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Diskussionen gibts immer

Auch am 13. Spieltag in der Bundesliga gab es zahlreiche Diskussionen um einige Schiedsrichter-Entscheidungen an den neun Begegnungen. In der Summe war der Aufschrei aber aus guten Gründen nicht mit den vergangenen Wochen vergleichbar. Denn in den meisten Partien griffen die Videoassistenten nachvollziehbar ein. In Gladbach und Dortmund stellt sich die Frage nach der Wahrnehmung des Schiedsrichters auf dem Platz.

Borussia Mönchengladbach – VfB Stuttgart 3:1 (SR: Dr. Matthias Jöllenbeck)

Große Aufregung in der 17. Minute im Stuttgarter Strafraum bei einem Eckball der Gladbacher. Die Spieler Bensebaini und Anton ringten zunächst miteinander vor dem erwarteten Eckball, bevor beide die Arme kurz losließen, Bensebaini antäuschte seitlich vorbeizugehen Richtung Eckfahne und dann den Arm nochmal ausfuhr und Anton mit dem Unterarm eine am Kinn mitgab. Schiedsrichter Jöllenbeck entschied sich nur für eine gelbe Karte für den Gladbacher Bensebaini. Videoassistent Tobias Welz gab dem Schiedsrichter noch vor der dann korrekten Ausführung des Eckballs einen Hinweis, er solle sich die Szene am Monitor doch nochmal anschauen. Nach Betrachten der Bilder blieb der Freiburger Bundesliga-Schiedsrichter allerdings bei seiner Entscheidung.

Regeltechnisch war der Ball zum Zeitpunkt des Vergehens überhaupt nicht im Spiel, weshalb das Spiel korrekt mit dem Eckball für Gladbach fortgesetzt wurde. Persönliche Strafen können aber in jedem Fall noch ausgesprochen werden und genau da entstehen hier die große Diskussionen. War die gelbe Karte für Bensebaini ausreichend für dieses Vergehen? In der ersten Wahrnehmung auf dem Platz mag das nachvollziehbar sein, da der Einsatz doch im Zusammenhang mit dem Gerangel beider Spieler steht. Die wenigsten Schiedsrichter hätten da wohl sofort die rote Karte gezückt. Bei genauem Betrachten der Videobilder ist der Feldverweis auf Dauer allerdings aus regeltechnischen Aspekten die bessere Entscheidung. Denn er Armeinsatz unterscheidet sich deutlich von dem davor beider Spieler im Gerangel. Bensebaini setzte den Arm nicht mehr als Werkzeug (Ball wurde ja noch gar nicht gespielt) sondern doch als Waffe ein. Mit Videoassistent und den Bildern ist es doch als Schlag zu klassifizieren, der mit einer roten Karte hätte geahndet werden sollen. Auch für Anton wäre eine Verwarnung aufgrund seines Armeinsatzes und der dadurch offensichtlich entstandenen Provokation möglich gewesen. [TV-Bilder – ab Minute 0:00]

Borussia Dortmund – VfL Bochum 3:0 (SR: Tobias Stieler)

Nach einem faktisch korrekten Eingriff des Videoassistenten in der 27. Minute wegen eines Abseitstreffers von Hofmann schickte Pascal Müller Tobias Stieler in der 43. Minute in die Review-Area. Zuvor entschied Schiedsrichter Stieler auf Strafstoß für den BVB, nachdem es zu einem Kontakt zwischen Reyna und Soares zu Fall kam. Eine auf den ersten Blick schon etwas seltsame Aktion, weil der Dortmunder Angreifer von der rechten Seite in den VfL-Strafraum reindrang und anschließend Soares rechts stehen lassen wollte. Dieser ging in die Knie und so kam es zum Zusammenstoß der beiden. Reyna wiederum legte sich den Ball am Spieler vorbei und wollte dann den Kontakt offensichtlich annehmen. Das seitliche Fallmuster ist auch immer ein Indiz für einen provozierten Elfmeter. Andererseits ist schon auch ein gewisser Impuls da. Für mich ein Kann-Elfmeter. Da der Hamburger FIFA-Schiedsrichter auf dem Feld die Wahrnehmung hatte und schon ein faktischer Kontakt bestand, hätte es hier wohl in der vergangenen Spielzeit noch keinen Eingriff des Videoassistenten gegeben. Die klare und offensichtliche Fehlentscheidung ist aber nicht mehr das zentrale Kriterium für einen Eingriff, sodass Pascal Müller als VA hier die Möglichkeit hatte, Stieler ein On-Field-Review zu empfehlen. Letztlich traf Tobias Stieler aus meiner Sicht nach dem Eingriff die bessere Entscheidung im Rahmen seines Ermessensspielraum und nahm den Strafstoß zurück. Aber die Bochumer hätten sich auch über einen bestehen bleibenden Elfmeter nicht beschweren dürfen. [TV-Bilder – ab Minute 4:25]

Hertha BSC – FC Bayern München 2:3 (SR: Bastian Dankert)

In Berlin gab es ebenfalls zwei Eingriff aus Köln. Beim vermeintlich 2:4 Eigentor durch Rogel lag zwischenzeitlich eine Abseitsstellung der Münchner vor, sodass Videoassistent Sören Storks den Treffer zurecht nachträglich aberkannte. Zuvor kam es kurz vor der Pause zum Gang Bastian Dankerts an den Bildschirm im Berliner Olympiastadion. Davie Selke ging nach einem Einwurf der Alten Dame im Strafraum der Bayern nach einem Fußkontakt mit Pavard zu Boden. Der Münchner trat dabei in der Bewegung dem Berliner deutlich auf den Fuß. Da der Ball hier zum Zeitpunkt des Tritts im Spiel war, musste es Elfmeter für die Hertha geben. Die Entscheidung traf Dankert nach kurzem Betrachten der Bilder am Monitor. Der gefoulte Selke trat selber an und verwandelte zum 2:3. [TV-Bilder – ab Minute 5:37]

FC Augsburg – SG Eintracht Frankfurt 1:2 (SR: Deniz Aytekin)

Eine knifflige Szene hatte Schiedsrichter Deniz Aytekin in der 48. Minute im Augsburger Strafraum zu bewerten. Der so starke Frankfurter Stürmer Kolo Muani spielte den Ball von der linke Seite zurück ins Zentrum vor dem Augsburger Tor, wo der Ball von einem Verteidiger der Schwaben zunächst mit dem Bein angefälscht wurde. Daraufhin sprang der Ball hoch und ging gegen den Arm von Berisha. Ndicka wollte den Ball dabei noch mit dem sehr hohen Bein spielen, was Aytekin auf dem Feld als Foulspiel des Frankfurters bewertete. Auch nach dem Eingriff des Videoassistenten blieb Aytekin bei dieser Entscheidung. Insgesamt nachvollziehbar und akzeptabel, da der Fuß des Frankfurters schon weit oben ist, bevor der Ball den Arm von Berisha berührt. Das Handspiel selber wäre ebenfalls diskutabel, denn der Arm vergrößert die Körperfläche und ist recht weit oben, was aber nicht zwingend unnatürlich sein muss, wenn ein Spieler zum Kopfball oder hohen Ball hochsteigt. In der Summe aber ohne des hohen Beins doch strafbar, weil der Arm sehr weit oben ist. Dieser Diskussion wich Schiedsrichter Aytekin sehr klug mit dem indirekten Freistoß für den FCA wegen des gefährlichen Spiels von Ndicka aus.  [TV-Bilder – ab Minute 4:40]

Fazit: Es war wieder eine bessere Woche für die DFB-Schiedsrichter in der 1. Bundesliga. Viele Eingriffe des Videoassistenten machten die Spiele gerechter und führten zu den korrekten bzw. in jedem Fall besseren Entscheidungen. Lediglich die fehlende rote Karte im Freitagsspiel ist ein Fehler nach dem Review. Hier kam Schiedsrichter Jöllenbeck trotz der Videobilder nicht auf die bessere und akzeptiertere Entscheidung.

Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Abdul

    Mein Fazit: Es ist trotz allem gut das es den Videobeweis gibt, somit kann die zumeist grauenhafte Qualität der Schiris kaschiert werden. Vor 15 Jahren hätte von den jetzigen Bundesligaschiedsrichter vielleicht 3 bis 5 im Oberhaus gepfiffen.

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