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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 22. Spieltag | 3. Liga

Am vergangenen Wochenende stachen zwei Spiele im negativen Sinne heraus. Während in Meppen mehrere Vergehen ungeahndet blieben, hatte das Gespann in Aue eine knifflige Abseitsszene zu lösen und übersah leider ein extrem eindeutiges Handspiel. Im Montagsspiel fiel der Unparteiische mit einer kurzen Leine auf.

FC Erzgebirge Aue – SV Waldhof Mannheim 2:1 (SR: Tobias Schultes)

Szene 1: Wir starten die Analyse mit der komplexesten Situation des Spieltages: Omar Sijaric traf zum vermeintlichen 1:0, Schiedsrichter Tobias Schultes entschied allerdings nach langer Beratung auf Abseits. Entscheidend für die Bewertung war die Grätsche von Marcel Seegert, der den Pass zum vermeintlichen Torschützen abfälschte. Per se ist eine Grätsche in höchster Not, wie es vorliegend der Fall war, im Sinne der Abseitsauslegung nicht als kontrollierte Aktion anzusehen.
Problematisch war hier allerdings, dass der Mannheimer den Ball nicht mit dem Fuß, sondern mit einem strafbaren Handspiel abfälschte. Damit entfällt die strafbare Abseitsposition.
Ein weiterer Punkt wäre die Annahme einer Torverhinderungsaktion, da der Pass in die Tiefe sehr nah ans Tor gespielt wurde. Diese kann aber nicht mit einem strafbaren Handspiel ausgeführt werden.
So war die ursprüngliche Bewertung von Schultes, der nach dem Handspiel auf Vorteil entschied, völlig richtig. Leider wurde diese Bewertung in eine Fehlentscheidung umgewandelt. [TV-Bilder – ab 01:41:00 Minute]

„Tobias, wenn du das im Fernsehen siehst, du wirst dich schämen.“

Szene 2: Marvin Stefaniak köpfte sich an die vor dem Körper gehaltenen Arme und schaufelte den Ball dann in Volleyball-Manier aus dem Strafraum. Schiedsrichter Schultes ließ weiterlaufen und lag damit komplett daneben. Als sich der Auer selbst anknöpfte. Konnte man der Bewertung gut folgen, die folgende Führung des Balles mit beiden Armen stellte aber ein eindeutiges Handspiel dar. Damit hätte es den Strafstoß für Mannheim geben müssen. [TV-Bilder – ab 01:43:30 Minute]

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SC Verl – Dynamo Dresden 2:3 (SR: Assad Nouhoum)

Szene 3: Dennis Borkowski traf zur Dresdener Führung, Verls Keeper Niclas Thiede sah aber eine Abseitsstellung von Ahmet Arslan. Dieser ging zwar vor Thiede eindeutig aktiv zum Ball, stand aber gar nicht in Abseitsposition. Gut gesehen von Assistent Manuel Bergmann! [TV-Bilder – ab 59:30 Minute]

Szene 4: Dennis Borkowski gab einen Ball nicht frei und wurde dann vom bereits verwarnten Niclas Thiede leicht angegangen. Schiedsrichter Assad Nouhoum beließ den Verler Keeper auf dem Feld und verwarnte den Dresdener. Hier muss man, auch mit Blick auf verschärfte Richtlinien zu den Unsportlichkeiten, differenzieren, wer das ursprüngliche Vergehen begangen hat. Dann ist im Verhalten von Thiede kein Stoßen oder ähnliches zu sehen, viel mehr gerät ein unbeteiligter Auswechselspieler in die Kollision, wodurch sich dann auch Borkowski weh tat. Auf eine gelb-rote Karte für Thiede zu verzichten, ist dann in jeder Hinsicht die cleverere Entscheidung. [TV-Bilder – ab 01:39:20 Minute]

Szene 5: Der bereits verwarnte Claudio Kammerknecht trat Yari Otto zwar unabsichtlich, aber dennoch rücksichtslos heftig auf den Fuß. Schiedsrichter Nouhoum verzichtete auch hier auf die gelb-rote Karte und lag dieses Mal falsch. Trotz fehlender Absicht ist in einem Tritt mit vollem Gewicht auf den Fuß ein verwarnungswürdiges Vergehen zu sehen. [TV-Bilder – ab 02:01:00 Minute]

SV Meppen – TSV 1860 München 2:1 (SR: Marc-Philipp Eckermann)

Szene 6: Max Dombrowka hielt Leandro Morgalla bei einer Hereingabe fest, sodass dieser zu Boden ging. Schiedsrichter Marc-Phlipp Eckermann ließ das Spiel weiterlaufen. Allerdings handelte es sich um ein klar strafwürdiges Haltevergehen. Damit hätte es den Strafstoß für München geben müssen. [TV-Bilder – ab 22:00 Minute]

Szene 7: Der bereits verwarnte Marek Janssen trat Raphael Holzhauser mit der Sohle von vorne gegen das Schienbein. Schiedsrichter Eckermann verzichtete auf die gelb-rote Karte. Hier lag eigentlich ein deutlich rücksichtsloses Vergehen vor, daher bewogen Eckermann wohl eher taktische Erwägungen, den einzigen, verwarnten Spieler nicht vom Platz zu schicken. [TV-Bilder – ab 55:00 Minute]

Szene 8: David Vogt lief bis zur gegnerischen Grundlinie und blieb dann am Fuß von Tim Rieder hängen. Schiedsrichter Eckermann verzichtete auf einen Pfiff und lag wieder daneben. Aufgrund des eindeutigen Fußfouls hätte es den Strafstoß für Meppen geben müssen [TV-Bilder – ab 01:01:50 Minute]

Szene 9: Jasper Verlaat köpfte aufs Tor, wo Erik Domaschke den Ball wohl noch auf der Linie fing. Assistent Felix Prigan stand auf der Linie, sodass man ihm mangels sinnvoller Kameraperspektiven vertrauen muss, dass der Ball die Linie nicht komplett überschritten hat. [TV-Bilder – 02:09:10 Minute]

Borussia Dortmund II – 1.FC Saarbrücken 1:2 (SR: Luca Jürgensen)

Szene 10: Soumaila Coulibaly wehrte einen Schuss mit dem angelegt Arm ab, drehte sich dabei aber in Richtung des Balles. Schiedsrichter Luca Jürgensen gab den äußerst harten Strafstoß. Hier ging zwar der Arm zum Ball, aber in der am Körper komplett angelegten Form. Es ist sehr weit hergeholt, hier Absicht zu unterstellen. [TV-Bilder – ab 52:30 Minute]

SpVgg Bayreuth – SV Wehen Wiesbaden 2:3 (SR: Alexander Sather)

Szene 11: Benedikt Kirsch schloss im Wiesbadener Strafraum ab und wurde dann vom heranfliegenden Brooklyn Ezeh getroffen. Es handelte sich mal wieder um eine dieser abgeschlossenen Aktionen, nach denen noch ein Kontakt folgt. Diese werden selten geahndet, wobei rein technisch ein eindeutiges Foulspiel vorliegt. Die Wiesbadener hätten sich über einen Pfiff von Alexander Sather nicht beschweren dürfen. [TV-Bilder – ab 29:20 Minute]

FC Viktoria Köln – FC Rot-Weiss Essen 1:0 (SR: Mario Hildenbrand)

Szene 12: Früh im Spiel sah Essens Isaiah Young Gelb, weil er den Ball deutlich nach einem geahndeten Foulpfiff für Köln zurück zum Torwart spielte und damit die schnelle Spielfortsetzung verhinderte. Somit lag hier eine Unsportlichkeit durch Ballwegschlagen vor. Das hätte er sich sparen können. Die DFB-Schiedsrichter gehen derzeit strikt gegen Unsportlichkeit vor. Also, die Verwarnung für Essener ist korrekt. Das Problem ist nur, dass manche Schiedsrichter es bestrafen, andere ermahnen und wieder andere drehen sich aber um. Aber derzeit sind sie da etwas strikter und konsequenter in der Auslegung. [TV-Bilder – ab 24:00 Minute]

Szene 13: Mitte der zweiten Hälfte wurde Young dann mit Gelb-Rot von Schiedsrichter Mario Hildebrand des Feldes verwiesen. Im Mittelfeld hielt er den Fuß drauf und sah für sein zweites Vergehen die sehr harte Ampelkarte. Dieses klassische „Stempeln“ ist ansich rücksichtslos und somit Gelb. Er hält da die Sohle hin und trifft auch den Spieler. Da er aber beim Drüberhalten aber auch klar den Ball spielte/getroffen hat, wäre hier auch etwas mehr Gnade angebracht gewesen. In der Summe der Einzelvergehen sind die beide Verwarnungen vertretbar, man kann es so machen, aber er hat hier eine sehr lange Leine gelassen und zweimal zur härtesten Strafe gegriffen. [TV-Bilder – ab 2:31 Minute]

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

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