz) genutzt wird.

Der Plan umfasst folgende Stufen:

Stufe 1: Spielunterbrechung und Stadiondurchsage

Stufe 2: Mannschaften gehen in die Kabine und erneute Stadiondurchsage

Stufe 3: Spielabbruch

Aufgrund von „nur“ aggressiven Verhaltens von einigen Spielern hätten hier noch mildere Mittel angewandt werden können, was nicht geschah. So wohl das Urteil des Sportgerichts.

„Auch eine psychische Einschüchterung ist eine Art Gewalt.“

Jedoch legt jeder Schiedsrichter Bedrohung anders aus, weshalb wir uns hier nicht auf irgendeine Seite stellen wollen! Auch waren wir nicht beim Spiel dabei und kennen nicht jede Einzelheit des Falles.

Fazit des Schiedsrichters: Das ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Schiedsrichter. Und ich werde zukünftig als Schiedsrichter nicht mehr weiter machen, da mir der Verband hier keine Sicherheit als Schiedsrichter gibt.

Was gibt es für Möglichkeiten, um einzelne Parteien auf dem Feld zu beruhigen und einen Abbruch zu umgehen?

In Baden-Württemberg und zuletzt in  Westthüringen entwickelte man das sogenannte „STOPP-Projekt“. Was das ist, wird im beigefügten Video genau erklärt:

Das STOPP-Projekt ist eine Form des Drei-Stufen-Plans.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Lutz Siebert

    Die Sportgerichte sind sowieso viel zu harmlos, dass ist bei uns im Harzkreis nicht viel anders. Aber unsere Schiedsrichter Kommission steht immer hinter uns.

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