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Das ganze Team im Tiefschlaf

Neben der fehlenden Roten Karte in Berlin gab es aber ein weiteres Mal mehr oder weniger heftige Diskussionen rund um die Schiedsrichterleistung in Frankfurt. Zudem einige Überraschungen. Meine Einschätzungen:

Von: Reiner Kuhn

Eintracht Frankfurt – Werder Bremen 1:1 (SR: Robert Hartmann)

Szene 1: Dina-Ebimbe ging im Laufduell mit Agu zu Boden. Der Schiedsrichter ließ weiterlaufen und das ist bei seiner großzügigen Linie auch die richtige Entscheidung, weil der Frankfurter nur eingefädelt hatte. Schiri Hartmann reagiert erst gar nicht erst, weil deutlich zu wenig.

Amos Pieper (26, l.) bringt Eintrachts Robin Koch (27, M.) äußerst rüde zu Fall. Da sich das im Bremer Strafraum abspielte, wäre ein Strafstoß nicht gerade unverdient gewesen. © Arne Dedert/dpa

Szene 2: Chaïbi schlug einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum. Robin Koch kam aus acht Metern zum Kopfball. Der Verteidiger setzte den Abschluss knapp rechts daneben. Danach regte er sich lautstark beim Schiedsrichter auf, dass er geklammert worden sei. In der Wiederholung ist das schon zu erkennen, dass Koch klar von Pieper gehalten wurde. Hier hätte man durchaus auf Elfmeter für Frankfurt entscheiden können. In Angebracht seiner weiten Linie ist weiterspielen für mich jedoch voll im Ermessungsspielraum des Schiedsrichters. Eine klare offensichtliche Fehlentscheidung lag ohnehin nicht vor. Hätte er aber sich für das mögliche Foul entschieden, wäre die Konsequenz, dass der gelbverwarnte Dina-Ebimbe mit Gelb/Rot vorzeitig vom Feld gemusst hätte.

Szene 3: Jens Stage grätschte am Frankfurter Strafraum fast auf Kniehöhe in Bahoya rein. Er traf ihn mit offener Sohle an der Wade. Hartmann zeigte zunächst Gelb, schaute sich die Szene aber dann nochmal auf Hinweis des Video-Assistenten am Bildschirm an. Nach Ansicht der Bilder musste sich der Schiedsrichter auf Rot umentscheiden. Das war ein sehr hartes Foul. Zum Glück hatte sich Bahoya nicht verletzt.

Szene 4: Pacho spielte aus dem Mittelfeld einen hohen Ball in den Strafraum. Dort kam Tuta im Duell mit Veljković zum Kopfball. Der Frankfurter setzte den Ball aus fünf Metern über Zetterer hinweg ins Tor. Danach beschwerten sich die Bremer, dass Veljković geschubst worden sei, aber das war nur ein minimaler Kontakt und deutlich nicht genug für ein Foul und erst recht war es keine eindeutige Fehlentscheidung, die eine Korrektur durch den VAR zur Folge gehabt hätte.

Szene 5: In der Schlussphase flog auch ein Frankfurter mit Rot vom Feld. Tuta trat Agu im Mittelfeld voll in die Achillesferse. Das war komplett überflüssig, vor allem weil Tuta bereits Gelb hatte. Hartmann gab zunächst nur Gelb/Rot, guckte sich die Szene dann aber nochmal am Bildschirm an. Auch dieses Foul ist klar Rot. Das entschied der Schiedsrichter dann auch korrekterweise.

Eintrachts Tuta (24, 2.v.l.) sah nach hartem Einsteigen gegen Bremens am Boden liegenden Felix Agu (24) völlig zurecht Rot. Zuvor war Werders Jens Stage (27) mit glatt Rot vom Platz geflogen. © Arne Dedert/dpa

Fazit: Es gab durchaus Situationen, in denen der Unparteiische zweifelsfrei richtig lag. So waren die beiden Platzverweise für Werders Jens Stage und Frankfurts Tuta nach VAR-Intervention absolut korrekt – eine großartig andere Wahl hätte Schiedsrichter Robert Hartmann zugegebenermaßen aber auch nicht gehabt. Denn beide Aktionen – Stage rauschte mit gestrecktem Bein in die Knochen von Jean-Mattéo Bahoya, und Tuta senste Felix Agu mit offener Sohle um – waren von der Kategorie „übertrieben hart“. Doch dann gab es noch die Aktionen, bei denen das Schiedsrichtergespann deutlich besser hätte agieren können. So sah SGE-Akteur Eric Junior Dina Ebimbe bereits in der 45. Minute Gelb und hätte im zweiten Durchgang nach weiterem harten Einsteigen eigentlich die Ampelkarte sehen müssen.

Weitaus direkter spielentscheidend war dann eine Aktion, die sich früh im zweiten Durchgang ereignete: Werder-Abwehrmann Amos Pieper riss seinen Verteidiger-Kontrahenten Robin Koch im Sechzehner in Ringermanier zu Boden – ein Pfiff blieb aber aus. Auch wenn es ansich zu seiner großzügigen Linie passte, wäre ein Elfmeter für Frankfurt schon die bessere Entscheidung.

1.FC Union Berlin – Bayer 04 Leverkusen 0:1 (SR: Benjamin Brand)

Szene 6: Schiedsrichter Benjamin Brand hatte wegen eines mutmaßlichen Handspiels Kontakt zu VAR Patrick Hanslbauer. Der Österreicher hatte Hincapiés Schuss mit dem leicht abgespreizten Arm an die linke Stange abgelenkt und damit ein klares Tor durch Handspiel verhindert. Hier hätte es neben dem Strafstoß für Leverkusen auch Rot für den Unioner geben müssen! Eine Erklärung wäre mit viel Phantasie vielleicht, weil der Spieler ein paar Meter vor der Linie stand und man argumentierte, dass er mit seinem Handspiel unmittelbar kein Tor verhinderte.  Für mich ist das aber ein eindeutiger Platzverweis. Keine Geslbe Karte ist definitiv nicht akzeptabel. Es ist einfach Rot. Da hat das ganze Team einschließlich VAR geschlafen. Sowas muss auffallen!

„Ein Platzverweis ist fällig, wenn ein Spieler durch ein absichtlichess Handspiel ein Tor verhindert.“

1.FC Heidenheim – FC Bayern München 3:2 (SR: Robert Schröder/Patrick Alt)

Frank Dürr (Re.) im DFB-Pulli

Robert Schröder hatte gesundheitliche Probleme und wurde durch den vierten Offiziellen vertreten. Für den saarländischen Referee aus Illingen war es somit sein Bundesligadebüt, was er gut absolvierte. Die Aufgabe an der Linie übernahm der Schiedsrichterobmann der SRG Schwäbisch-Gmünd, Frank Dürr. Glückwunsch im Kreis der Bundesliga-Schiedsrichter. 😉

SC Freiburg – RB Leipzig 1:4 (SR: Daniel Siebert)

Szene 6: Daniel Siebert bekam vom aufmerksamen Video-Assistent die Info aufs Ohr, dass beim Freiburger Eckball Loïs Openda am ersten Pfosten mit der Hand am Ball war. Der Unterparteiischen schritt zur zur Seitenlinie, um sich die Szene selbst anzuschauen. Nach Studium der Bilder gab Siebert den Handelfmeter und lag damit richtig. Openda vergrößerte mit seiner Armhaltung die Körperfläche und machte die Bewegung mit der Hand zum Ball.

Borussia Dortmund – VfB Stuttgart 0:1 (SR: Dr. Matthias Jöllenbeck) 

Szene 7: Karim Aydemi suchte den Weg in den Sechzehner und dann den Kontakt zum Bein von Maximilian Mittelstädt. Der Stuttgarter aber zog die Haxe da gerade noch rechtzeitig zurück. So ging der Fall des Dortmunders etwas ins Leere. Einen Elfmeter konnte das nicht geben. Von VAR-Seite gab es auch keine Einwände gegen die Entscheidung von Feldschiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck.

1.FSV Mainz 05 – SV Darmstadt 4:0 (SR: Daniel Schlager)

1. FC Köln – VfL Bochum 2:1 SR: Tobias Welz

Quelle: ig-schiedsrichter.de/rk

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. G. Fuchs

    Wie Sie wissen, kann ich mit „bessere Entscheidung“ oder „gerade noch vertretbar“ nichts anfangen. Szene 2 beim Spiel in Frankfurt ist Elfmeter – Griechisch-Römisch zählt als Sportart zum Ringen und nicht zum Fußball. Gut: der Einsatz des VAR bei den beiden roten Karten. Warum er bei der Elfmetersituation nicht Eingriff, bleibt ein grds. Ärgernis bzgl. Vorgaben/Ansatz/Prämisse bzgl. VAR. Aber ok, es soll so sein, dass es nicht um die beste Entscheidung geht; muss man dann wohl akzeptieren. Aber ist das Hilfreich für die Akzeptanz?

    1. Wolfgang Plonner

      Ich kann leider mit der Erklärung zu Szene 7, wenig anfangen. In den TV Bildern ist klar zu sehen, dass das Bein von Mittelstädt in den Laufweg von Aydemi (aktiv) geht. Und nicht dieser den Kontakt sucht. Für mich zieht Mittelstädt erst nach dem Treffer am Knie von Aydemi den Fuß zurück. Ob es für einen Elfmeter ausreicht, ist eine andere Frage. Aber ein Fall ins leere ist es bestimmt nicht. Und wenn der gefoulte nicht Aydemi gewesen wäre, wurden wir vielleicht auch anders darüber sprechen. Er hat Recht, er wird anders bewertet

  2. Eugen Strigel

    Passiert alles. Vermutlich nur auf Hand konzentriert, ob es strafbar war…..

  3. Dieter Albrecht

    Herr Plonner, ihre Sicht kann zutreffen. Ich war zwei Jahrzehnte aktiver Schiedsrichter und gebe zu, bei den sogenannten „Fallkünstlern“ in Zweifelsfällen einen anderen Maßstab angelegt zu haben, weil derjenige mich bei einem vorherigen Spiel bereits reingelegt hatte. Das sind eben die menschlichen Unzulänglichkeiten, die ich häufig schon an anderer Stelle erwähnt habe.

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