Gestern wurde dem HSV ein Tor geklaut, heute dem FC Bayern München ein Elfmeter geschenkt. In beiden Fällen: Video-Assistent Benjamin Brand aus Bayern. Der BVB feierte gegen Augsburg einen Kantersieg. Meine Einschätzungen der Sky-Konferenz:
Hamburger SV – FC St. Pauli 1:0 (SR: Dr. Matthias Jöllenbeck)
Szene 1: Glatzel ließ das Netz des Gästekastens und damit auch das Volksparkstadion beben, nachdem er infolge eines Steilpasses Pherais aus vollem Lauf und zehn Metern unter rechts eingeschoben hatte. Er hat jedoch nach Ansicht des Schiedsrichters Dr. Matthias Jöllenbeck Saliakas im Vorbeilaufen regelwidrig zu Fall gebracht, weshalb der Treffer nicht zählte. Für mich falsch und auch ein VAR-Eingriff wäre die bessere Entscheidung.
Szene 2: In der 62. Minute jubelte der HSV zunächst die Führung, nachdem eine durch Königsdörffer per Kopf produzierte Bogenlampe aus halbrechten acht Metern in der Torecke gelandet ist. Im Fünfmeterraum war Torhüter Vasilj jedoch klar von Poręba gefoult worden, der ihn durch einen Griff an den Arm am Hochspringen gehindert hatte. Das erkannte Jöllenbeck erst nach Hinweis des Video-Assistenten Brand in der Review-Area und nahm den Treffer folgerichtig wieder zurück.
Borussia Dortmund – FC Augsburg 5:1 (SR: Robert Schröder)
Szene 3: Der BVB ging etwas glücklich in Führung. Malen bediente Bynoe-Gittens links im Sechzehner, der ins Zentrum querlegte. Dort verpassten zwar Reus und Wolf, aber Uduokhai schlug die Kugel dann vogelwild auf das eigene Tor. Vermutlich wäre der Ball schon reingegangen, aber Yousouffa Moukoko hielt am rechten Eck noch die Hacke hin, mit der der Ball dann ganz sicher die Linie passierte. Ein kurioses Tor!
VfB Stuttgart – FC Bayern München 3:1 (SR: Tobias Welz)
Szene 4: Nachdem der VfB Stuttgart die Führung erzielte, bekamen die Münchner zehn Minuten vor der Pause einen Elfmeter. Anton hatte den ballführenden Gnabry im Sechzehner mit dem ausgefahrenen linken Arm leicht am Hals getroffen. Schiedsrichter Tobias Welz gab sofort den Strafstoß. Eine harte Entscheidung! Welz hatte Kontakt zum verantwortlichen Video-Assistenten Benjamin Brand, doch die Entscheidung blieb bestehen. Unten ist gar kein Kontakt und aus dem Wischer machte Gnabry viel zu viel. In solchen Phasen derartige Elfmeter stehen zu lassen, ist grotesk. Geht doch raus und nehmt das Ding wieder zurück! Das reicht in der Zeitlupe auf gar gar keinen Fall für einen Elfmeter. Er hatte ihn im Eifer des Gefechts erwischt. Aber man muss auch sagen, eine klare Fehlentscheidung lag nicht vor. Sobald der Kontakt da ist, den der Schiedsrichter wahrgenommen hat und der Video-Assistent nichts anderes „beweisen“ kann, bleibt eben der Elfmeter bestehen. Auch wenn ich auch sage, dass reicht mir nicht! Eine Entscheidung stehen zu lassen, nur weil sie nicht hundertprozentig falsch ist, dann kann man den Mist auch gleich wieder abschaffen. Da ist ein Fehler im System! Einen bayrischen VAR bei einem Spiel des FC Bayern einzusetzen, ist zudem höchst disktutabel! Felix-Benjamin Schwermer wurde beim Magdeburg-Spiel als zweiter VAR abgezogen, weil er in Magdeburg wohnt. Und hier?
https://twitter.com/jan_osaft/status/1786759986518913471
Szene 5: In der 51. Minute bekam ein Münchner den Ball an den nach unten hängenden Arm. Der VAR überprüfte, erkannte aber zurecht nicht auf strafbares Handspiel, da der Arm nicht zum Ball geht und die Körperfläche vergrößerte.
TSG Hoffenheim – RB Leipzig 1:1 (SR: Harm Osmers)
Szene 5: Über die gelb/rote Karte muss man nicht lange diskutieren. Im Mittelkreis kam Xavi Simons viel zu energetisch gegen Anton Stach angerauscht und ließ diesen über die Sense springen. Dabei traf er nicht etwa das Spielgerät, sondern stempelte mit ausgefahrenem Stollen den Mittelfuß des Hoffenheimers. Viel Spielraum gab es bei dieser Entscheidung auch absolut gar nicht.
VfL Wolfsburg – SV Darmstadt 3:0 (SR: Robert Hartmann)
Szene 6: Keine zwei Minuten nach dem Führungstor, legten die Gastgeber nach! Auf Zuspiel von Ridle Baku tauchte Lovro Majer rechts im Strafraum alleine vor Alexander Brunst auf. Der Kroate umkurvt den Schlussmann der Gäste, verzögerte kurz und hatte im Anschluss das Auge für den mitgelaufenen Jonas Wind. Der Däne kam aus etwa elf Metern in zentraler Position zum Abschluss und hatte keine Mühen mehr, die Kugel im verwaisten Tor unterzubringen. Video-Assistent Günter Perl überprüfte eine Abseitsstellung. Doch der Treffer zählte zurecht.
SV Werder Bremen – Borussia Mönchengladbach 2:2 (SR: Timo Gerach)
Szene 7: In der Nachspielzeit ließ Schiedsrichter Timo Gerach bei einem Handspiel eines Bremers weiterlaufen. Friedl bekam bei einer Direktabnahme von Čvančara die Kugel an den Arm. Sofort forderten die Gladbacher einen Strafstoß. Timo Gerach schaute sich die Szene selbst am Monitor an. Die Distanz aus welcher die Kugel an den Arm von Friedl sprang ist zwarkurz, doch der Arm ist deutlich abgespreizt. Gerach bewertet die Szene neu und zeigte auf den Punkt. Das ist der Regel nach ein strafbares Handspiel!
Hat der Videobeweis so noch Zukunft?
Nach reichlich 45 Minuten der „X“-Umfrage würden die Zuschauer den Videobeweis sofort abschaffen. 72,3 % stimmten für JA, 27,7 % wollen den VAR dann doch behalten.
Der Strafstoß für Bayern ist eine klare und eindeutige Fehlentscheidung und nichts anderes.
Kein Strafstoß! Zum Glück wirkte sich die Entscheidung am Ende nicht auf das Spielergebnis aus.
Ich bin entsetzt über die Äußerung von Rolf Fuhrmann zum Elfmeter in Stuttgart. Er liegt natürlich richtig mit seiner Kritik an der Fehlentscheidung des Schiedsrichters. Aber sich zu einer derart beleidigenden Äußerung „fickt euch und den VAR gleich mit“, hinreißen zu lassen, ist absolut respektlos. Das ist unterste Schublade.
Ich kenne ihn aus meinen langjährigen Begegnungen in Bremen und habe ihn immer als ruhig und besonnen eingeschätzt. Eine derartige Aussage darf einer angesehenen Reporterpersönlichkeit nicht passieren.
Hi, dieser Artikel hat mir neue Perspektiven eröffnet. Bitte mehr davon! Liebe Grüße
Der Videobeweis ist für mich nach wie vor ein Ärgernis. Irgendwie kommt der nicht ins Rollen. Mittlerweile wird von Lotterie gesprochen. Der Ruf ist nachhaltig gestört vielleicht sogar ruiniert. Ich bin echt ratlos.