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Warum Posch die Bayern-Führung regelkonform mit dem Arm verhinderte

Die DFB-Schiedsrichter wurden am 26. Spieltag in fünf Partien besonders gefordert. Für Diskussionen rund um den Videoassistenten sorgten vor allem wieder Handspiele im Strafraum, welche die Schiedsrichter in Hoffenheim und Berlin forderten. Für die TSG verhinderte Posch mit dem Arm eine sicheren zweiten Gegentreffer und handelte jedoch regelkonform. Im Topspiel verlangten Thuram und Kempf Schiedsrichter Badstübner gleich zweimal eine Entscheidung Strafstoß oder Weiterspielen ab, wobei der Windsbacher Schiedsrichter einmal von seinem Videoassistenten korrigiert wurde. 

TSG Hoffenheim – FC Bayern München 1:1 (SR: Robert Schröder)

In der 73. Minute forderten die Bayern Handspiel, als dem Hoffenheimer Spieler Posch der Ball an den Arm kurz vor der Torlinie sprang. Er hielt damit einen Schuss von Müller auf, der sicher ins Tor gegangen wäre. Aber ist das ein Grund für ein strafbares Handspiel? Nein. Denn es gilt hier genauso wie im Mittelfeld abzuwägen, ob Posch den Ball absichtlich mit der Hand gespielt hat. Und das ist auf alle Fälle nicht der Fall. Der Arm ist in einer natürlichen Haltung in dieser Spielsituation. Die Körperfläche wird ebenfalls kaum vergrößert und der Arm geht auch nicht zu Ball. Somit liegt hier, auch wenn Müller natürlich protestiert und es ärgerlich für ihn ist, dass er so die Bayern-Führung verhinderte, kein strafbares Handspiel vor. [TV-Bilder – ab 7:49]

1. FC Union Berlin – VfB Stuttgart 1:1 (SR: Robert Hartmann)

Fünf Minuten vor der Pause zeigte Schiedsrichter Robert Hartmann im Stadion An der alten Försterei auf den Punkt. Der Berliner Angreifer Prömel konnte aus recht zentraler Position abschließen. VfB-Verteidiger Mavropanos bekam den Ball wenige Meter im Strafraum dann an seinen ausgestreckten Arm und blockte diesen so. Die Distanz zwischen dem Schützen und Handspiel ist nur noch ein sehr schwacher Kriterium, was die Bewertung von Handspiele seit einigen Jahren angeht. Vielmehr sind mittlerweile zwei Aspekte ganz entscheidend: die mögliche Absicht des Spielers den Ball mit der Hand oder dem Arm spielen zu wollen und eine mögliche Vergrößerung der Körperfläche durch eine unnatürliche Handhaltung. Ersteres ist in dieser Szene eher nicht gegeben, aber der zweite Aspekt trifft deutlich zu. Mavropanos stellt sich hier sehr unglücklich in die Schussbahn und vergrößert mit beiden Armen seine Körperfläche unnatürlich. Die offensichtlich überlegte Entscheidung von Schiedsrichter Hartmann ist vollkommend richtig. Hier liegt ein strafbares Handspiel vor, was auch VAR Dr. Felix Brych im Köllner Keller bestätigte. [TV-Bilder – ab 3:12]

Borussia Mönchengladbach – Hertha BSC 2:0 (SR: Florian Badstübner)

Zweikampf 1 zwischen Kempf und Thuram im Strafraum der Berliner

Im Topspiel grätschte der Berliner Verteidiger Kempf gegen Thuram im eigenen Strafraum und traf dabei nur den Gegenspieler, der im Anschluss etwas seltsam zu Boden ging. Vermutlich deswegen ließ Schiedsrichter Florian Badstübner zunächst weiterspielen, bevor er von VAR Tobias Welz in die Review-Area geschickt wurde. Dort entschied Badstübner nach nur wenigen Wiederholungen korrekt auf Strafstoß. Kempf spielt hier überhaupt nicht den Ball und trifft Thuram doch deutlich. Auch wenn sich der Gladbacher irgendwie komisch und auf den ersten Blick zunächst unnatürlich fallen ließ, ist der Tritt hier auf alle Fälle ursächlich für das Fallen des Gladbacher Offensivspielers. [TV-Bilder – ab 1:17]

Kurz vor der Pause kam es in dieser Partie zu einem weiteren grenzwertigen Zweikampf zwischen dem Gladbacher Thuram und Berliner Verteidiger Kempf. Wieder traf der Berliner nicht den Ball im eigenen Strafraum, dieses Mal aber auch nicht voll den Gegenspieler. Eine seltsame Szene, denn der Herthaner grätscht neben dem Gladbacher zunächst sauber rein und trifft ihn dabei wohl nicht. Dann will aber Thuram schießen und bleibt dabei an Kempfs Rücken hängen. Nicht ganz sauber vom Hertha BSC-Verteidiger, aber auch irgendwie zu wenig für einen Strafstoß. Nachvollziehbar von Badstübner hier weiterlaufen zu lassen. Eine klare Fehlentscheidung liegt hier in jedem Fall nicht vor. Somit grundsätzlich hier auch kein Handlungsbedarf für VAR Tobias Welz. [TV-Bilder – ab 2:17]

Borussia Dortmund – DSC Arminia Bielfeld 1:0 (SR: Bastian Dankert)

Diese Szene muss in zwei Abschnitte unterteilt werden. Zunächst der leichte Rempler von Arminia-Verteidiger Bello gegen den Dortmunder Stürmer Malen. Grenzwertig der Einsatz, insgesamt aber finde ich auch zu wenig für einen Strafstoß. Direkt danach sprang dann dem Bielefelder Außenstürmer Hack der Ball an den Arm. Dankert zeigte fälschlicherweise deswegen auf den Punkt, doch VAR Pascal Müller meldete sich recht schnell beim FIFA-Schiedsrichter aus Rostock und bat ihn an den Monitor zum On-Field-Review. Denn hier liegt sicher kein strafbares Handspiel vor, Hack schießt sich den Ball selber an den Arm, der in dieser Szene nicht mal in einer sonderlich unnatürlichen Haltung ist oder die Körperfläche vergrößert. Hier lag eine klare Fehlentscheidung vor, die Dankert zurecht am Monitor korrigierte. [TV-Bilder – ab 2:20]

SpVgg Greuther Fürth – RB Leipzig 1:6 (SR: Sven Jablonski)

Drei Minuten vor dem Ende der eindeutigen Partie zwischen dem Tabellenletzten Fürth und Champions League Anwärter Leipzig sah Abiama erst die zweite gelbe Karte der Partie für ein Einsteigen gegen den Leipziger Halstenberg, der deutlich vorher am Ball ist. Schiedsrichter Sven Jablonski entschied sich sehr schnell für eine gelbe Karte, in dieser Szene sprechen aber auch ein paar Argumente für einen Platzverweis. Denn Abiama trifft Halstenberg mit dem Fuß relativ intensiv am Knöchel. Äußerst grenzwertig. Hier liegen beide Farben der Karte im Ermessensspielraum des Schiedsrichter. Jablonski wird aber in solchen Szenen nie vom VAR korrigiert werden, wenn er die Situation am Platz richtig wahrnahm und bewerten konnte. Am Ende eine noch vertretbare Entscheidung. Die Fürther hätten sich trotzdem nicht beschweren dürfen, wenn Abiama hier vom Platz fliegt.

Fazit: Ein insgesamt gutes Wochenende von den DFB-Schiedsrichtern in der 1. Bundesliga. Dabei gab es viele knappe Szenen im Ermessensspielraum des Schiedsrichters, die aber alle vertretbar bewertet wurde. Dem VAR ist an diesem Wochenende kein Fehler passiert.


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Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

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