Am 29. Spieltag standen zwei Sonntagsspiele an: Borussia Mönchengladbach gegen den FC Union Berlin und der SC Paderborn gegen Borussia Dortmund. Zunächst konnte sich die Borussia aus Gladbach mit 4:1 gegen Union Berlin durchsetzen später dann der BVB mit 2:0 gegen den SC Paderborn. Im Spiel der beiden Teams aus NRW gab es eine, gerade aufgrund der Boateng Situation am vergangen Dienstag, fragwürdige Strafstoßentscheidung aufgrund eines Handspiels.
M’Gladbach 4:1 Union Berlin (SR: Frank Willenborg)
In der 10. Minute gab es die erste nennenswerte Aktion als Subotic ohne Rücksicht auf Verluste in den Gegenspieler reingrätschte. Der Gladbacher ist drübergesprungen, sodass es zu keinem Kontakt kam, dennoch gab es korrekterweise von Schiedsrichter Willenborg eine Ermahnung. Nach 17 Minuten dann der Führungstreffer durch Florian Neuhaus, der sich gegen Friedrich durchsetzt, obwohl der ihn kurz am Trikot hält und dann über den Innenpfosten unhaltbar zum 1:0 abschloss. Kurz darauf dann die erste gelbe Karte in der Partie für Markus Bülter nach einem Foulspiel an Herrmann, die Frank Willenborg korrekt als taktisches Foul eingestuft. Nach einer halben Stunde dann das nächste Mal Gelb für die Berliner. Friedrich grätscht Thuram um, nachdem dieser den Ball schon weitergespielt hat, der Schiedsrichter ließ zunächst gut weiterlaufen und reichte die Verwarnung in der nächsten Spielunterbrechung nach. 3 Minuten darauf dann die erste gelbe Karte für die Borussia nach einem taktischen Foul von Hofmann an Bülter. In der 41. Minute dann das 2:0 nach einer super Flanke von Plea köpft Thuram frei ins rechte, untere Eck ein. Kaum später dann die 4. gelbe Karte in dieser Partie für Stefan Lainer, der an der Außenbahn Bülter mit offener Sohl umgrätscht. Mit dem 2:0 für die Gladbacher ging es dann auch wenig später in die Kabinen.
Nach der Pause kommen dann die Gäste besser aus der Kabine und belohnen sich in der 50. Minute mit dem 2:1 durch Sebastian Andersson, der aus kurzer Distanz einköpfen kann. Nach 60 Minuten ist die Partie wohl entschieden durch das 3:1 für die Borussia wieder durch Thuram, der nach einer Hereingabe von der rechten Seite aus kurzer Distanz einschießen kann. Vorher gab es eine Zweikampf zwischen Hofmann und Prömel, der leichte Körperkontakt reicht Willenborg allerdings nicht für einen Pfiff, sodass das 3:1 zählt. Auch VAR Tobia Welz schaltete sich korrekterweise nicht ein. Kurz darauf gab es dann die gelbe Karte für Florian Neuhaus nach einem Zweikampf gegen Ryerson. Neuhaus trifft erst den Ball dann den Gegenspieler bei relativ hoher Intensität ist hier die Verwarnung noch vertretbar. Der Unioner muss nach dieser Aktion, auch weil er noch im Rasen hängen bleibt, verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Im weiteren Spielverlauf passiert wenig. 10 Minuten vor Schluss dann noch das 4:1 durch Plea. Am Ende gewinnt Gladbach absolut verdient mit 4:1 gegen die Berliner.
Fazit: Frank Willenborg leitete die Partie ruhig und konsequent. Im gesamten Spielverlauf bleibt er seiner Linie bei der Zweikampfbewertung weitestgehend treu, die 5 gelben Karten passten allesamt.
Paderborn 1:6 Dortmund (SR: Daniel Siebert)
Die Partie startete aus Schiedsrichter-Sicht äußerst ruhig, spielerisch hat der Tabellenzweite aus Dortmund zu Beginn jedoch Probleme zu richtigen Torchancen beim Tabellenletzten zu kommen. In der 25. Minute dann die erste Großchance für den Favoriten durch Guerreiro, dessen Schuss vom Paderborner Verteidiger Collins gerade noch abgelenkt werden kann. In der 29. Minute dann ein großer Patzer von Strohdiek, der mit dem Kopf zu seinem Keeper zurückspielen will, aber nicht genügend Druck hinter den Ball bringt, sodass Hazard noch vor Zingerle an den Ball kommt, am Ende kann der Torwart zum Eckball klären. Dennoch kommen auch die Gastgeber im weiteren Spielverlauf zu Möglichkeiten, wie zum Beispiel in der 41. Minute durch Antwi-Ajei. In der 45. Minute dann die nächste Riesen-Chance für den BVB durch Brandt, der von der linken Seite aus über das Tor schießt. Mit einem 0:0 geht es dann in die Kabinen.
„Es kann durchaus sein, dass ein anderer Schiedsrichter in diesem Beispiel auf Strafstoß entschieden hätte“, sagte Thorsten Kinhöfer auf die Boateng-Szene.
Nach der Pause bleibt der BVB weiterhin dominant, der SC Paderborn aber auch mutig. Verrückt: Nach 50 Minuten hatte Daniel Siebert erst zwei Foulspiele zu ahnden. In den Minuten darauf haben die Dortmunder immer wieder gute Chancen, sodass sie dann in der 54. Minute verdient durch Hazard in Führung gehen. Wenige Augenblicke später dann das 2:0 für den BVB durch Jadon Sancho, richtig gesehen von Siebert in der Torentstehung hat kein strafbares Handspiel vorgelegen. Beim Torjubel zog der Torschütze dann sein Trikot aus, um eine politische Botschaft zu setzen: „Justice for George Floyd.“ stand auf seinem Unterziehshirt. Für das Trikotausziehen gibt es dann noch die gelbe Karte, symbolisch für diese ruhige Partie aus Sicht des Schiedsrichters bis dahin. Wenig später dann die zweite gelbe Karte für Collins, auch diese geht nach einem Foulspiel in Ordnung.
Die Botschaft ist genau richtig, aber die Gelbe Karte ist laut Regelwerk eine Pflichtverwarnung. Und wegen Solidarität verzichtet kein Schiedsrichter auf Zehntelnoten vom Beobachter. Das kann man von keinem verlangen, die Schiedsrichter müssen nach den vorgegebenen Regeln pfeifen.
Nach 70 Minute dann der Elfmeterpfiff und gleichzeitig Aufreger der Partie: Siebert sah er ein strafbares Handspiel von Emre Can, der den Ball an den Ellenbogen bekam. Unserer Meinung nach eine äußerst fragwürdige Entscheidung, gerade im Rückblick auf die Szene aus dem „El Clasico“ am Dienstag und noch weniger als bei Boateng, Emre Can hat den Arm nahe am Körper dran, deutlich näher als Boateng an Dienstag. Den Strafstoß verwandelt daraufhin Hünemeier zum 1:2 für Paderborn. Postwendend kommt die Reaktion von den Dortmundern, die durch Sancho das 3:1 erzielen. Dieses Mal lässt Sancho das Trikot auch an, sonst hätte ihn Siebert mit Gelb-Rot vom Platz schicken müssen. In der 76. Minute sieht dann noch Mats Hummels seine 5. gelbe Karte in dieser Saison aufgrund eines Foulspiels gegen Zolinski. Nach 82. Minuten dann Gelb für Dräger. In der 85. Minute das 4:1 der Dortmunder durch Hakimi. 2 Minuten vor Schluss setzt der BVB noch einen drauf, Schmelzer mit dem 5:1 aus Dortmunder Sicht. Das 6:1 in der Nachspielzeit durch Sancho rundet den späten Kantersieg des BVBs ab.
Fazit: Siebert mit einer insgesamt zufrieden-stellenden Leistung in einer normal zu leitenden Partie. Einziger großer Kritikpunkt bleibt der Strafstoß in der 70. Minute. Beim „Reingrätschen“ in die Schussbahn ist der obere Arm in der Schussbahn aber sehr nahe am Körper, sodass weder von einer unnatürlichen Handhaltung noch von einer Vergrößerung der Körperfläche gesprochen werden kann. Bei der Frage wieso kein Eingriff von VAR Jöllenbeck kam, ist davon auszugehen, dass Siebert die Wahrnehmung hatte und keines der regeltechnisch klaren „Kein-Hand-Kritierien“ (wie zum Beispiel, wenn der Ball vorher vom Körper abspringt) vorliegt. Am Ende ist es eine äußerst fragwürdige Entscheidung, die einmal mehr den Kritikern der aktuellen Handspielregel weitere Argumente gibt.