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„Diskutieren nur über Situationen, in denen der VAR nicht eingegriffen hat“

Der Videoschiedsrichter, kurz VAR, ist einer der größten Streitpunkte im modernen Fußball. Die Zukunft des Sports sei ohne ihn jedoch kaum vorstellbar, erklärt Ex-Schiedsrichter Dr. Jochen Drees. 

Das Spitzenspiel zwischen Bundesliga-Absteiger Schalke 04 und dem Ex-Bundesligadino Hamburger SV (1:3) eröffnete am Freitagabend die Zweitligasaison 2021/2022. Mit dem Anstoß in der Gelsenkirchener Veltins-Arena feierte auch ein unscheinbarer Keller in Köln-Deutz sein erstes kleines Jubiläum in der Fußball-Öffentlichkeit. Denn zeitgleich startete auch das System des Video Assistant Referees, kurz VAR, in seine bereits fünfte Spielzeit im deutschen Profifußball.

Der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter Dr. Jochen Drees stellt dem Hilfsmittel ein wohlwollendes Zeugnis aus.

„Ich würde dem VAR in einer internen Bewertung eine Note zwischen gut (zwei) und befriedigend (drei) geben. Nehme ich die äußere Wahrnehmung des Systems mit in Betracht, wäre ich eher bei einer drei“,

sagt der VAR-Projektleiter des DFB.

Drees: „War nie der Ansatz, dass es durch VAR keine Fehler mehr gibt“

Die Unterscheidung in der Benotung erklärt der 51-Jährige wie folgt: „Die Erwartungshaltung an den VAR ist extrem hoch, von ihm wird eine Null-Fehler-Toleranz verlangt. Es war jedoch nie der Ansatz dieses Systems, dass es dadurch im Fußball keine Fehler mehr geben würde. So entsteht eine gewisse Diskrepanz zwischen der äußeren Wahrnehmung des VAR und der internen, durch die Personen, die ihn betreuen.“

Festzuhalten sei, so Drees, dass die VAR-Technologie einwandfrei funktioniere. „Bild- oder Tonstörungen waren in der vergangenen Saison so marginal, dass sie den Betrieb nicht aufgehalten haben“, betont der frühere Referee. Auch deshalb habe das System sein größtes Verbesserungspotenzial nicht in der eingesetzten und verbauten Technik, sondern in der Anwendung und Interpretation. „Wie wird das Bild, das die Unparteiischen am Spielfeldrand geliefert bekommen, aufbereitet und wie wird die Analyse des Vorgangs durch den Videoassistenten zuvor umgesetzt?“, artikuliert Drees nur zwei drängende Fragen.

Solche Fragen muss sich der Hauptschiedsrichter auf dem Spielfeld sowie der Videoassistent im Kölner Keller bei derzeit vier Situationen stellen, in denen der VAR eingreifen darf: Torerzielung, Elfmeter, Rote Karte, Verwechslungen. Der Möglichkeit, dass in naher Zukunft weitere Szenarien dazukommen, steht Drees ablehnend gegenüber.

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