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Ehrenamt – Spesen – Restriktive Strafen

Ehrenamt und Spesen! Wie passt das zusammen?

Das eigentliche klassische Ehrenamt ist gratis. Aus steuerlicher Sicht kann und darf eine Aufwandsentschädigung bezahlt werden. Die Zahlung von Aufwandsentschädigungen ist auch im Schiedsrichterwesen üblich. Seit Jahrzehnten wird auch über die Höhe dieser Entschädigung diskutiert. Gilt z.b. in der Bundesliga bzw. ab den bezahlten Profiklassen schon das Jobprinzip, sprich = Arbeitslohn, bleibt für die Kreisliga oder ähnlichen Klassen in der Tat nur das Ehrenamt übrig. Die Diskrepanz der Beträge (Job und Ehrenamt) sprich Unterschiede sind erschreckend. 

Werden in den bezahlten Klassen Millionen Euro Beträge in VAR, Sensor im Ball, Torkamera, etc. und auch in die Schiedsrichter investiert, bleibt in der Kreisliga fast nur ein Bitten und Betteln um finanzielle Unterstützung übrig. Dies von der Technik bis hin zur Aufwandsentschädigung. Da bleibt es kein Wunder, dass auch ein Schiedsrichter sich sogleich Richtung höhere Klassen orientiert. Also bloss raus aus der Kreisliga, bloss weg vom Armengroschen, der ehrenamtlichen Aufwandsentschädigung, welche der gleichen Leistung eines Spieles über 90 Minuten nicht gerecht wird.

Also möglichst schnell aufsteigen, Lehrjahre sind keine Herrenjahre mehr. Stellt sich nur die Frage, ob damit die letztendlich abzuliefernde Leistung des Schiedsrichters (Ausbildung) auf der Strecke bleibt. Die Schiedsrichterausschüsse bemühen sich natürlich bei rückläufigen Schiedsrichterzahlen (lt. DFB Schiedsrichter Zeitung 06-2022 wieder mehr wie 50.000 Schiedsrichter? Siehe Editorial Seite 1. Stimmt das auch? Auch hier lesen: https://ig-schiedsrichter.de/wieder-50-000-fussball-schiedsrichterinnen-in-deutschland/) die Verbandsspiele mit Schiedsrichtern zu besetzen. Am Ende der Schlange bleiben die Kreisliga Spiele für die Ehrenamtler. Welche offenbar auch nur noch von den klassischen, schon älteren Ehrenamtlern, in der Regel mindestens Ü 50 besetzt werden.  

Beim Blick in die DFB Verbände fällt dann sofort das Gefälle der für die gleiche Leistung gezahlte Aufwandsentschädigung auf. Nehmen wir drei Beispiele. Zahlt der Südbadische Fussballverband (SBFV) bereits seit dem Jahr 2019 für die Kreisliga 33.00 Euro Aufwandsentschädigung, SBFV SR-Spesen Juli 2019_0 Spesen Südbadischer Fussballverband. (plus Fahrtkosten). Im Badischen Fussballverband (BFV) gibt es für die Kreisliga seit 01.07.2019 dito 33.00 Euro plus Fahrtkosten. Erhöhung kommt.    

Beim Fussballverband Mittelrhein (FVM) gibt es für die Kreisliga nur 19.00 Euro Übersicht Schiedsrichter-Spesen Kreis Heinsberg 09-11-2022 für die gleiche Leistung. Dies bis heute. Gerüchten zur Folge soll erst zum 01.07.2023 auf 24.00 Euro beim FVM erhöht werden. Dabei wurde in 2019 die Aufwandsentschädigung beim FVM  für 3 Jahre (Saison 2019, 2022,2021) festgelegt. Im Jahr 2022 die Erhöhung beim FVM verschlafen, Schiedsrichter nicht wichtig genug? Im Vergleich zu Südbaden bzw. Baden ist das beim FVM ja nur ein ehrenamtliches Almosen! Entspricht aber dem Ehrenamt. Am besten noch gratis pfeifen. In den anderen DFB Verbänden gibt es Derivate, welche zwischen den beiden als Extrem Beispielen benannten Beträgen liegen.

Schon krasse Unterschiede in den Verbänden beim DFB!

Wäre interessant dazu in den Kommentaren was zu lesen. Was wird in Eurem Verband für die Kreisliga gezahlt?

Offenbar gibt es auch kaum Widerstand bei den Schiedsrichtern. Wird die Kreisliga doch überwiegend mit den klassischen älteren Ehrenamtlern oder Neuanfängern besetzt. Klassisch würde auch gratis pfeifen, (Verzeihung!) nur um auf dem Platz zu stehen. Neu wird schön den Mund halten, möchten ja aufsteigen. 

Werfen wir auch noch einen Blick in den Aufwandsentschädigung für Paten und Beobachter beim FVM. Paten = 15.00 Euro pauschal ohne Fahrtkosten. Beobachter = 20.00 Euro pauschal ohne Fahrtkosten. Übersicht Schiedsrichter-Spesen Kreis Heinsberg 09-11-2022 Extremer Unterschied. Im BFV gibt es bei den Paten 20.00 Euro plus Fahrtkosten, bei Beobachtungen = 25,00 Euro plus Fahrtkosten!

Zur Patenschaft bzw. Beobachtung muss dann noch ein Bericht gefertigt werden. Nehmen wir als Beispiel den Patenbogen aus dem Kreis Heinsberg. Patenbogen blanko AD Formular Habe in Eigeninitiative das Formular mal als PDF zum Ausfüllen per Handy bzw. PC mit dem Acrobat Reader generiert, um das Drucken und den Postversand zu sparen. Was ja noch mehr Zeit kosten würde. Festzuhalten! Beim FVM ohne Fahrtkosten zur Patenschaft (15,00 Euro) bzw. Beobachtung (20,00 Euro)! Volle Motivation! Dann doch lieber mit Fahrtkosten immer die gleichen Vereine im Nahbereich pfeifen ?! Was interessiert die Ausbildung von Kollegen als Konkurrenz, bin doch schon Schiedsrichter!

Nun Neueinsteiger kann man logischerweise nicht als Pate bzw. Beobachter einsetzen. Bleiben wieder die älteren klassischen Ehrenamtlichen Schiedsrichter. Aber wer pfeift dann die Kreisliga? Welche das sollte erwähnt werden, Ihre Erfahrungen auch sehr gerne weiter geben! Ist es doch ein Anliegen auch in der Kreisliga ohne VAR und technische Unterstützung, etc. Qualität abzuliefern und das Hobby Schiedsrichter weiter zu fördern.

Was ungemein stört ist, dass jede Woche zu tätlichen Angriffen auf Schiedsrichter zu berichten ist. Selbst der DFB hat in der neuesten Statistik anerkannt, dass hier eine Steigerung zu beobachten ist. Hier weiter lesen: https://www.express.de/nrw/fussball-verband-mittelrhein-spielabbrueche-deutlich-gestiegen-341885

War das nicht mehr zu verschweigen oder hat die Aufklärungsarbeit der IG Schiedsrichter evtl. Früchte getragen? Wurden durch die Schiedsrichter beim Spielbericht jetzt korrektere Eintragungen gemacht, als dass die Statistik jetzt plötzlich schlechter ausfällt? Jetzt vermehrt das Kreuzchen Gewalt oder Abbruch im Spielbericht gesetzt? Hier weiter lesen: https://ig-schiedsrichter.de/dokument-gewalt/

Jeder Fall eines tätlichen Angriffes auf einen Schiedsrichter oder Assistenten ist einer zuviel.

Vor kurzem: https://ig-schiedsrichter.de/gewalt-gegen-schiedsrichter/ Neueste Meldung: Schiedsrichter gewürgt! Hier nachlesen: https://www.merkur.de/sport/lokalsport/garmisch-partenkirchen/attacke-auf-schiedsrichter-91916225.html Es ist jedoch über die Verbände nicht zu beobachten, dass restriktive Verschärfungen für die Rechts-/ und Verfahrensordnungen für die Täter in Planung sind. Vielmehr ist zu lesen, dass die Medien schuld sind an dem negative Image des Schiedsrichterwesens. Die Medien sind also schuld an der Misere und nicht die Täter. Die Kritiker, also auch die Presse soll doch mal Ruhe geben. „Danke Schiri“ ist doch offenbar genug für das Image eines Schiedsrichters. Hier weiter lesen: https://ig-schiedsrichter.de/hass-im-internet-mehrt-nachwuchssorgen-der-schiedsrichter/

Es wird auch gegengesteuert: https://ig-schiedsrichter.de/landesfussballverband-verurteilt-gewalt-gegen-schiedsrichter/

Aber bringen diese Appelle wirklich was? Brauchen wir die restriktiven Strafen?

Kommentare von Euch zu der Verschärfung der Rechts-/ und Verfahrensordnungen? Brauchen wir diese Verschärfung?

Fazit: Ohne Erhöhung der Aufwandspauschalen auch in der Kreisliga (zur Neugewinnung von Schiedsrichtern und Steigerung der Attraktivität unbedingt erforderlich) und ohne restriktive Strafen in der Verfahrensordnungen (gegen die Täter – unbedingt erforderlich) werden wir den Karren nicht aus dem Dreck ziehen. Das sollten die Entscheidungsträger, die gewählten Vertreter der Schiedsrichter nun mal endlich einsehen. Dies bis auf Kreisebene. Die Verschönerungen von Statistik helfen nicht weiter.

Auch die Vereine stehen hier in der Pflicht. Jeder Verein kann einen Antrag beim Verbandstag des Verbandes stellen. Mindestens um höhere Strafmaße zu erhalten. Warum wird das nicht gemacht? Weiter weg schauen und hoffen, dass auf dem eigenen Platz nichts passiert? Von Spesen, ok, wollen wir mal gar nichts von den Vereinen verlangen. Den Schiedsrichtern selbst steht dieses Antragsrecht auf Änderung von Verfahrensordnungen beim Verband nicht zu. Wir Schiedsrichter oder Journalisten sollen nur weiter den Mund halten, bloss offen, auch in den Medien, keine Kritik üben. Danke Schiri und evtl. eine Freikarte für ein Bundesligaspiel sollte doch reichen!  Forderung nach adäquaten Spesen oder Fahrtkosten? Was soll das denn? Völlig überzogen! Ist doch Ehrenamt! 

Es gibt weitere offene Baustellen, welche den Artikel gesprengt hätten. Zu nennen sind Rassismus, Straf-Rechtsschutz oder auch Unfallversicherungsschutz. für Schiedsrichter. Deeskalations Training für Schiedsrichter. Die Wertschätzung für die Schiedsrichter lässt deutlich zu wünschen übrig. Fair-Play bzw. Respekt ist nur noch ein Werbeslogan. Das Ehrenamt Schiedsrichter ist offenbar das fünfte Rad am Wagen des DFB und auch bei den Verbänden. An grundlegende Reformen traut man sich nicht ran, oder möchte die einfach nicht. Auch hier rein lesen: https://ig-schiedsrichter.de/fazit/ Die nahe Zukunft bringt mit der Weltmeisterschaft Ablenkung im Arbeitnehmerparadies Katar. Viel Spass beim Zuschauen. Allzeit ein Gut Pfiff!

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Holger

    Es muss was getan werden, sonst wird das schöne Hobby Ehrenamt Schiedsrichter in den unteren Spielklassen weiter denke ich nicht mehr alle Spiele z.b besetzt werden können mit Unparteiischen leider meine Meinung. Es benötigt wohl eine Reform um das Schiedsrichter Wesen im unteren Spielklassen Bereich wieder an Attraktivität gestaltet hinzubekommen, von den Spesen bis zu der Rechts Verfahrenordnung Behandlung und Wertschätzung jedes einzelnen Schiedsrichters und es gibt noch sehr viele weitere Punkte die man sich dringend überlegen sollte. Es fehlt an Nachwuchs ja, und ich denke jeder Schiedsrichter ist wichtig Es sollte sich um jeden einzelnen Schiedsrichter gekümmert Intressiert werden meine Meinung.

    1. Anton Dinslaken

      Danke für den Kommentar!

  2. Horst-W. Schaefer

    Aus der RVO des wfv
    Tätlichkeit
    § 83
    1. Tätlichkeit gegen Spieler oder Zuschauer sechs Wochen bis 18 Monate Sperre; evtl. Antrag auf Ausschluss aus dem Verband.
    2. Wenn gegen den Spieler oder den sonst Betroffenen unmittelbar vor seinem Vergehen eine sportwidrige Handlung begangen worden ist oder in einem sonstigen leichteren Fall der Tätlichkeit Sperre von mindestens einem Mo-nat.
    3. Tätlichkeit gegen Schiedsrichter oder Schiedsrichter-Assistent vier bis 24 Monate Sperre; evtl. Antrag auf Ausschluss aus dem Verband.

    1. Anton Dinslaken

      Da sollte und muss stehen! Mindestsperre! Sonst bleiben wir bei den Derivaten, dass jedes Sportgericht macht was es will.

  3. Andreas

    Prävention sollte das Stichwort sein, wenn ein Spieler ausgeschlossen wird, hat der betroffene Kamerad nichts davon, da er ja schon angegriffen worden ist. Wegen Gewalttaten vorbestrafte Spieler sollten generell keine Spielberechtigung bekommen.

    1. Anton Dinslaken

      Wenn die Täter gesperrt werden steht das im DFBnet. Insofern die sich nicht unter anderem Namen anmelden (was machbar ist – haben wir mal getestet) wird die Sperre im System angezeigt. Auch ein neuer Verein müsste das dann sehen können. Hoffe ich mal. Das Problem bei der Anmeldung des Spielers ist, dass der neue Spieler seinen Personalausweis nicht vorlegen muss (so war es jedenfalls mal). Es sind also noch einige Baustellen zu beseitigen. Auch zur Forderung der verpflichtenden Vorlage des Personalausweises habe ich schon mal Schriftverkehr geführt.

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