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Vom VAR im Stich gelassen

In Hamburg und Freiburg hatte zwei Spieler großes Glück, dass die Unparteiischen die je milderen Strafen gewählt haben, während sich Sky-Experte Didi Hamann mit DFB-Schiedsrichter-Sprecher Alex Feuerherdt zofft. Auch wegen dem Handelfmeter leide ich mit Bochum. Meine Spieltagsanalyse:

Reiner Kuhn, SR-Experte

Von: Reiner Kuhn

Szene 1: Den Anfang meiner Analyse möchte ich einer Situation im Fußball-Unterhaus widmen und Felix Stark vorweggreifen. Beim Spiel des HSV gegen die SpVgg Greuther Fürth (2:0) sah Hamburgs Bakary Jatta in Minute 38 nach einem Tritt Gelb. Asta dreht sich schnell und so kam Jatta im Zweikampf zu spät. Referee Schröder stand unmittelbar daneben und hatte hier die volle Wahrnehmung. In der normalen Bewegung ohne jegliche Zeitlupe ist Gelb hier eine noch zu vertretende Entscheidung, da der Ball für den Hamburger spielbar war, das Bein noch leicht angewinkelt war und er ihn im Grenzbereich zwischen Fuß und Knöchel getroffen hat. Deswegen schritt auch Video-Assistent Robert Kampka ein und der Schiedsrichter ging an den VAR-Bildschirm. Dort blieb er aber dann bei seiner Entscheidung. Betrachtet man dann jedoch die Zeitlupe, war es schon ein Treffer mit hoher  Intensität am Wadenbein des Außenverteidigers. Deshalb wäre Rot eine gute und mindestens bessere Entscheidung gewesen, da der Treffer auf und über dem Knöchel war. Jedoch geht es im normalen Ablauf sehr schnell, aber ich denke hier spricht dann doch mehr für Rot als für Gelb.

Schwieriger zu beantworten ist die Frage nach der klaren und offensichtlichen Fehlentscheidung. Er hat es aus unmittelbarer Nähe gesehen und wohl auch auch vollständig wahrgenommen. Das ist wohl auch der Grund warum er es nicht geändert hat oder ändern wollte, aber selbstverändlich hätte er es ändern können. Jedoch war er draußen am Bildschirm und dann geht es nicht mehr um eine klare Fehlentscheidung, sondern was ist richtig. Ich hätte hier dort lieber Rot gesehen. Es war vielleicht nicht so ein ganz heftiger Treffer wie in Freiburg , aber das Trefferbild ist deutlich mehr Rot als nur Gelb. Deshalb wäre der Platzverweis eher richtiger und besser gewesen, denn nach Videobeweis muss die richtige (bessere) Entscheidung stehen.

Szene 2: Dann komme ich auch schon zur nächsten sehr strittigen Entscheidung. Beim 2:1-Sieg des SC Freiburg gegen den VfL Bochum entschied Tobias Reichel nach einem Foul des Freiburgers Vincenzo Grfo auf eine gelbe Karte. Der Vorlagengeber des 1:1 und späterer Torschütze rauschte mit offener Sohle in den Knöchel Gamboas, der erst einmal liegen blieb. Der Schiedsrichter zeigte für das Vergehen nur Gelb – da konnte der Freiburger froh sein, nicht vom Platz fliegen zu müssen. Hier ist es schon deutlicher Rot. Grfo rutscht da mit hoher Geschwindigkeit in den Bochumer und tritt ihm mit offener Sohle voll auf auf/über den Knöchel. Allein aus Gründen der Gesundheitsgefährdung muss man da auf den Platzverweis gehen. Und letztlich muss der VAR hier eingreifen und den Schiedsrichter an den Monitor schicken.

Das Wortgefecht mit Sky-Experte Didi Hamann und DFB-Mediensprecher Alex Feuerherdt ging mit einem Punktsieg für Hamann aus, Da hat Feuerherdt eine volle Niederlage kassiert und ausnahmsweise  hat da Hamann aus meiner Sicht auch absolut recht.

Ich finde in so einem Zweikampf bei der Intensität kann man nicht argumentieren, dass der Fuß am Boden war vor allem weil er ja nicht ganz am Boden war und ihn am Ende mit am Knöchel getroffen hat. Ist absolut spielentscheidend Grfo da nicht mit Rot des Feldes zu verweisen. Ein Foulspiel ist nicht nur anhand des Trefferbildes zu bewerten. Hier gehts um die hohe Intensität und Inkaufnahme der schweren Verletzung, aus meiner Sicht.

Die Einordnung der internen Schiedsrichterkommission sieht man mit Rot besser an, aber es gibt auch Argumente vom Trefferbild, deshalb wurde Reichel von VAR Daniel Schlager auch nicht an den Monitor geschickt. Für mich hätte es hier aber ein Review und die Rote Karte kommen müssen.

Szene 3: Vor der Pause gab Tobias Reichel Handelfmeter für Freiburg. Dōan steckte aus zentraler Position nahe der Strafraumkante auf Philipp durch. Der Angreifer drehte sich auf und schloß aus zehn Metern ab. Aus kurzer Distanz trat Philipp Bernardo am Arm, der nur etwas vom Körper abstand. Trotzdem blieb die Entscheidung bestehen. Ich hätte ihn eher nicht gegeben und auch nicht wollen. Das ist eine normale Armhaltung und kurze Entfernung  Das will kein Mensch. Ein Drehschuss aus kurzer Distanz, bei dem der Abwehrspieler keine Möglichkeit hat, zu reagieren. Jedoch eingegriffen hätte ich hier auch nicht, weil ganz falsch war der Strafstoß auch nicht. Da leide ich mit Bochum…

Fazit: Tobias Reichel bekam jetzt endlich mal wieder ein Bundesligaspiel, erst das zweite in dieser Saison und stand wieder so massiv im Mittelpunkt. Der wird sicher so schnell kein Bundesligaspiel mehr bekommen und am Ende der Saison macht man ihn wohl zum spezialisierten VAR – wenn überhaupt. Nur heute wurde er vom Video-Assistent im Stich gelassen.

Szene 4: In Darmstadt gewann RB Leipzig mit 3:1. Schiedsrichter Harm Osmers hatte mit seinen Assistenten in einem hitzigen Spiel alle Hände voll zu tun. So vergab er in einer Halbzeit sage und schreibe neun Gelbe Karten – Rekord in der Bundesliga. Zudem gab er nach einer knappen halben Stunde einen Elfmeter für Darmstadt. Eine klare Sache, denn Kampl traf Kempe mit einem ungestümen Einsatz am Bein.

Szene 5: Eine Viertelstunde vor Schluss erzielte Leipzig‘ Lois Openda das vorentscheidende 3:1. Simakan spielte vom rechten Flügel aus kurzer Distanz zum vermeintliche 3:1 in lange Eck, doch die Fahne des Assistenten ging nach oben. Der VAR-Check dauerte enorm lang, nach knapp drei Minuten ist die Entscheidung des Kölner Kellers aber klar: Tor! Zunächst lag kein strafbares Handspiel im Vorfeld vor, doch war es möglicher Abseits? Nein auch nicht, denn Poulsen in der Mitte blieb passiv, während der nicht im Abseits stehende Openda den Treffer regelkonform erzielte.

Szene 6: Im Freitagsspiel gewann Borussia Dortmund im 300. Bundesligaspiel von Julian Brandt mit 1:0 gegen Werder Bremen. Dabei erzielte der Jubilar den Siegtreffer und ließ den BVB jubeln. Auch hier ist eine Szene zu bewerten. Nach etwa einer halben Stunde trat Bittencourt im eigenen Strafraum Nmacha auf den Fuß und der Dortmunder wollte den Elfmeter. Den gab es aber weder von Dr. Brych, noch vom VAR. Korrekte Entscheidung! Berührung von Bittencourt ja, aber elfmeterreif nein.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Andreas

    Der Feuerherdt ist jetzt auch unter die Dummschwätzer gegangen. Wo soll da der Schuh sein?

    Letztlich wird einmal mehr deutlich das der Videobeweis nicht funktioniert und das die Leistung bei einigen Buli SR nicht mal ausreicht um 3. Liga zu pfeifen. Es gehört eine Tabelle mit Auf- und Abstieg her und nicht nochmal jemand der dummes Zeug redet, da haben wir doch schon Fröhlich und Drees dafür.

  2. GF

    Dieses „Regel-Sprech“ von Hr. Feuerherdt zeigt das Dilemma der letzten Jahren: Alles wird versucht, um ein nicht funktionierendes System zu kaschieren. Leider überraschen mich solche Aussetzer nicht (mehr).

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