Die Ehrung kam für Schiedsrichter Frank Sandmann-Litfin überraschend. Der Niedersächsische Fußballverband zeichnete ihn als Schiedsrichter des Jahres im Kreis Stade aus. Überraschend, da Sandmann-Litfin erst seit knapp vier Jahren aktiv ist.
Im Dezember 2014 bestand er als Jahrgangsbester die Schiedsrichterprüfung. Da war er bereits 44 Jahre alt, ein Späteinsteiger ins Schiedsrichterwesen. Dennoch stieg er zur aktuellen Saison auf, darf nun auch in der Kreisliga pfeifen. „Eigentlich steigt man in meinem Alter nicht mehr auf“, sagt Sandmann-Litfin, „daher war die Ernennung als Kreisliga-Schiedsrichter schon überraschend.“
Und nun die Auszeichnung als Schiedsrichter des Jahres. „Er hat eine klare Linie und zieht die im Spiel auch durch“, sagt Kreisschiedsrichterobmann Helmut Willuhn. Er lasse sich nicht von Außen beeinflussen und zeige auf dem Platz, wer der Chef ist. „Außerdem hat er sich in den letzten zwei Jahren sehr gut entwickelt. Darum hat er die Auszeichnung verdient“, sagt Willuhn weiter.
Sandmann-Litfin bezeichnet sich als Schiedsrichter mit „Leib und Seele“. Dass er mit 48 Jahren zu alt ist, um noch weiter aufzusteigen, sieht er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Ich würde schon gerne höher pfeifen, aber das passt schon“, sagt Sandmann-Litfin. Dafür hätte er die eigene Fußballkarriere hinten an stellen müssen. „Meine Fußballzeit war top. Ich habe Tolles erlebt und profitiere heute von der Erfahrung.“
Er spielte mit dem Deinster SV, für den er heute als Schiedsrichter aktiv ist, sowie Himmelpforten in der Bezirksliga. „Eigentlich war ich ein besserer Handballtorwart“, sagt er. Ein Kapselriss im Ellenbogen zwang ihn im Handball zum Karriereende. „Beim Fußball ging es aber kurioserweise.“ Glück für den VfL Stade II, wo Sandmann-Litfin 2005 half, die Mannschaft den Kreisliga-Abstieg zu verhindern. Später kehrte er zum Deinster SV zurück.
Schulter kaputt
2015 stand er ein letztes Mal zwischen den Pfosten. Da hatte Sandmann-Litfin bereits seine Schiedsrichterprüfung erfolgreich abgelegt. „Meine Schulter war kaputt, daher dachte ich, ich könnte mal das ‚Schiedsen‘ versuchen“, sagt er. Während und nach seiner aktiven Zeit als Torwart war er als Trainer in der Jugend aktiv. Da sei er aufgrund seiner impulsiven Art an der Seitenlinie „kein unbeschriebenes Blatt“ im Ausschuss gewesen, wie Kreisschiedsrichterobmann Willuhn sagt. Aber genau deswegen freute Willuhn sich, dass Sandmann-Litfin die Ausbildung zum Schiedsrichter begann. „Als Aktiver ärgerst du dich oft über den Schiedsrichter“, erklärt Sandmann-Litfin, „da überlegt man natürlich, was man selber besser machen könnte.“
Der 48-Jährige hat in dieser Halbserie bereits 40 Spiele gepfiffen und bisher noch keine Ansetzung abgesagt. Er merkt, dass seine Leistungen zu gefallen scheinen. „Ich bekomme viel positives Feedback für meine Schiedsrichterleistungen.“ Dabei weiß er, dass er es nie allen Recht machen kann. Sandmann-Litfin versucht, ein Fußballspiel vor allem mit Kommunikation zu leiten. „Ich versuche, Dinge eher mit Reden zu regeln als mit Gelben Karten“, sagt der Schiedsrichter. Zudem habe er es mit fast zwei Metern Körpergröße leicht, sich Respekt zu verschaffen. Das Übrige versucht er, beiden Mannschaften durch die Kabinenansprache klarzumachen.
Mit Erfolg, denn bislang hat er erst ein wirkliches „Negativspiel“ erlebt. 2017 kam es im Spiel zwischen dem MTV Himmelpforten II und dem TSV Buxtehude-Altkloster II zu Tumulten nach Abpfiff. Der Fall kam später vors Sportgericht.
Gemeinsam mit den Jungen
Sandmann-Litfin gefällt als „älterer“ Schiedsrichter die Arbeit mit den Jungen. „Ich mag es, junge Leute zu leiten“, sagt er, der bei einer Sondersparte von Lufthansa als IT-Projektleiter arbeitet. Seit er in der Kreisliga pfeift, hat er immer zwei Assistenten an der Seite, meist frisch aus der Ausbildung. „Er zeigt den jungen Schiedsrichtern, wie es gehen kann“, sagt Willuhn. Sandmann-Litfin selbst stand einmal als Linienrichter an der Seitenlinie.
Sein Sohn Casper (13) eifert dem Vater nach. Er ist Torwart (bei der JSG Altes Land) und Schiedsrichter. Kreisschiedsrichterobmann Willuhn wünscht sich neben solchen jungen Schiedsrichtern mehr aus dem „Mittel-Alter“ wie Sandmann-Litfin: „Wir brauchen mehr von den Fußballern, die Ende 30 aufhören. Die würden wir gerne ausbilden.“
Die weiteren Auszeichnungen
Neben der Auszeichnung Schiedsrichter des Jahres wurden auch weitere Ehrungen vorgenommen. Dirk Keßler erhielt die Goldene Pfeife für besondere Leistungen als Schiedsrichter von Kreisschiedsrichterobmann Helmut Willuhn. Keßler ist seit 2001 aktiver Schiedsrichter und stieg 2006 in den Kreisschiedsrichterausschuss als Schiri-Ansetzer ein. Sein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Nachwuchs. Er kümmert sich um die Neulinge, gibt Tipps, steht als Fahrer zur Verfügung und rührt kräftig die Werbetrommel für neuen Nachwuchs.
Tim Schlenker wurde als Jungschiedsrichter des Jahres ausgezeichnet. Der 18-Jährige pfeift seit Oktober für den FC Oste/Oldendorf, hatte in der vergangenen Saison 24 Spiele auf dem Zettel und in dieser Saison bereits 20 Begegnungen absolviert. Sein erstes Herrenspiel bestritt er am 2. Juni 2017 und pfeift seit dieser Saison in der 1. Kreisklasse.
Außerdem ehrte der Schiedsrichter-Obmann Frank Ehlers und Mario Pietrapaoli, die seit 35 Jahren mit der Pfeife dabei sind. Volker Kleenhof und Maik Ohlandt wurden für 30 Jahre als Schiedsrichter geehrt, Peter Wessolowski, Ferhat Hansu und Marcel Smilari bekamen Anerkennung für 15 Jahre auf dem Fußballplatz.
Der nächste Schiedsrichter-Anwärterlehrgang beginnt am 28. Januar 2019 und für den Schiedsrichter-Event-Lehrabend am 4. März 2019 hat Bundesligaschiedsrichter Harm Osmers sein Kommen angekündigt.