Wie gut sind die Leistungen der Schiedsrichter in der Bundesliga? In einer anonymen Umfrage unter den Spielern kommen die Unparteiischen alles andere als gut weg.
Über die Leistungen der Schiedsrichter wird in jeder Bundesligasaison diskutiert. Wie gut sind die Unparteiischen? Waren ihre Leistungen früher besser? Welche Fehler wurden gemacht?
In der großen kicker-Umfrage zur vergangenen Saison schneiden die Referees alles andere als gut ab. 252 Bundesligaprofis haben anonym abgestimmt, 60,3 Prozent von ihnen sind der Meinung, dass die Leistungen der Schiris schlechter geworden sind.
35,3 Prozent meinen derweil, die Performance sei gleich geblieben.
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Schlechte Bewertung der Schiedsrichter
Pikant: Noch vor einem Jahr sagten nur 38,3 Prozent der teilnehmenden Fußballer, die Schiedsrichter-Leistungen hätten sich verschlechtert.
Eine Verbesserung können übrigens nur 2,4 Prozent erkennen – verglichen mit den 9,6 Prozent im Vorjahr alles andere als ein gutes Ergebnis.
In einer weiteren Umfrage wurden die größten Enttäuschungen und Überraschungen der Bundesliga-Saison gekürt. Hier wurde vor allem der FC Bayern abgestraft. So wurde FCB-Profi Sadio Mané zu dem sportlich enttäuschendsten Feldspieler der zurückliegenden Spielzeit gewählt.
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Das Ergebnis der anonymen Umfrage war auch nicht anders zu erwarten. Gemeinsam die Schiedsrichter kritisieren beruhigt das eigene Gewissen, lenkt zugleich von eigenen Schwächen ab. Ein Großteil der Spieler sollte sich lieber mal hinterfragen, wie sie ihre eigene Leistung sehen und beurteilen würden. Ich war bis zur abgelaufenen Saison für den Sport-Informations-Dienst (SID) in Bremen und Wolfsburg tätig gewesen, konnte sowohl die Schiedsrichter als auch die Spieler auf der Pressetribühne aus der Nähe beobachten. Natürlich waren die Schiedsrichter nicht immer sehr gut. Einige waren auch schon besser. Da ist Selbstkritik angebracht. Cortus hat nach 75 Bundesligaspielen in sieben Jahren aufgehört. Der große Durchbruch ist ihm nicht gelungen. Deshalb, aber auch als Altersgründen, ist er kein FIFA-Schiedsrichter geworden. Ich habe ihn mehrfach gesehen. Da hat er, mit einer Ausnahme, gut gepfiffen. Seine Leistungen waren aber insgesamt zu schwankend. Das gilt auch für einige andere. FIFA-Männer wie Dankert und Stegemann werden es nicht bis zur Elite schaffen. Auch Stieler (gehört zur Elite) hat seinen Höhepunkt längst überschritten. Es bleibt zu hoffen, dass Siebert weiter seinen Weg machen wird und Schlager in den kommenden Jahren nachrückt.
Es ist schon eigenartig, dass unser erfahrenes Dreigestirn Brych, Aytekin und Fritz an der Spitze steht, die als Mittvierziger ihre internationale Karriere bereits beendet haben. Der oft geforderte Austausch ist nur möglich, wenn es in der 2. Liga bessere Nachfolger gibt. Da ist das Feld jedoch dünn gesät. Mit Gerach rückt ein Kandidat nach. Braun, der unverhofft zu seinem ersten Bundesligaeinsatz kam, wäre ebenfalls ein Anwärter. Es wird in den kommenden Jahren zwangsläufig erhebliche Veränderungen geben, wenn viele aus Altersgründen ausscheiden.
Es müsste ein Anreiz sein – damit sind vor allem junge Drittliga-Schiedsrichter gemeint – alle Anstrengungen zu unternehmen, auf dem Weg nach oben durchzustarten. International spielen derzeit nur Siebert und Zwayer, mit seiner exzellenten Leistung im Nations League-Finale Spanien gegen Kroatien, eine bedeutende Rolle. Wir haben nach Stieler keinen vierten Mann in der Elite-Klasse. Deshalb sind die Ansetzungen in der CL und den anderen Wettbewerben weniger geworden. Bleibt abzuwarten, wie sich Jablonski behauptet. Er hat die größten Chancen, einen Spitzenplatz einzunehmen.
Ich vermute, dass Siebert wieder für die EM 2024 nominiert wird, räume aber zugleich Zwayer zum Höhepunkt seiner Laufbahn ebenfalls eine gute Chance ein. Es bleibt abzuwarten, wie sich Roberto Rosetti, als UEFA-Schiedsrichterchef, entscheiden wird. Zwei Deutsche, wie 2021 mit Brych und Siebert, wird es nicht wieder geben.
Noch einmal zu den Spielern. Einige von ihnen habe ich seit Jahren gesehen, in der Leistung teilweise mit abnehmender Tendenz. Viele sollten sich mehr um sich kümmern, als die Schiedsrichter negativ zu beurteilen. Auch im Ausland gibt es nur wenige Spitzenschiedsrichter, die zumeist Einzelkämpfer sind, wie Marciniak in Polen, Orsato in Italien, Makkelie in Holland, Turpin in Frankreich, Taylor und Oliver in England, um einige zu nennen. Danach kommt ebenfalls nicht viel. Länder wie Österreich, Schweiz, Schweden, Belgien u.a. stehen gar nicht mehr im Blickfeld.
Es wird in Deutschland sowohl in der Bundesliga als auch International in nächster Zeit auch wieder aufwärts gehen. Fraglich ist, ob unsere Spieler als Dauerkritiker der Schiedsrichter dann zufriedengestellt werden können, was ich aus meiner Sicht bezweifele.
Alljährliche Quoten mit Prozentzahlen aufzustellen, halte ich für das völlig falsche Signal. Von den 252 Befragten wird ein Großteil mit sich selbst genug zu tun haben. Vielleicht sind aber auch nur die falschen Spieler befragt worden? Wie auch immer, derartige Statistiken sind vollkommen überflüssig.
Also die Spieler dürfen nicht die Schiedsrichter kritisieren, da sie genug mit sich selbst zu tun haben? Könnte es allerdings sein, dass die Schiedsrichter auch genug mit sich selbst zu tun haben? Dass die Bewertungen negativer sind als letztes Jahr ist doch verständlich, waren es ja auch die Leistungen. Es könnte auch sein, dass gar kein deutscher Schiedsrichter bei der EM ist. Bei Zwayer wegen einem sehr guten Spiel so ein Fass aufzumachen halte ich für sehr abenteuerlich. Beide werden sich strecken müssen um eine Rolle beim Turnier zu spielen. Warum es wieder aufwärts gehen soll, erschließt sich mir auch nicht… es ist doch alles beim Alten geblieben. Leistungsprinzip ist nach wie vor kaum erkennbar und mit der Nominierung von Cortus als VAR ist sichergestellt, dass es auch da so bleibt wie es war. Nämlich schlecht
Der Kommentar ist typisch für jemanden, der das Leben ausschließlich von der negativen Seite betrachtet. Bei uns ist danach alles schlecht. Es gibt auch wenig oder keine Hoffnung auf Besserung. Das ist eine typische Einstellung, die keine bessere Zukunft verspricht. Schwarzseher und Dauerkritiker haben wir reichlich, nicht nur im Schiedsrichterwesen.
Einfacher wäre es, mal konkrete Vorschläge zu machen, wie alles besser werden kann. Da habe ich höchstens mal in vorherigen Kommentaren gelesen, gewisse Leute an der Spitze des DFB-Schiedsrichterausschusses auszuwechseln. Und was wird dann?
Ich war u.a. lange im Schiedsrichterausschuss, als Lehrwart und stellvertretender Obmann. Da gab es auch einen Personenkreis, deri mmer alles besser wusste. Mein Angebot, doch selbst ein Amt und Verantwortung zu übernehmen, wurde jedoch stets dankend abgelehnt.
Ständig kritisieren ja, Verantwortung übernehmen nein.
Eines hatte ich vergessen. Wenn Umfragen sind, könnten auch die Schiedsrichter befragt werden, wie sie die Leistungen von Spielern einstufen. Wäre doch auch interessant, denn das hat es bisher noch nie gegeben.
Das wäre sicher auch spannend und auch die Schiedsrichter hätten das Recht die Leistung der Spieler negativ zu beurteilen. Ich war 2. Vorstand bei nem Landesligisten und im Ausschuss für Nachwuchsförderung zuständig. Beides musste ich aus beruflichen Gründen aufhören. Ich habe doch Vorschläge gemacht. Die drei schlechtesten Schiedsrichter steigen jede Saison ab und die drei besten aus Liga 2 auf. Regionalproporz abschaffen, es geht streng nach Leistung. Kriterien warum, wer welche Spiele pfeift müssen klar sein. Es kann nicht sein, dass Stegemann mehr Spiele hat als Jablonski. Personell gehören Leute die ihrer Aufgabe nicht gerecht werden, irgendwann ersetzt. Fröhlich und Co. haben sich ein tolles Ruhekissen verschafft. Ich sehe mitnichten alles negativ. Jablonski schätze ich sehr positiv ein. Meiner Meinung nach hilft es halt nichts zu sagen es ist doch vieles schon toll und der Rest wird es auch noch. Warum sollten nahezu alle Experten (u.a. Magath, Basler, Effenberg usw.) falsch liegen?
Immer diese Beschuldigungen der „Unfähigkeitt“ an die Schiedsrichterführung beim DFB, mit dem Ruhekissen für Personen, die zu ersetzen sind. Pauschalkritik heißt aber im Umkehrschluss: Vorschläge machen, wer es besser machen kann. Dass es Auf- und Absteiger geben soll, ist im Grundsatz nicht falsch. Aber ohne vorherige Festlegung von Quoten, wie etwa drei rauf und drei runter. Durch die lückenlosen Beobachtungen haben alle Erst- und Zweitliga-Schiedsrichter mindestens acht bis zehn Einsätze in einer Saison aufzuweisen. Ob das angewandte Leistungsprinzip immer hundertprozentig funktioniert, sei dahingestellt.
Bei den sogenannten Experten wäre ich mal vorsichtig, ausgenommen Stefan Effenberg als tatsächlichen Fachmann. Magath und Basler reden mitunter viel, sind der Meinung einiges ändern zu müssen, zeigen aber keine klaren Alternativen auf. Nur mit einem großen Namen aus früheren Zeiten zu leben, reicht nicht aus.
Den früheren Regionalproporz gibt es schon lange nicht mehr. Beispiel: Wenn ein Berliner absteigt, wird er nicht automatisch durch einen Berliner ersetzt. Sicher muss auch an der einen oder anderen Stellschraube beim DFB gedreht werden. Aber nicht mit der oft zitierten Holzhammermethode.
Es sieht von außen vieles so einfach aus. Ist es aber nicht. Zu diesem Thema wurde schon vieles gesagt. Ich bin sicher, der DFB-Schiedsrichterausschuss tut alles, um die besten Schiedsrichter auf dem Platz zu haben. Fehler sind nicht auszuschließen, denn nobody is perfect (niemand ist vollkommen).
Ich habe nicht behauptet, dass es einfach ist… Nur sollte halt mal ein Anfang gemacht werden. Ich bin entschieden gegen ein „Weiter so“. Eine neue Kultur mit den alten Kräften installieren zu wollen, klappt halt immer nur bedingt. Für mich sind, gerade beim VAR, viel zu viele Fragen offen und das seit Jahren. Ich habe die Beobachtungsergebnisse aus dem WFV und so gesehen und da ist bei manchen das Leistungsprinzip ausgehebelt. Es geht um Quoten usw. Dann kommen oben schon Mal nicht die Besten an, sondern die, die ne Quote erfüllen. Naja wir sind verschiedener Meinung und ich werde dich nicht überzeugen und Du mich nicht
Jeder darf seine eigene Meinung vertreten. Ich muss niemanden überzeugen, sich meiner Auffassung anzuschließen. Es geht um den Stil der Argumentation. Wie beim Westdeutschen Fußball-Verband Beobachtungsergebnisse ausgewertet werden, kann ich nicht beurteilen. Da ich selbst fünf Jahre Beobachter beim Norddeutschen Fussball-Verband gewesen bin, weiß ich nur zu gut, dass es am Saisonende Härtefälle, manchmal mit Zehntelpunkten Differenz gegeben hat. Es kommt auch auf die Bedeutung der Spiele an. Es macht einen Unterschied, ob es wichtige Spiele um die Meisterschaft und Abstieg sind oder unbedeutende Spiele auf den Mittelfeldplätzen. Eine Patentlösung der absoluten Gerechtigkeit kann ich auch nicht bieten.
Zum VAR: Es läuft grundsätzlich (mehr als 90 Prozent) reibungslos mit der Korrektur falscher Entscheidungen. Natürlich ist das Zusammenwirken, wie Einzelfälle (bei Bochum gegen Dortmund) gezeigt haben, noch verbesserungsfähig Dr. Drees und die Schiedsrichterführung werden daran arbeiten. Ohne Vertrauen in die Verantwortlichen funktioniert das nicht. Eine Einschränkung möchte ich aber machen: Die Zahl der VAR muss übersichtlich bleiben. Es gibt dafür geeignete und nicht geeignete Schiedsrichter.