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Vom VAR ausgeschlossene Schiedsrichter zoffen sich mit dem Verband

Der Video-Assistant-Referee, auch bekannt als VAR oder Videobeweis, ist seit der Einführung umstritten. Wie der „Kicker“ nun berichtet, sorgt dieser nicht nur bei Trainern, Spielern und Fans für Ärger, sondern auch bei den Schiedsrichtern selbst. Es geht um eine inoffizielle Schiedsrichter-Liste und ungleiche Grundhonorare.

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Der DFB stellt öffentlich eine offizielle Liste mit den Schiedsrichtern bereit, welche in den deutschen Spitzenligen pfeifen dürfen. In der Bundesliga kommen 24 Unparteiische zum Einsatz, in der 2. Liga sind es 16. Teilweise werden Referees aus der ersten Liga auch im Unterhaus eingesetzt oder umgekehrt.

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Wer als VAR eingesetzt wird, ist derweil nicht so transparent. Im „Kölner Keller“ werden laut der DFB-Website sowohl alle Schiedsrichter aus den Bundesligen, als auch ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter-Assistenten und Schiedsrichter aus der 2. und 3. Liga eingesetzt, welche ihre Karriere bereits beendet haben.

Schiedsrichter-Quintett darf nicht mehr als VAR fungieren – DFB schweigt

VAR-Chef Jochen Drees erklärt dem „Kicker“ auf Nachfrage, dass grundsätzlich alle Schiedsrichter, die über eine der in der Liste aufgeführten Qualifikationen verfügen, als VAR eingesetzt werden können. Nach „Kicker“-Informationen treffe dies in der Praxis aber nicht auf alle Referees zu.

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In der vergangenen Saison 2021/22 kamen die vier Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin, Patrick Ittrich, Martin Petersen und Florian Badstübner nicht im „Kölner Keller“ zum Einsatz. Frank Willenborg absolvierte insgesamt sechs Einsätze als VAR, sei laut „Kicker“ aber ebenfalls nicht mehr für zukünftige Einsätze eingeplant.  Es gebe eine Liste, auf welcher die Schiedsrichter aufgeführt sind, welche als Videoassistent eingesetzt werden. Öffentlich bekannt war diese bisher nicht.

Video-Assistenten erhalten vom DFB zusätzliches Honorar – Schiedsrichter beschweren sich

Das Schiri-Quintett ist über die VAR-Suspendierung alles andere als begeistert. Zum einen soll die Reduzierung nicht sauber kommuniziert worden sein, zum anderen geht den Unparteiischen ohne Einsatz im Video-Assist-Center eine Menge Geld durch die Lappen. Schiedsrichter, die als VAR eingesetzt werden, erhalten laut „Kicker“-Informationen ein jährliches Grundhonorar von 6000 Euro, welches sich mit je 3000 Euro auf Hin- und Rückrunde aufteilt. Pro Einsatz gibt es in der Bundesliga ebenfalls ein Honorar von 2100 Euro brutto, in der 2. Liga sind es 1050. Da die Videoassistenten häufig zwei Mal an einem Wochenende eingesetzt werden, ergibt das im besten Fall ein Honorar von 4200 Euro.

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Den aussortierten Schiedsrichtern bleibt neben dem Leiten von Spielen nur noch die Funktion als Vierter Offizieller. Hier seien Vergütungen von 1400 Euro einzustreichen. Deniz Aytekin bleibt nicht einmal diese Einnahmequelle vergönnt, da er als Top-Schiedsrichter nicht mehr als Assistent eingesetzt wird. Die Spielleiter würden nur dann wieder als VAR eingesetzt werden, falls sie sich für längere Zeit verletzen und daraufhin einen Auffrischungskurs absolvieren sollten.

FIFA-Schiedsrichter Brych wurde viermal als VAR eingesetzt – Stieler saß 27 Mal im Keller

Dr. Felix Brych gilt als einer der besten Schiedsrichter Deutschlands. In der vergangenen Saison begleitete der FIFA-Referee im Gegensatz zu 28 Partien auf dem Platz lediglich vier Spiele am Monitor. Drees begründet dies gegenüber dem „Kicker“ mit Brychs „hoher Einsatzfrequenz als Schiedsrichter in den Elite-Spielklassen“.

Der ohne Einsatz gebliebene Deniz Aytekin war bis zum Sommer 2022 ebenfalls FIFA-Schiedsrichter, legte diese Funktion nun allerdings ab. Während die beiden Spielleiter „geschont“ wurden, absolvierte FIFA-Referee Tobias Stieler 18 deutsche Spiele auf dem Platz und fungierte in weiteren 27 als VAR. Auch wenn Stieler über einen Teil der Saison verletzt ausfiel, sind derartige Unterschiede nicht sehr nachvollziehbar für die Schiedsrichter.

Ungleiche VAR-Behandlung: Auch bei Fehlern gab es „keine weiteren Umsetzungen“

Wenn der DFB schon Liste führt, welche Referees als Videoassistent in Frage kommen und Personalien streicht, liegt die Vermutung nahe, dass Fehlentscheidungen Konsequenzen mit sich bringen. Dem sei aber nicht mehr so. Der letzte Schiedsrichter, welcher nach eine Video-Fehlentscheidung abgezogen wurde, war Martin Petersen, dem nach dem Übersehen eines falschen Strafstoßes der Einsatz für den folgenden Tag abgezogen wurde. Wenige Monate später sei er komplett aus der Liste gestrichen worden. VAR-Chef Drees erklärt dem „Kicker“, dass es seitdem „keine weiteren Umbesetzungen innerhalb eines Spieltages“ mehr gegeben hätte.

Der 52-jährige Günter Perl, welcher die vom DFB festgelegte umstrittene Altersgrenze von 47 Jahren bereits überschritten hat, wird weiterhin als VAR eingesetzt. Am 6. Spieltag in der zweiten Bundesliga zwischen Nürnberg und dem HSV übersah er ein sehr hartes Foul von Lawrence an Hamburgs Stürmer Glatzel. Dennoch wurde Perl am darauf folgenden Wochenende gleich doppelt eingesetzt.

Der DFB wird sich neben der allgemeinen Kritik rund um den VAR auch der Kritik der Schiedsrichter stellen müssen. Es wird spannend zu sehen, wie der Verband in Zukunft mit den VAR-Regelungen verfährt.

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