Die fünfteilige ARD-Dokumentation über die deutschen Schiedsrichter der Bundesliga vermittelt einen überaus interessanten Einblick über das Geschehen während des Spiels außerhalb des Platzes.
Von: Dieter Albrecht
Neben der Vorbereitung in der Kabine, dazu gehört das nochmalige Durchgehen aller wichtiger Punkte mit den beiden Assistenten und dem 4. Mann ist auch die Entspannung und Ruhepause vor dem Anpfiff wichtig.
Alles zusammen beinhaltet für mich, als ehemaligen Schiedsrichter bis zur 5. Liga viele Dinge, die ich als Spielleiter in den Amateurklassen nie wahrgenommen habe. Das ist nicht verwunderlich, weil im
Profibereich vieles anders ist, was in unteren Spielklassen so gar nicht möglich wäre. Vor allem die Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter und den Akteuren auf dem Platz ist deutlich, in der
Ausdruckweise mitunter sogar krass, aber immer in der gebotenen sachlichen Form.
Wird ein Schiedsrichter von einem Spieler hart angegangen, muss er sich auf eine unmissverständliche, sehr deutliche Ansage gefasst machen. Das gilt auch für Trainer und Offizielle, natürlich mit dem
gebotenen Respekt.
Die dargestellte Lockerheit, nicht nur bei den alljährlichen DFB-Lehrgängen, mit der Überprüfung der körperlichen Fitness mittels Leistungsprüfungen, wirkt sehr überzeugend. Ob dieses Verhalten immer
der Realität entspricht, sei dahingestellt. Eines ist klar, Schiedsrichter sind untereinander Kollegen, zugleich auch Konkurrenten, gerade im oberen Segment der Profi-Ligen. Wer es bis dahin geschafft,
will seinen oft hart erkämpften Platz behaupten. Einen zentralen Mittelpunkt bilden Daniel Siebert, Deniz Aytekin, und Sven Jablonski, die neben dem zweimaligen Weltschiedsrichter Felix Brych das
Aushängeschild der deutschen Schiedsrichtergilde sind.
In Folge vier und fünf der fünfteiligen Doku werden das immer brisante Hamburger Zweitligaderby HSV gegen St. Pauli und das DFB-Pokalendspiel 2022 zwischen Leipzig und Frankfurt mit allem drum
herum beleuchtet. Eine wichtige Passage bildet die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Kölner Keller. Nicht selten ergießt sich ein wahrer Wortschwall aller Beteiligten über das Headset. Dabei kommen deutliche Äußerungen zu Regelwidrigkeiten, den zu treffende Entscheidungen und den daraus resultierende Spielfortsetzungen zum Ausdruck. Es wird klar gemacht, welche Aufgaben der Video Assistant Referee (VAR) als Helfer des amtierenden Schiedsrichters wahrnimmt oder nicht. Dazu gehören auch allwöchentliche Besprechungen des verantwortlichen Personenkreises um Chef
Lutz-Michael Fröhlich im Schiedsrichterausschuss. Hier werden die jeweiligen Spielleitungen und
Beobachtungen des vergangenen Spieltagen noch einmal durchgegangen, gute und weniger gute Entscheidungen genau durchleuchtet, dazu die nächsten Ansetzungen, vor allem der brisanten Spiele
besprochen.
Die fünfteilige Serie über die deutsche Schiedsrichter-Elite ist eine gut gemachte Dokumentation, die auch kritisch alle Facetten im Schiedsrichterwesen beleuchtet. Es wird im Gegensatz zu früheren Zeiten ganz offen über alle Probleme gesprochen. Die beteiligten Schiedsrichter geben durchweg ein gutes und positives Erscheinungsbild ab. Für mich steht fest: Die bisher einmalige Doku wird auch für
mehr Verständnis bei den Fußballfans in den Stadien sorgen.
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