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Wenn der Schiedsrichter die Linie überschreitet


Nicht einmal auf der Ersatzbank kann man sagen, was man will …
Karikatur: Heinrich Schwarze-Blanke

Joscha Gaedigk vom TSV Gau-Odernheimer sah als Ersatzspieler Rot, drei Spieler vom Italclub Mainz nach Spielschluss. Der Arm des Schiedsrichters reicht weiter, als man denkt.

Dass ein Trainer im Spielverlauf des Feldes verwiesen wird, ist im deutschen Fußball inzwischen ein vertrautes Bild. Schiedsrichter sind da sehr konsequent, wenn die Regeln des korrekten sportlichen Umgangs überschritten werden. Aber, so lehrt der zurückliegende Spieltag, es kann auch Spieler treffen. Joscha Gaedigk, der Ersatztorhüter vom TSV Gau-Odernheim, erhielt beim Gastspiel seiner Mannschaft in Morlautern eine Rote Karte und musste die Bank verlassen.

Etliche Kilometer nordöstlich, in Nierstein, passierte gleichfalls Nichtalltägliches. Das Bezirksliga-Spiel zwischen dem gastgebenden VfR und dem Italclub Mainz war gerade beendet, als sich drei Gästespieler ungebührlich untereinander anmachten. Der Unparteiische zeigte allen drei Rot, obwohl die Spielzeit abgelaufen war.

Lothar Renz, der langjährige Vorsitzende des Fußball-Kreises Alzey-Worms, sagt: Beide Entscheidungen waren rechtens. Solche Vorfälle – anders als persönliche Strafen gegen Trainer – kämen aber ausgesprochen selten vor.

Die Regelwerk gibt dem Schiedsrichter das Recht, auch Spieler zu sanktionieren, die nicht aktiv am Spielbetrieb teilnehmen. Das heißt: Einwechselspieler wie auch ausgewechselte Spieler können gemaßregelt werden. Im Fall des Gau-Odernheimers Joscha Gaedigk war es eine Beleidigung, die der Referee gehört haben wollte. Ob es eine war, sei mal dahingestellt. Aber wusste Gaedigk überhaupt, dass er auf der Bank Teil des Spiels war?

„Ja“, antwortet der 22-Jährige: „In meiner Schiedsrichterausbildung habe ich das gelernt. Man kann auf der Bank mit den gleichen Strafen belangt werden wie die Spieler auf dem Feld“.Fürs laufende Spiel ist ein Platzverweis gegen Ersatzspieler indes unerheblich. Es muss also wegen dieser Roten Karte kein Spieler vom Feld genommen werden. Im Handball ist es anders. Zwei-Minuten-Strafen gegen den Trainer muss die Mannschaft auf dem Feld ausbaden.

Dass der Schlusspfiff nicht das Ende der Zuständigkeit des Schiedsrichters ist, lehrt der Fall von Nierstein. Doch wie lange kann denn der Unparteiische überhaupt Karten zeigen? Lothar Renz entgegnet: „Solange sich die Spieler auf dem Feld befinden und das Trikot ihrer Mannschaft tragen“. Hätten die Spieler des SV Italclub ihren Zwist also erst unter der Dusche ausgetragen, sie hätten keine Roten Karten bekommen. Aber auch hier hätte ihnen eine verbandsrechtliche Verfolgung drohen können. Hätte der Schiedsrichter Kenntnis vom Verdacht unsportlichen Verhaltens bekommen, hätte er einen Sonderbericht verfassen können.

Beim SV Italclub sind sie sich des Vergehens ihrer drei Spieler bewusst. Trainer Hasan Celebi kündigte an, dass die drei Spieler auch mit vereinsinternen Sanktionen rechnen müssen.


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