Wie ist das deutsche Schiedsrichterwesen international aufgestellt? Im Jahr der Heim-EM scheinen die deutschen Tickets bereits vergeben. Es dürfte mit Felix Zwayer die klare deutsche Nummer 1 als Schiedsrichter zum Einsatz kommen, während die hoch angesehenen VAR Marco Fritz und Bastian Dankert am Bildschirm sitzen dürften.
Ein Mann für die Zukunft könnte Florian Badstübner sein, der derzeit im Rahmen des UEFA CORE-Programms auf eine FIFA-Nominierung vorbereitet wird. Frischer Wind ist in diesem Bereich auch dringend nötig, denn hinter den beiden weiteren – im Moment durchschnittlichen – Elite-Referees Daniel Siebert und Tobias Stieler, tut sich eine Lücke auf. Diese muss, um den Anschluss zu den Top-Nationen zu halten, dringend geschlossen werden.
International absolut perspektivlos erscheinen im Moment Bastian Dankert, Christian Dingert, Robert Schröder und Sascha Stegemann, während man bei Harm Osmers und Daniel Schlager abwarten muss, wo die Entwicklung hinführt.
Hoffnung macht außerdem Sven Jablonski, der ja jüngst das Finale der U19-EM pfiff und in dieser Woche mit dem Youth-League Spiel AC Mailand gegen Real Madrid erneut eine Top-Ansetzung erhielt.
Was ist nun zu tun? Perspektivlose Schiedsrichter sollten, wenn möglich, ausgetauscht werden. Außerdem muss der Mut beim DFB vorhanden sein, bei nationalen Topspielen nicht immer die selben Schiedsrichter anzusetzen. Ansonsten wird der Rest international in umkämpften Spielen niemals Erfolg haben.
Das ist der Punkt bei unseren Schiedsrichtern der internationalen Liste. Ich habe das schon einmal in einem Bericht sehr ausführlich dargestellt. Wenn Schiedsrichter nach zehn oder mehr Jahren, wie Dankert und Dingert, noch kein CL-Spiel geleitet haben, müssen sie ersetzt werden. Bei Stegemann, seit 2019, läuft das ähnlich. Schröder ist mit 37 Jahren viel zu spät vom DFB nominiert worden. Jablonski ist unsere große Hoffnung, die Erfolgsleiter empor zu klettern und vielleicht in etwa an das Leistungsniveau eines Felix Brych heranzukommen.
Bei der Nominierung für die EM bin ich sicher: Wir stellen zwei Schiedsrichter in der Rangfolge: Felix Zwayer, Daniel Siebert. Für Tobias Stieler sehe ich keine Chance. Der DFB hatte über lange Zeit vier Männer in der Elite-Gruppe. Jetzt sind es nur noch drei. Es ist an der Zeit, einen Florian Badstübner und Martin Jöllenbeck nach oben zu bringen. Das hätte schon zum Jahresbeginn 2024 erfolgen müssen.
Hier hätten Lutz Michael Fröhlich und der DFB-Ausschuss unbedingt handeln müssen. Es ist falsch, dass einige ihren internationalen Listenplatz bis zum letzten Tag aussitzen, obwohl sie nur unbedeutende oder gar keine Spiele mehr bekommen. Vielleicht ändert sich in drei Monaten nach dem Stabwechsel zu Knut Kircher daran etwas. In der 2. Liga warten einige Schiedsrichter mit konstant guten Leistungen auf ihre Beförderung in die erste Kategorie.
Wenn wir jetzt nicht umgehend handeln, werden wir international bald abgehängt sein. Ich erinnere mich: Auf dem Beobachtungsbogen aus älteren Zeiten ging es auch um schnelle und mutige Entscheidungen im Spiel. Das sollte auch für den DFB-Schiedsrichterausschuss gelten.
Lieber Hr. Albrecht, was ist die Motivation der SR, ihre int. Listenplätze auszusitzen? „Nur“ Status oder gibt es auch monetäre Gründe? Viele Grüße
Ich bin mir sicher, dass höchstens ein deutscher Schiedsrichter bei der Heim EM dabei ist und das ist Felix Zwayer. Fröhlich irrlichtert seit Jahren in der Gegend herum. Leistungsgedanke ist ihm völlig fremd. Exner, Braun, Hempel usw. wären in der Bundesliga sicher besser aufgehoben als Dankert, Welz oder Willenborg
Wenn man als Kriterium Champions League ansetzt, werden es Badstüner und Jöllenbeck wohl kaum schaffen.
Vielleicht sollte man mal eingestehen, dass man einfach im Moment schon nicht genügend Top Leute hat. Schon Schröder war eine Fehlbesetzung. Und dass schlimme ist, daß in der zweiten Liga auch keine wirklichen Alternativen sind.
Der letzte richtige Überflieger war Jablonski. Danach kommen nur noch mehr ofer weniger durcschnittliche Bundesligaschiedsrichter.
Alternativen für die Bundesliga gibt es mit den genannten Namen Exner, Braun, Hempel, dazu vielleicht noch Burda durchaus. Ob Badstübner und Jöllenbeck es nach einer internationalen Nominierung bis zur Champions League schaffen, ist nicht vorhersehbar. Die Chance aber müssen sie erhalten. Es darf nicht dazu kommen, dass Jablonski einziger Hoffnungsträger für die Zukunft bleibt.
Mir ist bekannt, dass auch alle anderen Länder in der Breite ebenfalls Probleme haben. Allein der Blick in das Fußball-Mutterland England genügt. Da gibt es Taylor und Oliver, danach nichts mehr. In Italien pfeift Orsato in seinem 49. Lebensjahr. Warum wohl? Er wird möglicherweise sogar noch für die anstehende EM nominiert. Viele Länder sind überhaupt nicht in der europäischen Elite-Klasse von etwa drei Dutzend Schiedsrichtern vertreten. Wir dürfen in Deutschland nicht folgern, dass wir demnächst keine guten Schiedsrichter (mehr) haben. Für Zwayer und Stieler rückt das Ende ihrer Laufbahn in wenigen Jahren näher.
Deshalb noch einmal: Der DFB muss alles dafür tun, schnellstmöglich den Nachwuchs zu fördern und ihnen Gelegenheit mit Plätzen auf der internationalen Ebene durch die notwendige Fluktuation zu geben. Namen habe ich schon mehrfach genannt. Ich verstehe nicht, warum sich der eine oder andere nicht früher zurückzieht, wenn er ohnehin wegen fehlender Ansetzungen nicht mehr im Blickfeld der FIFA/UEFA steht.