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Andreas Kotira FVN-Schiedsrichterobmann

Leserbrief von Andreas Kotira – Schiedsrichter-Obmann beim FVN

Andreas Kotira, Schiedsrichterobmann beim Fussballverband Niederrhein (FVN) im Kreis Kempen-Krefeld über die Zurückhaltung der Verbände des DFB härteren Strafen betreffend.

Der Kommentar im Wortlaut 

Es gibt keine Lösung, die angenehm ist. Deshalb geht da keiner ran. Der DFB zieht sich zurück, weil es Landesverbands-Angelegenheit sei. Und wer sich auf die Seite der Schiedsrichter stellt, wird sich immer ins Abseits stellen (kommt, der Wortsalat war gut, nicht?).

Es wird geredet, dann wird mal ein Urteil auf richtiger knackiger Ebene gesprochen. Aber grundsätzlich ist den meisten Funktionären das Thema viel zu heikel, weil es gesellschaftliche Themen berührt, die wir nicht beeinflussen können, nur ahnden, nur bestrafen.

Und da wird dann gesagt, es reiche aus, was vorhanden ist. Ich denke aber, wir haben noch sehr viel Potential in den Rechts-und Verfahrensordnungen. Beispiel: Der Paragraph 2 der SRO des WDFV, der aussagt, dass ein Schiedsrichter alle ihm zustehenden und möglichen Mittel zur Fortsetzung des Spiels erschöpft haben muss. Dies muss dringend überarbeitet werden.

Wenn einem SR Prügel ob seiner zukünftigen Entscheidungen angedroht wird, muss man nicht mehr über Mittel der Spielfortsetzung reden, denn ein normal denkender Mensch wird immer dieses Gefühl im Nacken haben, dass er, wenn er nun eine Entscheidung gegen diese Mannschaft trifft, sich um seine Unversehrtheit sorgen muss.

Also muss hier mehr Klarheit reingebracht werden und weniger den Organen Gehör finden, die den Schiedsrichtern nachgelagert sind..D.h. den Schiedsrichtern den Rücken stärken. Heisst, Spielabbruch, mündliche Verhandlung, Geldstrafe, Punkte für den Gegner.

Wird ein am Spiel Beteiligter geschlagen, Spielabbruch, mündliche Verhandlung (die paar Euro wird man ja wohl noch verkraften) Punkte für den Gegner. Keine Ordner vorhanden (Musseingabe im Spielbericht ), Geldstrafe, im Wiederholungsfall, Punktabzug.

Jedem Schiedsrichter ist vor dem Spiel ein Ansprechpartner vorzustellen an den er sich vertrauensvoll wenden kann. Wenn nichts passiert, ist ja alles wunderbar. Wenn etwas geschieht, ist dieser Ansprechpartner die Autorität auf der Platzanlage.

Ich weiss, dass ich nur wieder den Zorn einiger hervorrufe, aber man muss doch mal klar und deutlich hervorheben, dass die Zustände immer schlimmer werden, die Aggressionspotentiale im Endspurt zur Meisterschaft ins Grenzenlose abdriften und wir immer nur entweder schimpfen, mit den Fingern auf die ,,Bösen“ zeigen, aber es sich nichts ändert.

Und darauf zu hoffen, am Bahnhof zu stehen, dass das Schiff endlich ablegt oder wie der Vogelstrauß den Kopf in den Sand zu stecken, in der Hoffnung, dass der Löwe das Zebra frisst, ist der falsche Ansatz.

Ich frage mich immer wieder, warum ,,unser“ Vizepräsident sich immer dann zu Wort meldet, wenn es mal wieder medienwirksam ist (siehe 15 jähriger Schiedsrichter in F.a.M. bedroht). Hören Sie bitte auf zu erzählen, lassen Sie sich an Ihren Taten messen. Ihren Worten glaube ich persönlich kein Wort mehr. Sie engagieren Gelehrte, die wunderbare wissenschaftliche fundierte PPP präsentieren. Aber anne Basis passiert nichts.

Was hindert einen DFB-Vizepräsidenten mal daran, dass Ganze zur Chefsache zu machen? Nur unsere Einstellung, dass die Landesverbände sich da nicht reinreden lassen wollen?

Ich denke, wir sollten mal endlich über persönliche Animositäten hinwegsehen und das Ganze an den Hammelbeinen (Peta möge mir verzeihen 😀) packen. Wo sind die Probleme? Welche Maßnahmen kann man entwickeln.

Und hier sind nicht nur Juristen oder Marketingexperten gefragt, hier sind alle Beteiligten gefragt und am besten auch die Betroffenen und ich meine nicht Herrn Ittrich (in allen Ehren), sondern ich meine Schmitz-Backes von der Hauptstr. nebenan, der sich durch die Aschenplätze Freitagsabends quält und sich von den Kennern anhören muss, dass er wohl seine Karten zu Hause vergessen hat und ,,tu Huss nix to sägge hätt“.

Wir werden das Problem nicht lösen, wenn wir die Schiedsrichter-Ausbildung auf 2,5 Tage herunter kürzen. Wir werden das Problem alleine nicht mit lebenslangen Strafen lösen, aber es gibt viele Ansätze den Hauptverantwortlichen die Verantwortlichkeiten auf den Sportanlagen zu erläutern, ihnen Messwerkezuge und Handwerkzeuge und Maßnahmen an die Hand zu geben.

Und dann müssen wir Schiedsrichter auch mehr Rückendeckung bekommen, wenn unser Leib und Wohl bedroht wird, das Spiel zu beenden und diejenigen, die sich nicht benehmen können empfindlich zu bestrafen (Punktabzüge). Das wirkt! Dann wird sich etwas ändern. Es wird nicht alles besser. Aber es wird sich etwas ändern, wenn wir uns endlich bewegen und das wollen wir doch alle.

Dass nicht die Angst, der Hass, die Brutalität und der Stärkere das Recht durchsetzt, sondern wir wollen jubeln, wir wollen feiern, wir wollen allesamt nach dem Spiel mal zusammensitzen und das Spiel revue passieren lassen.

Herr Vizepräsident, es wäre an der Zeit sich mal nicht der ,,Welt“, der ,,Zeit“ oder der ,,Bild“ hinzugeben, sondern sich mal mit den Herausforderungen auf den Aschenplätzen auseinanderzusetzen.

Ich würde mich mal riesig freuen, sie in 3 Jahren an ihren Taten messen zu können und sie dann 10 cm größer geworden sind 🙂. Lasst uns endlich wieder Fussball feiern und nicht über Strafen, über Aufschlüsse und Ähnliches beraten.

Das Ziel kennen wir, den Weg müssen die Oberen bereiten, wenn sie denn bereit sind. Ich hoffe inständig darauf, dass in die letzten Spielen in dieser Saison alle heile nach Hause kommen, besonders meine Schiedsrichter….

Gut Pfiff und allen viel Spaß bei einem echt geilen Hobby. 

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