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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – Bundesliga

Während Borussia Dortmund das Auftaktspiel gegen Leverkusen verlor, gewannen die Bayern durch ein Elfmetertor in Mönchengladbach. In beiden Spielen hatten die Referees zwei brenzlige Szenen zu bewerten. Meine Einschätzungen der Samstagspiele.

Borussia Dortmund 2:3 (SR: Tobias Stieler, Sölden/Schwarzwald)

Szene 1: Kurz vor der Pause eine strittige Szene im Dortmunder Strafraum. Bei der Hereingabe wurde Patrik Schick grenzwertig am Trikot gehalten und zu Boden gerissen. Schiedsrichter Stieler entschied auf weiterspielen und pfiff zur Pause. Nach Betrachtung der Bilder ist die Bewertung zwar grenzwertig, jedoch liegt diese im vertretbaren Ermessensspielraum des Schiedsrichters. Schiriboss Knut Kircher sagte nach dem Trainingslager der Elite-Schiris, dass man weiter die sehr hohe Eingriffsschwelle des Video-Assistenten haben will und danach ist es vertretbar, hier nicht auf Elfmeter zu entscheiden. Bei dieser Szene hielten im endeffekt beide Kontrahenten und drückten sich gegenseitig. Der Dortmunder vielleicht dennoch ein bisschen mehr, ein Elfmeter bzw. ein VAR-Eingriff ist dann aber mit dieser großzügigen Linie sehr schwierig. Denn wenn beide Spieler sich gegenseitig halten, kann man sich nicht nur für eine Richtung festlegen. Dann beschwert sich der Andere. Für mich wär ein Strafstoß in dieser Szene nicht angebracht gewesen. Ich will nicht sagen, dass man hier besser auf Elfmeter entscheidet, aber die glasklare Fehlentscheidung liegt dann hier aber auch nicht vor. Hätte Patrick Schick hier nicht auch gehalten, wäre es ein glasklarer Strafstoß gewesen.

Szene 2: Anders als die vorangegangene Situation dann mit Anbruch der Schlussviertelstunde. Duranville wollte sich einen hohen Ball in die Tiefe an Tapsoba vorbei legen, wurde allerdings vom abgespreizten Oberarm des Leverkuseners nicht nur ausgebremst, sondern auch von den Beinen geholt. Auch hier ist die Einschätzung von Referee Stieler sehr grenzwertig. Der VAR nahm sich der Szene an und forderte Schiedsrichter Tobias Stieler dazu auf, sich die Szene an der Seitenlinie am Monitor sich selbst noch einmal  anzuschauen. Stieler ging raus, schaute sich die Szene ein paar mal selbst an und gab nun den Elfmeter für Dortmund. Das ist tatsächlich ein klares Foulspiel des Leverkuseners, weil der anlaufende Dortmunder vom Arm des Leverkuseners ausgebremst wurde, der Dortmunder hierbei machte keine Regelwidrigkeit. Die Szene ist aber ein bisschen merkwürdig, weil der Spieler da gar nicht an den Ball kommt. Der Arm landete aber im Gesicht. Hier war selbstverständlich Video-Assistent Robert Schröder gefragt und letztlich lag hier bei diesem sehr offensichten Armeinsatz ein Foulspiel vor, den der Schiedsrichter aufgrund dieser sehr deutlichen Bilder auch unmittelbar selbst auf dem Platz sehen muss. Das ist kein zielgerichtetes Schlagen, aber er versuchte mit dem Arm seinen Gegner wegzuhalten. Der Arm landete im Gesicht und folglich ein Strafstoß. Aber nochmal: Das muss man unmittelbar auf dem Feld und ohne Videobeweis erkennen!

1.FC Heidenheim – 1.FC Union Berlin 2:0 (SR: Robert Hartmann)

Szene 3: Heidenheims Kapitän Patrick Mainka blockte wohl den Ball mit den nach oben gehaltenen Arm und verhinderte  damit, dass dieser in den Strafraum flog. Aus der einen Einstellungen die bei Sky zu sehen war, für mich ein Handelfmeter, da ich da eine Richtungsänderung des Balls erkannt habe und der Arm unnatürlich über dem Kopf ist.

Szene 4: Nach einem langen Ball verlängerte Budu Zivzivadze das Leder, allerdings zu Tom Rothe. Der Außenverteidiger konnte den Ball jedoch nicht richtig kontrollieren, und so spritzte Sirlord Conteh dazwischen. Rothe versuchte mit einem langen Bein noch an den Ball zu kommen, traf dabei jedoch Conteh, der alleine auf Schwolow zugelaufen wäre. Es handelt sich um eine klare Notbremse, und die rote Karte von Schiedsrichter Robert Hartmann ging absolut in Ordnung.

1.FSV Mainz 05 – VfL Bochum 2:0 (SR: Benjamin Brand)

Szene 5: Nach einer Hereingabe von Lee, bekam zunächst Ordets den Ball an den Unterarm und anschließend stellte Bero seinen Körper heftig rein, sodass Burkhardt zu Boden ging. Die Mainzer forderten Handelfmeter, die Mainzer fordern Foulelfmeter, doch Schiedsrichter Brand gab weder noch einen Elfmeter. Das Handspiel ist für mich deutlich nicht strafbar, weil es hier keine Bewegung zum Ball gab. Das vermeintliche Foul richtig entschieden, weil Ordents gar nicht gefoult hat. Es war Burkardt, der ihn in der Ausholbewegung in die Kniekehle getreten hatte. Sehr gut erkannt von Brand!

Borussia Mönchengladbach – FC Bayern München 0:1 (SR: Felix Zwayer)

Szene 6: Von der rechten Seite flankte Thomas Müller. Im Zentrum behinderten sich zwei Spieler des FC Bayern. So kam der Schuss von Leroy Sané nicht durch. Joshua Kimmich reklamierte ein Handspiel von Rocco Reitz, der beide Hände bei dem Befreiungsschlag von Julian Weigl sehr weit oben hatte. Schiedsrichter Zwayer hatte vollständige Wahrnehmung und zeigte vehement an, dass da kein strafbares Handspiel vorliegt. Grenzwertig. Aber diese Entscheidung liegt wohl im Ermessen des Schiedsrichters. Einerseits gibt es die Schutzhandregel nicht mehr und der Arm ging zum Ball. Auf der anderen Seite aus kurzer Distanz, mit voller Wucht und der Ball wurde vom eigenen Mitspieler an den vor das Gesicht gehaltenen Arm geschossen. Für mich hätten hier mehr Argumente für ein strafbares Handspiel gesprochen, als dagegen. Wenn aber der Schiedsrichter so deutlich signalisiert, muss er eindeutige Wahrnehmung gehabt haben, dann ist es für den Video-Assistenten unmöglich zu intervenieren. Im Sinne des Fußballs kann ich mit der Entscheidung sehr gut leben. Es scheint mir besser, als ein Spieler im Krankenhaus.

Wir wollen entscheidungsfreudige Spielleiter, die etwas sofort erkennen und entscheiden. Knut Kircher hatte zuletzt verdeutlicht, dass die Eingriffsschwelle sehr hoch bleiben soll. die Schiedsrichter ständig in die Review-Area vor den Bildschirm hasten, um sich dort mit zittrigen Knien anzuschauen, was zweidimensional in Zeitlupe genauso zweifelhaft bleibt, wie es bei dreidimensionaler Begutachtung in Echtzeit aussah.

Szene 7: Nach einer Flanke von Kingsley Coman von der linken Seite fiel der Ball halbrechts am Torraum irgendwann vor die Füße von Michael Olise. Lukas Ullrich war zu spät dran und traf den Gegenspieler. Der Pfiff ertönte. Der Kontakt ist da. Uncleveres Zweikampfverhalten im Strafraum.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Abdullah

    Kompliment an Benny Brand das war toll gesehen. Beim BVB Elfer und beim Bayernelfer geh ich nicht mit. Für mich beides zu wenig. Sei’s drum.

    1. Reiner Kuhn

      Bei Fußkontakt reicht manchmal auch ein kleiner Kontakt. Zwayer hatte Wahrnehmung, Köln hat’s geprüft und es war in Ordnung.

  2. Abdullah

    Für mich ist der Kontakt zu wenig, die Gladbacher haben da durchaus Recht, dass Fußball ein Kontaktsport ist. Ich möchte diese ultra soften Elfmeter nicht haben. Auch bei Stieler der sehr großzügig gepfiffen hat, dann die Situation beurteilt hat und dann greift der VAR doch ein. Da ist dann von einer hohen Hürde beim eingreifen wieder keine Rede mehr… In Zukunft gehen alle in die Knie und warten bis sie leicht im Gesicht getroffen werden und dann gibt’s Elfmeter. Die Aussage von Zwayer, dass er in solchen Situationen dann halt 14 Elfmeter pro Spiel pfeift (Sportstudio) lässt ja tief blicken…. Arrogant und überheblich

    1. Kai

      Hmm, komisch dass selbst die Gladbacher Spieler von KLAREN Elfmeter sprechen….

      1. Abdullah

        Welche Gladbacher Spieler sind das denn?

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