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Warum der erste Platzverweis Diskussion auslöste

Im abschließenden Spiel der Gruppe A zwischen Italien und Wales gab es zwei Szenen, in denen es die Gäste mit britischer Härte übertrieben und die deshalb ein genaueres Augenmerk verdienen.

Daniel James grätschte Marco Veratti ab und traf diesen mit der Sohle am Schienbein. Betrachtet man nur das Trefferbild, wäre hier eine rote Karte angebracht gewesen. Man muss dabei allerdings wissen, dass das lange kein zwingendes Kriterium ist, um als Schiedsrichter dann keine andere Wahl mehr zu haben, als den Platzverweis auszusprechen. Hinzukommen muss dabei noch einiges an Intensität, um zur roten Karte zu gelangen. So sagt man auch, dass Intensität die Trefferfläche schlägt!

Im vorliegenden Beispiel traf James mit der Ferse, also längst nicht mit dem vollen Gewicht. Am Ende lag hier also kein brutales, sondern vielmehr ein rücksichtsloses Foulspiel vor, was eine Verwarnung erfordert hätte. Die mündliche Ermahnung, welche Schiedsrichter Ovidiu Hategan aussprach, war allerdings offensichtlich zu wenig!

Einige Minuten später folgte dann das, was der Akzeptanz des Schiedsrichters deutlich wehtut: Ethan Ampadu trat Federico Bernadeschi im Mittelfeld mit hoher Intensität auf den Spann, als der Ball längst weg war. Nun zeigte Hategan die rote Karte! Nochmal zur Erinnerung: Die Trefferfläche ist für den Fernsehzuschauer das am einfachsten bewertbare Kriterium, ist aber für sich genommen nicht ausreichend!

Schnell wurden natürlich die Vergleiche zur ersten Szene gezogen, in der der Unparteiische nicht einmal die gelbe Karte zeigte. Dass das Verhältnis damit nicht mehr stimmte, ist nicht von der Hand zu weisen. Für sich genommen lag Hategan beim Platzverweis aber richtig, denn der Tritt des Walisers war ein absolut intensiver Volltreffer auf das Sprunggelenk und eben nicht nur ein Tritt auf den Fuß [TV-Bilder – ab 0:30 Minute]

Vergleicht man aber beide Szenen zusammen isoliert betrachtet, gibts für diese ähnlichen Situationen Unterschiede. Beim ersten ist es durch den Fersentreffer kein Volltreffer (er rutscht quasi ab) und beim Zweiten tritt er ihn voll auf den Fuß, was auch einiges an Intensität hatte.

Es kann aber nicht sein, dass eine für den Zuschauer offensichtlich rote Karte nicht mal mit Gelb und später für ähnliches Vergehen Rot gezeigt wird, denn das schadet der Akzeptanz. Ein bisschen ausgewogen sollten die Entscheidungen schon sein.

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

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