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Die Eltern beruhigen

Ein Problem im Jugendfußball sind überambitionierte Familien auf Bundesligakurs

Tatort Fußballplatz. Schon im Jugendbereich kann es am Spielfeldrand hoch hergehen. Ein heftiges Foul (oder ein kleiner Schubser, der aus der Ferne heftig wirkt) reicht oft, dass Eltern quer über den Platz plärren. Dabei haben fast alle Clubs inzwischen Schilder aufgestellt mit Hinweisen für die Eltern wie „Das sind Kinder“ oder „Das ist ein Spiel, der Schiri ist auch ein Mensch“ oder auch „Es ist nicht die WM“.

„Solche Schilder bringen nichts“, sagt Goran Culjak, Kreisschiedsrichterobmann in Frankfurt. Meist würden sie nicht gelesen, oder aber der Inhalt würde schnell wieder vergessen. Überambitionierte Eltern seien schon ein Problem im Jugendfußball.

Viele Vereine kooperierten inzwischen mit Fußballschulen von größeren Clubs. Etwa von Eintracht oder FSV Frankfurt. „Da sind Kinder und Eltern besonders motiviert“, sagt Culjak. Glaubten, sie oder ihre Kids wären die zukünftigen Bundesligastars. „Dabei schafft das lediglich ein Bruchteil der Kinder.“ Meist eben niemand, der gerade auf dem Platz stehe. Für die Schiris bedeute das, dass sie sich gegen Spieler, Trainer und auch noch die Eltern behaupten müssten.

Wenigstens gibt es für die Schiedsrichter regelmäßig Lehrgänge. Das würde sich Culjak auch für die Trainer wünschen. „Trainer kann sein, wer möchte.“ Gerade im Jugendbereich seien die Clubs froh, überhaupt Personal zu finden: ältere Spieler oder Eltern, die die Aufgabe übernehmen. Da ist dann nicht jeder als Trainer geeignet, sagt Culjak, in Sachen Sozialkompetenz, aber auch in Regelkunde.

Für die aktuelle Saison hat der Verband den Schiedsrichtern ein Drei-Stufen-Modell zur Deeskalation an die Hand gegeben. „Das ist schon ein wichtiger Schritt“, findet Culjak. Der Schiri darf das Spiel unterbrechen, wenn es ihm zu wild wird. Wenn auf dem Platz das Geschehen zu hitzig oder wenn er von außen bedrängt wird. Er ruft dann die Verantwortlichen zusammen und bespricht das. Das geht noch ein zweites Mal, beim dritten Mal wird das Spiel abgebrochen. „Das wird noch zu wenig umgesetzt“, hat Culjak beobachtet. Was dem Schiedsrichterobmann auch wichtig ist: Die Teams sollen mit dem Schiedsrichter einlaufen und sich vor dem Spiel schon abklatschen. Damit klar wird, dass es ein geordnetes Miteinander geben soll. „Leider ist das während Corona ausgesetzt worden.“ Und nach der Pandemie hat es sich noch nicht wieder herumgesprochen, dass der Spieltag so zu beginnen hat.

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