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So schnitten die Schiedsrichter im Halbfinale ab

Ein Vergleich der europäischen Spitzenschiedsrichter Orsato und Marciniak im CL-Halbfinale

Von: Dieter Albrecht 

Im Mittelpunkt des Halbfinales der Champions-League standen zugleich auch zwei der weltbesten Schiedsrichter. Der direkte Vergleich zwischen Daniele Orsato und dem Polen Szymon Marciniak fiel dabei zugunsten des Italieners aus.

Für Orsato verlief der Abpfiff nach einer einwandfreien Leitung seines 55. CL-Einsatzes äußerst emotional. Dem 48-Jährigen aus Vicenza wurde in diesem Moment bewusst, dass es sein letztes Spiel in Europas Elite-Liga war. Sichtlich gerührt, mit Tränen in den Augen, nahm er Abschied von der großen Bühne, wurde von seinen Assistenten Ciro Carbone und Alessandro Giallatini umarmt und getröstet. Den endgültigen Abschluss seiner langjährigen Laufbahn bildet die in Kürze anstehende Europameisterschaft. Vielleicht besteht, bei einem vorzeitigen Ausscheiden der italienischen Mannschaft,  sogar die Chance auf das Finale.

Das Spiel zwischen Paris Saint-Germain und Borussia Dortmund verlief für Orsato, der jederzeit die Kontrolle in der Hand hielt, völlig reibungslos. Natürlich ist es schade, dass auch dieser Schiedsrichter auf dem absoluten Höhepunkt aufhören muss  Er ist in Italien seit Jahren die uneingeschränkte Nummer eins.

Völlig anders gestaltete sich der Verlauf des Spiels Real Madrid gegen Bayern München für den immer hochgelobten Szymon Marciniak, als herausragenden WM-Finalschiedsrichter von 2022, mit einem äußerst spektakulären Ende. Vorab stellt sich dabei die Frage, warum bringt sich der Pole, mit einer bis dahin guten Leistung durch eine überzogen lange Nachspielzeit von einer Viertelstunde selbst in derartige Schwierigkeiten?

Neun Minuten hatte der 4. Offizielle Ivan Kruzliak aus der Slowakei angezeigt. Doch das Spiel nahm einfach kein Ende, weil Marciniak es so wollte. Wie selbstverständlich passiert dann oft etwas, was die Emotionen hochkochen lässt. Ein voreiliger Pfiff, ob Abseits oder nicht, stellt die gesamte Spielleitung auf den Kopf. Eine Anerkennung des Treffers hätte aber nicht das Finale sondern erst die Verlängerung bedeutet. Wie auch immer: Es ändert nichts daran, dass nicht Marciniak sondern Bayern München das Spiel in Madrid verloren hat. Der Schiedsrichter wird dabei gerne als die angreifbare Schwachstelle genutzt, um von der eigenen Fehlleistung abzulenken.

Dieter Albrecht

41 Jahre freier Mitarbeiter beim Stader Tageblatt und Sport-Informations-Dienst, Köln, als Journalist. 20 Jahre aktiv als Schiedsrichter bis zur 5. Liga.

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Dieter Albrecht

    Es ist absolut verwunderlich, welche Schlüsse aus der Entscheidung des polnischen Schiedsrichters Szymon Marciniak in Madrid gezogen werden. Natürlich hat er gemäß den Richtlinien der UEFA das Spiel zu früh unterbrochen, weil sein Assistent vorschnell eine Abseitsstellung angezeigt hat, die nicht übernommen werden musste. Dazu ist schon alles gesagt und geschrieben worden, auch von den beiden Ex-Schiedsrichtern Gräfe und Rafati als Fachexperten.
    Daraus abzuleiten, Marciniak dürfe keine Spiele der deutschen Mannschaft bei der EM leiten, ist völlig absurd. Das gilt ebenso für die Aussage, er sei bereits für das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland vorgesehen worden und werde jetzt keine „wichtigen“ Spiele mehr leiten dürfen.
    Roberto Rosetti, Chef der UEFA-Schiedsrichterkommission, wird fünf Wochen vor Beginn der Europameisterschaft offiziell noch keine Nominierungen vorgenommen haben. Eine derartige Mutmaßung ist allenfalls dem Bereich der Phantasie zuzuordnen. Bleibt abzuwarten, ob dieser Fehler Auswirkungen auf die Ansetzungen von Marciniak haben wird.
    Hätte er das Spiel angemessen nach zehn oder elf Nachspielminuten beendet, wäre ihm nach einer bis dahin sehr guten Spielleitung diese letzte Szene erspart geblieben. Ein früherer FIFA-Schiedsrichter, der schon verstorbene Hamburger Klaus Ohmsen, hat als Redner auf einem Lehrabend einmal richtig gesagt: „Rechtzeitiges Abpfeifen erspart dem Schiedsrichter unnötigen Ärger.“

  2. Abdullah

    Ich glaube auch nicht, dass schon feststeht wer in 8 Wochen welches Spiel leitet. Orsato ist für mich der ganz große Favorit auf das Finale, wenn Italien mitspielt. Ansonsten natürlich Turpin, beide Engländer und Zwayer. Sollte Deutschland, England, Italien und Frankreich so weit kommen, dass ein Einsatz der Referees nicht mehr möglich ist, schlägt die Stunde von Makkelie, der das Halbfinalrückspiel Leverkusen gegen Rom nahezu perfekt geleitet hat.

  3. Dieter Albrecht

    Das sind bei jeweils gegebenen Voraussetzungen auch meine Kandidaten. Hinzu kommt noch der Slowene Vincic. Alle Schiedsrichter verfügen über große Erfahrung. Sollte Italien spätestens nach dem Viertelfinale ausscheiden, wird UEFA-Schiedsrichterchef Rosetti, ohne nationale Bevorzugung, seinem Landsmann Orsato zum großen Abschluss seiner Karriere das Endspiel zukommen lassen.

  4. Dieter Albrecht

    Die Nominierung des Slowenen Slavko Vincic für das Champions-League-Finale ist eine durchaus plausible Entscheidung. Da spielt auch das Alter von 44 Jahren eine Rolle. Der Niederländer Danny Makkelie ist erst 41 und hat noch einige Möglichkeiten. Aus meiner Sicht hätten auch Anthony Taylor oder Michael Oliver nominiert werden können. Vielleicht sollte aber kein Engländer im eigenen Land pfeifen? Daniele Orsato aus Italien hatte bereits ein CL-Finale, für das jeder Schiedsrichter nur einmal in seiner Laufbahn berücksichtigt wird.

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