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Nach seiner Spielleitung in der 3. Liga wurde Schiedsrichter Martin Speckner massiv bedroht.

Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 32. Spieltag | 3. Liga

In unserer Analyse zum 32. 3. Liga-Spieltag geht es neben unglücklichen Fehlentscheidungen, auch um eine Morddrohung, womit eine deutliche Grenze im Umgang mit Menschen überschritten wurde.  

SchiedsrichterCoach und Analyst Felix Stark

Von Felix Stark 

VfB Lübeck – SC Verl 0:0 (SR: Tobias Wittmann)

Szene 1: Daniel Mikic bekam den Ball im eigenen Strafraum an den komplett angelegten Arm. Schiedsrichter Tobias Wittmann ließ das Spiel damit völlig zurecht weiterlaufen. [TV-Bilder – ab 01:53:30 Minute]

SV Sandhausen – Borussia Dortmund II 3:2 (SR: Tom Bauer)

Szene 2: Patrick Göbel war auf dem Weg in den Sandhäuser Strafraum und wurde von Jonas Weik getroffen. Das war ein Foul, allerdings signalisierte Assistent Jonas Krzyzanowski Schiedsrichter Tom Bauer fälschlicherweise, dass sich der Tatort innerhalb des Strafraums befand. Somit war der folgende Strafstoß für Dortmund eine Fehlentscheidung, da sich der Fußtreffer außerhalb ereignete. [TV-Bilder – ab 2:40 Minute]01:48:40)

Erzgebirge Aue – SC Freiburg II 2:1 (SR: Timon Oliver Schulz)

Szene 3: Der bereits verwarnte Hamadi Al Ghaddioui lief nach einem ausgebliebenen Freistoßpfiff wutentbrannt auf Schiedsrichter Schulz zu und erhielt für seine Reklamationen die berechtigte gelb-rote Karte. Allerdings wäre es zuvor cleverer gewesen, dass grenzwertige Einsteigen mit beiden Beinen direkt vor der Freiburger Bank zu ahnden. Auch wenn er den Ball berührt das ist ein Foulspiel und hätte Freistoß für Freiburg geben müssen. Das Meckern war dann die Ursache dieser vorangegangenen Nummer. Zwar ist die gelb-rote Karte wegen der Unsportlichkeit korrekt, aber insgesamt vermeidbar. [TV-Bilder – ab 2:20 Minute)

Preußen Münster – SSV Jahn Regensburg 1:3 (SR: Sven Jablonski)

Szene 4: Dominik Steczyk wurde von Alexander Bittroff im Regensburger Strafraum mit beiden Armen geschoben, Schiedsrichter Sven Jablonski gab allerdings keinen Strafstoß. Die Regel hätte hier einen Pfiff schon hergegeben, dieser wäre allerdings schon recht ‚soft‘ gewesen, da die Intensität im Zweikampf minimal war. Solche Dinge haben etwas mit Spielmanagement zu tun, da allen Schiedsrichtern von Beginn an mitgegeben wird, nur klare Strafstöße zu pfeifen, wohingegen man solche Dinge als Stürmerfoul sehr leicht abpfeifen kann. [TV-Bilder – ab 02:09:00 Minute]

Szene 5: Bryan Hein traf Daniel Kankam Kyerewaa im Regensburger Strafraum, Schiedsrichter Jablonski pfiff aber wieder nicht. Richtige Entscheidung, da der Regensburger unten zuerst am Ball war und dann erst der Fuß des Münsteraners dazu kam. [TV-Bilder – ab 02:11:00 Minute]

TSV 1860 München – Viktoria Köln 3:1 (SR: Felix Prigan)

Szene 6: Joel Zwarts wurde im Kölner Strafraum klar gehalten und ging dann erst zu Boden, als er bemerkte, dass er nicht mehr an den Ball kam. Schiedsrichter Felix Prigan ließ weiterlaufen. Das sind für Schiedsrichter recht schwere Szenen, da man recht gut erkennen kann, dass das Foul erst relevant wird, wenn der Angreifer den Zweikampf verloren hat. Da kommt man schnell auf den Gedanken, dass kein schwerwiegendes Foulspiel vorlag. Allerdings war das Vergehen hier doch recht deutlich. Ein Pfiff wäre sicher möglich gewesen. [TV-Bilder – ab 26:20 Minute]

Szene 7: Jeremias Lorch traf zum Kölner Anschlusstreffer, fraglich war allerdings, ob Michael Schultz zuvor strafbar im Abseits stand. Dabei müsste eine klare Aktion zum Ball zu sehen sein, was auch wieder eine Bewertungsfrage darstellt. Die Bewegung mit dem Fuß ist klar zu erkennen, Gegenspieler Jesper Verlaat befand sich allerdings auch sehr weit weg und wurde dadurch nicht wirklich beeinflusst. Insgesamt die bessere Entscheidung, das Tor anzuerkennen. [TV-Bilder – ab 01:24:40 Minute]

Szene 8: Luca Marseiler leistete sich nach seiner Verwarnung ein weiteres, recht grenzwertiges Foulspiel. Schiedsrichter Prigan richtete ernste Worte an den Kölner und fuhr damit sehr gut. Ein Platzverweis wäre im Gesamtbild zu hart gewesen. [TV-Bilder – ab 01:35:00 Minute]

SV Waldhof Mannheim – SpVgg Unterhaching 6:1 (SR: Lukas Benen)

Szene 9: Vor dem Mannheimer Ausgleich durch Samuel Abifade agierte Fridolin Wagner im Kopfballduell gegen Markus Schwabl sehr robust. Schiedsrichter Lukas Benen gab das Tor allerdings trotzdem. Hier lag, ähnlich der Situation im oben beschriebenen Münster-Spiel ein deutliches Schieben vor. Dabei agierte allerdings der Angreifer, was für den Unparteiischen größere Möglichkeiten eröffnet, den einfachen Weg zu gehen. Ein Pfiff wäre hier sicherlich die bessere Entscheidung gewesen [TV-Bilder – ab 2:17 Minute]

FC Ingolstadt 04 – DSC Arminia Bielefeld 1:1 (SR: Martin Speckner)

Szene 10: Am Freitag spielten die Schanzer 1:1-Unententschieden. Das entscheidende Tor erzielte Sebastian Grönning in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Wenige Sekunden später war das Spiel aus!  Die Bielefelder beschwerten sich , weil Schiedsrichter Speckner die letzte Ecke noch ausführen ließ. Doch das war richtig., da Yildirim kurz zuvor für ein Zeitspiel Gelb gesehen hatte. Und wenn einer meint, er muss bei einer 1:0-Führung für seine Mannschaft auf Zeit spielen zu müssen, wird er verwarnt und die Nachspielzeit wird verlängert. Das bestrafte Grönning mit der letzten Aktion im Spiel dann doch noch. Die Bielefelder verpassten mit einem Sieg die große Chance, sich im Keller weiter Luft zu verschaffen und bleiben – nun mit fünf Punkten vor Halle – auf Rang 15. Ingolstadt kletterte auf Rang 10. [TV-Bilder – ab 02:24 Minute]

„Wenn wir wegen dir absteigen, wirst du sterben. Wir werden dich oder deine Kinder in der Oberpfalz finden. Schon bald wirst du beobachtet werden.“

hieß es in einer anonymen E-Mail an Speckner.

Am Sonntag wurde durch den DFB mitgeteilt, dass der 28-Jährige massiv beleidigt und bedroht wurde, wogegen man nun rechtlich vorgehen werde.

Was da passiert ist, ist ekelhaft und widerlich. Hinter allen Schiedsrichtern stecken Menschen und diese Sachen gehören weder in den Fußball zur Tagesordnung, noch generell. Da sollte sich jeder mal hinterfragen. Wir als Gesellschaft können uns nur gegenseitig und untereinander reinigen und da muss man dafür sorgen, dass so was nirgendwo vorkommt.

Schiedsrichter 2. Klasse?

Man muss aber auch klar sagen, immer wenn die eigenen Leute der DFB-Schiris kritisiert, beleidigt oder bedroht werden, ist die Empörungswelle der Schiedsrichterführung aus Frankfurt riesengroß. Wenn ein Amateur-Schiedsrichter geschlagen wird, interessieren das nur die regionalen Verbände. Es kommt einen so vor, als ob die unteren Schiedsrichter nichts zählen.

Hallescher FC – SSV Ulm 1846 0:2 (SR: Konrad Oldhafer)

Szene 11: Max Brandt fing einen abgewehrten Ball ab, strebte vom Zentrum in den Sechzehner. Auf der Strafraumgrenze trat ihn Brian Behrendt auf den Fuß. Sekunden vor der Pause ertönte der Pfiff von Schiri Oldhafer sofort. Eine vertretbare Entscheidung! Behrens spielte nicht den Ball, trat ihn auf den Fuß und das ganz auf der Linie. Aber der Ulmer ist schon im Fallen, als die Berührung kam. Allerdings ist dieser im vollem Tempo und da reicht der kleinste Kontakt. Es ist sicher keine Fehlentscheidung, den gibt vielleicht auch nicht jeder aber er ist nicht so skandalös falsch, als die komplette HFC-Mannschaft reklamierte. Eine bemerkenswerte Aussage von HFC-Trainer Stefan Reisinger: [TV-Bilder – ab 0:56 Minute

„Kann man geben. Behrens muss da nicht runter gehen und der Kontakt ist da.“

Léo Scienza übernahm die Verantwortung, schoß den Foulelfmeter im ersten Versuch in die Tormitte. Doch da waren dessen Mannschaftskollegen zu früh in den Sechzehner gelaufen, sodass der Strafstoß wiederholt wurde. Dabei behielt Léo Scienza die Nerven, trat also abermals  an und setzte seinen Rechtsschuss ins linke Eck. Philipp Schulze hatte die Hände zwar am Ball, konnte den Einschlag nicht verhindern, was ihn maßlos ärgerte.

Rot-Weiss Essen – MSV Duisburg 4:1 (SR: Dr. Max Burda)

Szene 12: Obuz war frei durch und Müller brachte den Flügelspieler durch festhalten zu Fall und der Unparteiische musste auf den Punkt zeigen. Unstrittige Entscheidung! [TV-Bilder – ab 02:56 Minute]

Quelle: ig-schiedsrichter.de/fs

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. CA

    Bis auf die Bewertung des Schiedsrichters Lukas Benen im Waldhofspiel, sehe ich den Zweikampf in der Luft zum 1:1 noch als vertretbar an. Ansonsten finde ich die Spieltagsanalysen von Felix Stark wirklich prima. SR Konrad Oldhafer war, wie schon in Ingolstadt zuvor, wieder richtig stark! Zusammen mit Lars Erbst ist er seit Monaten der beste Schiedsrichter der 3. Liga.
    Wenn heute der Saisonabschluss wäre, würde ich die IGS-Medaillen für die Saison 2023/24 wie folgt vergeben: Gold an Konrad Oldhafer, Silber an Lars Erbst und Bronze an Lukas Benen.“

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