In der zweiten DFB-Pokalrunde standen die Schiedsrichter ungewöhnlich viel bei Strafraumsituationen im Mittelpunkt, die vom nicht vorhandenen Video-Assistenten natürlich auch nicht unterstützt werden konnten. Ohne diesen liegt es am fehlenden Mut und der Qualität der Entscheidungsträger oder auch eine mangelnde Empathie. Ein zu Unrecht aberkannter Treffer in Paderborn rundete die Pokalspiele ab.
SV Waldhof Mannheim – 1. FC Nürnberg 0:1 (SR: Christian Dingert)
Nach einer halben Stunde schickte Kwadwo Duah seinen Sturmpartner Manuel Wintzheimer steil, der das Laufduell gegen Gerrit Gohlke gewann und sich den Ball etwas zu weit vorlegte. Der Mannheimer hielt den Angreifer kurz fest, der dann spät zu Boden ging. Die Nürnberger wollten natürlich einen Strafstoß und forderten zudem einen Platzverweis. Der Schiedsrichter winkte aber ab und ließ weiterlaufen. Diese Entscheidung ist falsch. In den TV-Bildern (ab 1:27 Minute] ist deutlich zu erkennen, dass er ihn im letzten Moment am Unterschenkel getroffen hat. Aufgrund des am Schuss entscheidenden Fußvergehens im Strafraum würde ich Gelb noch akzeptieren. Es gibt hier aber auch Argumente für ein gegnerorientiertes Einsteigen. Weiterspielen und keine persönliche ist aber definitiv eine klare Fehlentscheidung, die der Video-Assistent im Achtelfinale korrigiert hätte.
SV Elversberg – VfB Bochum 0:1 (SR: Sven Waschitzki-Günther)
In diesem Spiel auch eine strittige Situation nach 27 Minuten. Holtmann ging mit dem Rücken zum Tor zum freiliegenden Ball, dabei traf ihn Pinckert am Fuß. Schiedsrichter Waschitzki-Günther zeigte sofort an: kein Elfmeter. Doch diesen hätte es hier auch geben müssen. Pinkert ging ungestüm in den Zweikampf und traf den Bochumer. [TV-Bilder – ab 1:15 Minute]
SV Darmstadt 98 – Borussia Mönchengladbach 2:1 (SR: Robert Schröder)
In der 52. Minute wollte Thuram einen Strafstoß haben! Der Torjäger der Gäste setzte sich rechts im Strafraum klasse mit einem Dribbling durch und wurde dann von hinten zu Fall gebracht. Die Pfeife von Robert Schröder blieb aber stumm. Sehr strittig, nach Anblick der TV-Bilder [ab 2:30 Minuten]. Thuram wurde von Müller erst oben bearbeitet und dann bei der Grätsche unten am linken Bein klar getroffen. Das ist ein Strafstoß. Es wirkt, als Thuram Opfer seiner (unnötig) fabrizierten Schwalben bzw. „Freistoßsuchaktionen“ wurde. Der Schiedsrichter muss natürlich jede Situation einzeln bewerten. Es schien aber, als ob doch er sich negativ beeinflussen ließ.
RB Leipzig – Hamburger SV 4:0 (SR: Benjamin Cortus)
Nach dem Abpfiff der ersten Hälfte wurde Mohamed Simakan verwarnt, der nach Ansicht von Schiedsrichter Cortus die größte Verantwortung für die Auseinandersetzung mit Jatta hatte. Doch war dies die angemessene Entscheidung? Die Regel besagt: Schon der Versuch einer Tätlichkeit ist strafbar, hier trifft er ihn sogar. Das ist ein zwingender Platzverweis. Dusel für Simakan und RB… [TV-Bilder – ab 4:15 Minute]
SC Paderborn 07 – SV Werder Bremen 5:4 n.E. (SR: Frank Willenborg)
Mitte der Verlängerung erzielte Niclas Füllkrüg den Ausgleich, doch dieser zählte nicht. Die Ecke von der linken Seite landet auf dem Kopf von Bremens Angreifer Füllkrug, der aus elf Metern souverän verwandelte. Danach besprach sich Willenborg aber mit Assistent Guido Kleve und dem vierten Offiziellen Frederick Assmuth und nahm das Tor wegen eines vermeintlichen Fouls von Chiarodia zurück. In der Wiederholung ist zu erkennen, dass der Bremer Leipertz mit der Schulter am Kopf traf. Das ist eine strittige Situation. Die rennen beide ineinander und die Schulter ist da schon (minimal) im Gesicht. Aber das war kein entscheidender Wirkungstreffer, da der Arm am Körper lag und keine Bewegung zum Gegner machte. Körperkontakte und Zweikämpfe gibt es bei jeder Ecke im Strafraum. Auch wild, dass da offenbar der entscheidende Impuls vom vierten Offiziellen kam. Willenborg der den Treffer zunächst gab, erkannte ihn dann nach Beratung zu dritt wieder ab. Das war safe kein Foul, aber das sieht man erst im TV und es hätte auch anders sein können. Man sieht einen fliegen, aber erst im TV sieht man, wie heftig es war.
In den Großteil der aufgezeigten Situationen sieht man eben, ohne Videobeweis geht es nicht (mehr)!
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