Nach Abschluss der Gruppenphase bei der WM in Russland zieht Alexander Feuerherdt vom Schiedsrichter-Podcast „Collinas Erben“ eine kleine Zwischenbilanz. Während sich die Fans bei der WM in Brasilien sich sehr früh über strittige Schiedsrichterentscheidungen über zu Unrecht aberkannte, zu Unrecht gegebene Elfmeter oder nicht geahndete Fouls die Haare rauften, überraschen diesmal die Referees bei dieser WM.
Klarere Linie
Erstmals kommt bei einer Fußball-Weltmeisterschaft der Videobeweis zum Einsatz. Klar, auch in der Bundesliga ist dieser in der abgelaufenen Spielzeit zum Einsatz gekommen, doch da gab es auch viele Misstöne. Im Vergleich zur Bundesliga gibt es in Russland eine klarere Linie mit einer extrem hohen Eingriffsschwelle. Gerade bei Strafraumszenen wird eine sehr klare Linie verfolgt. Wenn der Schiedsrichter etwas wirklich nicht gesehen oder wenn er eine Entscheidung getroffen die sich beim besten Willen nicht rechtfertigen ließ, dann, und auch wirklich nur dann, kamen die Video-Assistenten zum Einsatz. Dies hebt sich etwas von der Bundesliga ab wo ein bisschen zuviel eingegriffen wurde.
Höhere Akzeptanz
Auch hebt sich die größere Transparenz von der Bundesliga ab. Zum Beispiel werden die Bilder im Stadion gezeigt. Wenn der Schiedsrichter mit seiner Prüfung fertig ist, werden die Bilder auf den Stadionleinwänden den Zuschauern gezeigt, wo sich die Fans in der Bundesliga noch viele darüber beklagten, dass sie im Stadion nichts sehen konnten, während die TV-Zuschauer die gleichen Bilder zu sehen bekamen.
Fanbrillensicht
Eine große Rolle spielt allerdings auch die emotionale Fanbrille. Wenn ein Zweikampf der Serben im Strafraum als nicht elfmeterwürdig gesehen wird, regen sich nur serbischen Anhänger auf während es den Deutschen kaum interessiert. Wenn dieser Zweikampf in der Bundesliga zwischen Boateng und Reus bei Bayern gegen Dortmund passieren würde und nicht auf Elfmeter entschieden wird, wäre der Aufschrei wohl genauso groß. Diese emotionale Involviertheit darf man auch nicht vergessen.
Technik besser
Aber auch die Sache mit der Technik läuft bei der Weltmeisterschaft reibungsloser als noch in der Bundesliga, wo wir am Anfang doch große Schwierigkeiten hatten. Dies scheint in Moskau derzeit nicht der Fall zu sein. Unter anderem stehen bei knappen Abseitssituationen den Video-Assistenten die so genannte kalibrierte Linien zur Verfügung und ich denke, dass ist auch ein wesentlicher Grund.
Qualität der Schiedsrichter
Ganz offensichtlich ist die Qualität der Referees bei der WM sehr hoch, hier hat womöglich die FIFA aus der Vergangenheit gelernt. Wenn wir uns an das Eröffnungsspiel 2014 erinnern, wo es mit Yüichi Nishimura einen japanischen Schiedsrichter gab, der nicht viel mehr als Zweitliganiveau hatte, wo man über die Berechtigung des Strafstoßes für Brasilien trefflich streiten kann. Im weiteren hat man Leute losgeschickt, welche auch nicht gerade zum Grand Slam der Schiedsrichter gehörten. Diesmal sind mit Nestor Pitana, Björn Kuipers, Szymon Marcinak, Ginaluca Rocci absolut Spitzenleute am Start, die für einen angenehm ruhiges Fahrwasser gesorgt haben und damit Leute wie Alireza Faghani auch so ein bisschen mitgenommen.
Da hat die FIFA aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Wichtig ist auch, die Referees müssen wie die Mannschaften auch, gut in ein Turnier starten. Wenn der Start schief läuft, gibt es sofort von allen Seiten Kritik. So war es vor vier Jahren, diesmal nicht und das wirkt sich gerade aus.
Nichtgegebener Elfmeter für Serbien
Es sei eine „der schlimmsten Diebstähle bei der letzten Weltmeisterschaften“ schrieb eine örtliche Zeitung. Dazu sagte der Kölner Lehrwart Alexander Feuerherdt: „Über die Heftigkeit der Kritik am deutschen Schiedsrichter Felix Brych habe ich mich sehr gewundert. Ich denke, er hat das Spiel zunächst mal hervorragend im Griff gehabt.“ Und was diese Szene betrifft: „Da steht der serbische Spieler Mitrovics gegen zwei Schweizer gegenüber alle drei machen was mit den Armen, klar machen die Schweizer da sicher ein bisschen mehr, aber Mitrovics rudert schon auch ziemlich, drückt, hält, zieht und klammert auch so ein bisschen. Ich meine, es ist zumindest keine ganz klare Situation gewesen. Man kann da Strafstoß geben, aber man muss es nicht und weil die Situation nicht zu 100%ig klar gewesen ist, hat auch der Felix Zwayer nicht eingegriffen, und das halte ich für richtig.“