Ein Bericht über die aktuelle Schiedsrichter-Situation in der Bundesliga.
Von Dieter Albrecht
Natürlich wird eine Rückkehr für Felix Brych nach seiner schweren Verletzung schwierig. Ein aktiver Fußballer hat mir mal gesagt, eine Operation wäre nicht zwingend. Der spielte nach einem Kreuzbandriss mit Ende 20 weiter. Nun ist Felix Brych bereits 48, also rund 20 Jahre älter. Das ist immer mit Risiko behaftet. Im Münchner Klinikum haben sie die besten Sportmediziner. Ich kann mir vorstellen, so wie ich ihn kenne, mit seinem natürlichen Ehrgeiz, dass er alles daran setzen wird, 2024 in die Bundesliga zurückzukehren.
Man muss aber auch bedenken, dass Brych in seiner Karriere alles erreicht hat. EM- und WM-Teilnahme, Europa- und Champions-League-Finale, DFB-Pokal-Final, sechsfacher DFB-Schiedsrichter, zweifacher Weltschiedsrichter des Jahres und Rekord-Schiedsrichter der Bundesliga. Mehr geht ohnehin nicht und beweisen muss er auch niemanden etwas.
Das Saison-Aus nach acht Spielen ist natürlich extrem bitter und so will man auch nicht von der großen Bühne abtreten. Das hat auch nichts mit dem Freimachen eines Platzes zu tun. Der DFB hätte längst Sören Storks und Tobias Welz nachbesetzen und dennoch auf der Liste belassen können.
Aktuell sind jetzt ohne Brych 21 Bundesliga-Schiedsrichter einsatzfähig. Der Versuch von Tobias Welz mit seinem ersten Saisoneinsatz in der 3. Liga ist gescheitert. Er musste am Freitag noch kurzfristig ersetzt werden. Sören Storks hat seit bald drei Jahren kein Erstligaspiel mehr geleitet.
Mein Vorschlag ist einfach: Zweitliga-Schiedsrichter könnten nachrücken, um die Soll-Zahl wieder auf 24 aufzufüllen. Es gibt gute Kandidaten. Einer wäre Robin Braun, der wie Patrick Schwengers als Ersatzmann einspringen musste. Beide haben beim unerwarteten ersten Einsatz überzeugt. Braun hat schon sehr viel Erfahrung. Bei Schwengers wäre ich nach nur vier Zweitligaspielen noch etwas vorsichtig. Da befinden sich durchaus noch einige Kandidaten auf der aktuellen Warteliste.
Die sportlichen Anforderungen an die Spitzenschiedsrichter sind enorm hoch. Der Hochleistungssport fordert seinen Tribut. Ob Deniz Aytekin, Patrick Ittrich, Marco Fritz oder Benjamin Brand, sie alle haben zumeist schon eine oder mehrere schwere Verletzungen hinter sich. Gerade Brand hat das eine hoffnungsvolle internationale Laufbahn gekostet.
Er ist jetzt erst 34 Jahre alt und hat in den vergangenen fünf Jahren gerade mal 23 Bundesliga-Spiele geleitet. Es hätten aber locker 50 Spiele mehr sein können.
Der DFB-Schiedsrichterausschuss sollte in derartigen Fällen flexibel handeln, ohne das ein Schiedsrichter vorzeitig von der Bundesligaliste gestrichen wird.
Nur zur „Nachhilfe“ für den Autor. Auch Alexander Sather war schon eingesprungen und das Spiel souverän geleitet, hat schon einige Erfahrungen in der zweiten Liga
Wieder ein Klasse Artikel lieber Dieter Albrecht
Auch ohne die angebotene „Nachhilfe“ wäre Alexander Sather mit sieben Zweitliga-Jahren ein Kandidat, gehört mit 37 aber bereits zu den Ältesten, wie auch Arne Aarnink, der in Kürze 39 wird. Da stehen Robin Braun (27), Richard Hempel (26) und Patrick Schwengers (28) altersmäßig eher im Fokus. Hempel und Schwengers benötigen als Zweitliga-Neulinge noch einige Erfahrung.
Mit acht Zweitliga-Jahren gehört Florian Heft (33) zu den aussichtsreichsten Kandidaten, bei durchweg ansprechenden Leistungen. Natürlich gibt es weitere Namen auf der Liste, die für einen möglichen Aufstieg in Frage kommen..