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Siebert und Schlager im VAR-Fokus

Die junge deutsche Elite aus den FIFA-Schiedsrichtern Daniel Siebert und Daniel Schlager stand am Wochenende ordentlich im Fokus. Siebert hatte einige unglückliche und falsche Entscheidungen im Topspiel drin. Dabei wurde er einmal entscheidend von seinem VAR Marco Fritz im Stich gelassen. Anders in Leipzig, als Schlager in der Review-Area hadert und offensichtlich einfach keinen Strafstoß (trotz stichhaltiger Argumente dafür) in dieser Szene geben wollte. Ein mangelhafter Spieltag insgesamt.

FC Bayern München – Borussia Dortmund 3:1 (SR: Daniel Siebert)

Im Topspiel gab es mehrere kritische oder gar falsche Schiedsrichterentscheidung. Hier wollen wir uns auf VAR-relevante konzentrieren, weswegen nach dem korrekten Strafstoß für den BVB vor allem der ausgebliebene Pfiff beim Tritt von Pavard gegen Bellingham im eigenen Strafraum. Schiedsrichter Siebert äußerte sich bereits am Sonntag gegenüber dem kicker und stellte klar, dass hier Strafstoß die richtige Entscheidung gewesen wäre. Es habe den Tritt wohl auf dem Feld nicht wahrgenommen, da Pavard selber ihm aus seiner Perspektive die Sicht verdeckte. So sah Siebert nur, wie Pavard danach den Ball spielte. Eigentlich ein klassischer Wahrnehmungsfehler, der einen Eingriff aus Köln zur Folge hätte haben müssen. Sehr schade, dass dieser nicht erfolgt ist.

„Regeltechnisch ist das Zufallbringen und damit ein Foul. Dass Pavard kurz danach den Ball berührt, ist irrelevant“.

Hier muss was in der Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter und VAR Marco Fritz ein entscheidender Fehler passiert sein. Wer hier die Hauptverantwortung trägt, lässt sich von unserer Seite aus ohne Einblicke in den Funk nicht klar bestimmen. Da man hier aber durchaus von einem klaren Fehler sprechen kann, liegt die Vermutung nahe, dass Fritz mit seinem Assistenten Foltyn hier daneben lag. Eine gelbe Karte für Pavard hätte es im übrigen in dieser Szene nicht geben müssen, da das Foulspiel weder rücksichtslos war, noch eine klare Torchance verhindert wurde (ballorientiertes Vergehen im eigenen Strafraum). [TV-Bilder – ab 4:10 Minute]

Siebert gestand weiteren Fehler ein

Auch bei einer weiteren strittigen Situation gestand Siebert, daneben gelegen zu haben. Bei einem harten Einsteigen von Pavard gegen Julian Brandt hätte er „zwingend“ Gelb zeigen müssen, sagte der Schiedsrichter. „Das war der größte Fehler in diesem Spiel, und über meine Bewertung dieser Szene ärgere ich mich sehr“, sagte der 37-Jährige. Pavard habe nur Brandts Knöchel getroffen. Er habe aber „im Spiel leider eine falsche Wahrnehmung“ gehabt. „Ich bin froh, dass Brandt weiterspielen konnte und sich offenbar nicht ernsthaft verletzt hat“, sagte Siebert.

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RB Leipzig – 1. FC Union Berlin 1:2 (SR: Daniel Schlager)

Bei einem Angriff der Gäste landete der Ball bei Gießelmann, der per Drop Kick abschloss und danach deutlich vom RB-Defensivspieler Mukkiele mit der Sohle am Knie fernab des Balls getroffen wurde. Der Ball war zu diesem Zeitpunkt schon weg, die Aktion abgeschlossen. Schiedsrichter Schlager entschied zunächst auf weiterspielen. Doch VAR Johann Pfeifer aus Köln meldete sich und bat Schlager zum Review. Dort schaute sich der junge FIFA-Schiedsrichter die Szene mehrmals an. Irgendwie entstand so ein bisschen der Eindruck, dass er sich nicht entscheiden kann. Perspektiven liefen teilweise 10 Mal. Dann die große Überraschung! Schlager blieb bei seiner Entscheidung.

Eine Fehlentscheidung trotz VAR-Review die einem die Sprache verschlägt! Hier liegt ein klares Treten nach Regel 12 vor, welches mit einem direkten Freistoß bzw. Strafstoß zu ahnden ist. Der Ball war im Spiel, also hier wurde von unserer Seite sicher nichts übersehen. Schade, dass Schlager hier warum auch immer bei seiner Entscheidung am Feld bleiben wollte. Aufgrund der zwei späten Berliner Treffer danach, bekam der ausbleibende Elfmeterpfiff allerdings weniger Aufmerksamkeit. Glück im Unglück für Schlager. [TV-Bilder – ab 3:23 Minute]

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VfL Wolfsburg – 1. FSV Mainz 05 5:0 (SR: Harm Osmers)

Nach 20 Minuten entschied Osmers vollkommend zurecht auf Strafstoß für den VfL, als Nmecha von Trauer deutlich am Trikot gezogen wurde. Doch die rote Karte fehlte auf jeden Fall zunächst, weswegen sich VAR Felix Zwayer zurecht meldete und Osmers in die Review-Area bat. Denn es handelte sich hier um die Verhinderung einer klaren Torchance im eigenen Strafraum durch ein gegnerorientiertes Vergehen. Hier muss es nach Regel 12 einen Feldverweis auf Dauer geben. [TV-Bilder – ab 1:23 Minute]

SC Freiburg – Borussia Mönchengladbach 3:3 (SR: Benjamin Brand)

Direkt zu Beginn war Schiedsrichter Brand in Freiburg gefordert, als Höfler mit dem weit nach hinten ausgestreckten Arm einen Ball vom Gladbacher Hofmann abfälschte. In der Review-Area gab der bayerische Schiedsrichter den Strafstoß für die Borussia, denn hier liegt eine unnatürliche Vergrößerung der Körperfläche vor. Das Abstützen selber wäre und ist hier auch nicht unnatürlich, aber das der Arm so weit nach hinten abgespreizt ist, gehört nicht mehr zum Abstützen. Denn da liegt der Freiburger ja auch schon am Boden. Auch aus fußballerischer Sicht macht hier ein Elfmeter meiner Meinung nach Sinn, da es sicher nicht sein sollte, dass mit komplett nach hinten abgespreizten Arm bei Grätschen Flanken verhindert oder abgelenkt werden. [TV-Bilder – ab 0:05 Minute]

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VfL Bochum – FC Augsburg 0:2 (SR: Bastian Dankert)

Kurz vor der Pause zeigte Schiedsrichter Bastian Dankert in Bochum auf den Punkt. Der Grund war ein Foulspiel von Danilo Soares am Augsburger Caligiuri an der Strafraumgrenze. Dabei trag der Bochumer seinen Gegenspieler an der Wade. Am Ende eine nachvollziehbare und korrekte Entscheidung von Dankert hier einen Elfmeter zu geben, auch wenn Caligiuri hier etwas leicht fällt. [TV-Bilder – ab 4:04 Minute]

Fazit: Ein sehr durchwachsener bis schlechter Spieltag für die DFB-Schiedsrichter in der Bundesliga. Besonders der fehlende VAR-Eingriff in München ist bitter, gerade wenn Siebert beim entscheidenden Treffer die Wahrnehmung auf dem Platz fehlte. Bei Schlager war es dagegen wohl eine persönliche Schwäche des Schiedsrichters am Monitor an diesem Tag. Es bleibt dennoch nach diesem Spieltag festzuhalten, dass es mit dem VAR gerechter zu geht. Denn es wurden wieder Fehler verhindert (wenn auch am Ende zu wenige) und kein neuer durch den VAR geschaffen. Ein schwacher Trost.


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Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

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