Der tragische Tod von Paul bei einem Fußballturnier in Frankfurt hat uns alle tief traurig gemacht. Paul wurde von einem Gegenspieler niedergeschlagen und ist an den Folgen verstorben. Die IG Schiedsrichter setzt sich seit Jahren gegen Gewalt im Fußballsport ein.
Wir haben zum Gedenken an Paul #5MINUTENFUERPAUL und zum Thema Gewalt im Fußballsport #GemeinsamgegenGewalt zu einer bundesweiten Eigeninitiative Aktion der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter am Wochenende des 03. und 04. Juni 2023 aufgerufen, dem dann auch einige Verbände im Deutschen Fußball-Bund gefolgt sind und zu einer freiwilligen Schweigeminute aufgerufen haben. Auch einige Pressemeldungen haben darauf aufmerksam gemacht.
Wichtig war uns, dass der Hinweis von den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern selbst zum Anstoß erfolgt und nicht wie ein Hinweis zum Jahr des Schiedsrichters eine Stunde vor Anstoß verlesen wird, wo noch fast niemand im Stadion bzw. auf dem Sportplatz ist.
Auch eine Verzögerung der Anstoßzeit sollte Signalwirkung haben. Der Schiedsrichter pfeift an und ab. Dabei haben wir den Kolleginnen und Kollegen die freie Hand gelassen, auch auf den Amateurfußballplätzen zum Thema selbst was vorzutragen.
Wir danken daher allen Kolleginnen und Kollegen und auch den Vereinen, welche auch ohne eventuelle Anweisung des Verbandes, die Aktion mit getragen haben. Das Selbst Denken nimmt uns kein Verband ab.
Wir möchten aber auch wieder Kritik üben. Beim Pokalendspiel der Amateure in Köln, Viktoria Köln gegen den FC Düren am 03. Juni 2023 wurde zum Jahr des Schiedsrichters um 13.16 Uhr ein Hinweis gegeben (kaum jemand im Stadion), um 14.13 Uhr kam eine Stadionansage mit Schweigeminute für Paul (die Fans von Viktoria Köln befanden sich noch in einer Choreografie vor dem Spiel). Der Anstoß fand dann am Samstag wie geplant standardmässig um 14.15 Uhr statt.
Liebe Funktionäre beim Fussballverband Mittelrhein, so war das nicht gedacht und vorgeschlagen. Zum abendlichen Pokalendspiel in Berlin schreiben wir mal rein gar nichts. Es ist bei der Planung der Verbände und des DFB zu erkennen, dass deren Aktionen, die Personen für die es gedacht ist, gar nicht erreichen.
https://twitter.com/IgSchiri/status/1665057386170646531?t=L7PwHQps1FaCZYtPEESorQ&s=19
Mit unserer initiierten Aktion „#5MINUTENFUERPAUL“ haben wir alleine mit der Facebook-Seite „IG Schiedsrichter“ insgesamt ca. 15 Millionen Menschen erreicht. Ein voller Erfolg der IG Schiedsrichter!
Ausblick auf weitere Aktionen
Wir regen einen prompten runden Tisch beim DFB Präsidenten Bernd Neuendorf (Chefsache) mit allen Präsidenten der DFB Landesverbände zum Thema Gewalt im Fussballsport an. Dort sollte eine DFB Strafordnung besprochen und verbandsübergreifend zur neuen Saison 2023/2024 in allen DFB Landesverbänden umgesetzt werden.
Der DFB und die Verbände sollten nicht mehr auf Statistiken und die schuldige Gesellschaft verweisen, sondern mal Nägel mit Köpfen machen. Die tatsächliche Realität auf den Sportplätzen anerkennen und endlich handeln.
Die Sommerpause sollte jetzt definitiv genutzt werden. Klare Ansage, wenn zum Saisonbeginn 2023/2024 vom DFB und den Verbänden nichts Spruchreifes vorgelegt wird, damit sind keine warmen Worte oder Appelle gemeint, die wie Schall und Rauch verpuffen und die keiner mehr hören kann, dann wird die IG Schiedsrichter zum Saisonbeginn zum nächsten Schiedsrichter Streik aufrufen. Der DFB und die Verbände brauchen die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Ohne uns läuft gar nichts.
Hinweis auf Erste Hilfe Kurse:
Wir möchten weiter anregen, zum Saison Beginn 2023/2024 in jedem Kreisverband der Verbände des DFB eine Erste Hilfe Schulung für Schiedsrichter abzuhalten. Dies insbesondere mit dem Schwerpunkt Reanimation mit AED Geräten. Der tragische Fall in Frankfurt hat deutlich gezeigt wie wichtig erste Hilfe ist. Die Schiedsrichter könnten dies, Erste Hilfe leisten, wenn sie geschult würden. Beispiel bzw. Info:
https://www.zoll.com/de/kerntechnologien/automatisierte-externe-defibrillatoren
Hinweis zur Organspende
Die Eltern von Paul haben die Organe von Paul zur Organspende frei gegeben. Das ist ein mutiger Schritt. Der traurige Fall Paul zeigt aber auch deutlich wie schnell Leben und Tod beieinander sind und wie wichtig Organspenden sind. Wir würden alle Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter bitten, mal zu überlegen, dem Beispiel von Pauls Eltern zu folgen, und sich selbst zur Organspende bereit zu erklären. Weitere Infos hier:
https://www.bz-berlin.de/berlin/pauls-organe-werden-anderen-menschen-das-leben-retten
https://www.organspende-info.de/organspendeausweis-download-und-bestellen/
Fazit: Die bundesweite Aktion für Paul war überwältigend. Es ist so toll, dass so viele Vereine, Kolleginnen und Kollegen dem Aufruf gefolgt sind. Das war ein großartiges Zeichen für den gesamten Amateurfußball.
DANKE DANKE DANKE! ❤⚽️💪🏼
Wir IG Schiedsrichter lieben die Schiedsrichter*innen und den Fußball. Wir bleiben für Euch strategisch am Ball.
Was mich am DFB-Pokalfinale gestört hat, ist die stark verkürzte „Schweigeminute“ vor dem Anpfiff.
Kurz innehalten, dann geht das Leben weiter. Hier hätte der DFB die klare Zeitvorgabe geben müssen. Die Führungsspitze war doch vor Ort. Wie denken die Angehörigen des toten Paul darüber, bei dem bedeutensten Pokalspiel des Jahres?.Das musste wirklich nicht sein. Weitere Vorfälle auf anderen Plätzen, auch beim Finaltag der Amateure, lösen bei mir ein verständnisloses Kopfschütteln aus.
Dieter Albrecht. Richtig erkannt. Es sollte darauf ankommen, in allen Verbänden des DFB und auch beim DFB selbst, den Anstoß später auszuführen. Und damit ein Zeichen zu setzen. Eine Schweigeminute derart zu verkürzen ist schon ein Hammer. Beschämend.