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Weiterbildung für Schiedsrichter – eine lästige Pflichtveranstaltung ?

Möchte mal von einer monatlichen Weiterbildung berichten. Diese Woche war Weiterbildung in meinem Kreis. Von 153 gemeldeten Schiedsrichtern waren 22 Kollegen in Präsenz anwesend. Schätzen wir mal die Online zugeschalteten auf 20 Teilnehmer, errechne ich rond about aufgerundet ca. 50 Kollegen. Bei der vorletzten Weiterbildung war das auch genau so. Sprich rund 100 Kollegen und Kolleginnen fehlten.

Wie ist das bei Euch bei den Weiterbildungen?

Joel, der Lehrwart bei uns hat die beiden Themen der Weiterbildung, Regeländerungen zur Saison 2022/2023 und auch das Thema Abseits, hier die Begriffe bad play und deflection (Artikel steht online) sehr gut auch mit tollen Beispielvideos rüber gebracht. Kompliment!

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Bei den Videos zu bad play und defection gab es wie immer bei den Videos einer Weiterbildung unterschiedliche Meinungen. Dafür ist ja eine Weiterbildung da, um das Lehrthema untereinander zu besprechen und anhand von Beispielen dazu zu lernen.  

Im Fussballkreis Aachen hatte ich mal ein Spiel, Erster gegen Letzter. Erster brauchte Punkte zum Aufstieg, Letzter um nicht abzusteigen. Dann bindet sich ein Spieler (Stürmer) in der gegnerischen Hälfte die Schuhe. Bekommt einen langen Pass und ein Abwehrspieler versucht den Ball noch mit dem Kopf zu spielen, rutscht ihm berührend über den Kopf, Ball kommt zum Stürmer. Klarer Fall von bad play. Trainer schreit, lauf weiter, ich lasse korrekt weiter laufen, Torerzielung. Das in der ersten Halbzeit.

Dann brach die Hölle los. Spielertraube um mich herum. Keiner kannte das Regelwerk. Ein anwesender Schiedsrichter, Rafael L. (ehemaliger Vorsitzender des Fussballkreises Aachen) stand bei der Partei, welche das Tor kassiert hat, an der Bank. Und die sich gar nicht mehr beruhigen konnten. Ich zu ihm rüber und habe ihn gebeten am Spielfeldrand zur Beruhigung das bad play zu erklären. (DAS WAR EIN FEHLER!) Ich musste ja weiter machen. 

Was erklärt der Kollege: Das Tor wäre irregulär erzielt. Wäre Abseits gewesen.

Nach dem Spiel, die zweite Halbzeit lief dementsprechend stressig, weil die ja alle glaubten, das Tor war inkorrekt. Nach dem Spiel habe ich dem Trainer aus dem Regelheft die entsprechende Passage gezeigt (Regelheft sollte man immer in der Sporttasche haben). Hat der Trainer sich entschuldigt, ich weiss es nicht mehr. Was ich zu 100% noch weiss ist, dass der Trainer mir gesagt hat, Dein Kollege Rafael L hat gesagt das Tor war irregulär! Wäre Abseits gewesen! 

Rafael L. sofort angerufen, gefragt was hast Du denen denn erzählt? Ich hatte hier einen Eiertanz ohne Ende. Antwort: Ja war doch Abseits! Vorschlag, wir sollten das bei der nächsten WB mal besprechen, das Thema Abseits! Ich Antwort: Rafael L, bei der letzten WB vergangenen Montag war das Thema Abseits, genau das wurde besprochen, aber DU warst nicht da!

Warum schreibe ich diese lange Geschichte? 

Ich frage mich, wie die Kolleginnen und Kollegen, welche nicht an einer Weiterbildung teilnehmen, das DFB Regelwerk adäquat anwenden? Die Videos der WB, wo wir schon diskutiert hatten, haben die schon mal nicht gesehen. Begibt man sich auf das Niveau von regelunkundigen Zuschauern und auch Spielern, die permanent Abseits, Hand, oder sonst was schreien und womöglich selbst nicht wissen was das ist? Hand, Abseits an sich oder bad play oder deflection.

Oder ist man Schiedsrichter, ein Vorbild in Regelkunde? Liefert Qualität auf dem Sport Platz ab. (damit ist nicht gemeint das jeder mal Fehler machen kann oder was nicht gesehen hat). Zuletzt rechnet ein Kollege in der KLA Düren, Elf weniger vier Platzverweise = Sieben und bricht das Spiel ab. Die IG Schiedsrichter hat umfangreich zu den Regelfragen berichtet. Sogar Lutz Wagner hat Stellung bezogen.

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Der Fall Rafael L. ist tatsächlich passiert. Rege ich mich immer noch drüber auf. Und der Fall Rafael L. fällt mir immer ein, wenn ich sehe, wie mager eine Weiterbildung leider besucht ist. Jetzt buche ich noch Elf weniger Vier = Sieben, kein Spielabbruch, im Gedächtnis hinzu. Jeder Kollege, der mal wo als Zuschauer am Platz ist, haltet Euch zurück mit Äußerungen über aktuell pfeifende Kollegen, sagt z.B., habe ich gerade nicht hin geschaut oder so. Aber macht dem pfeifenden Kollegen nicht das Leben schwer. 

Und besucht die Weiterbildungen!

Mangelnde Regelkenntnis und unterschiedliches Pfeifen von Schiedsrichtern auf dem Platz bringt uns allen vermeidbaren Stress auf den Sportplatz. Der Stress bis hin zu Spielertrauben ist bei Regelkenntnis und gleichem Infostand der Schiedsrichter durchaus vermeidbar. Mal Selbstkritik.

Ja, ich wäre durchaus auch dafür, wenn Vereine es möchten, mal eine Regelkunde an einem Abend zu machen. Dafür stünde ich sogar zur Verfügung. Bei Bier und Wurst versteht sich.

Zum Schluss der Weiterbildung meldet sich Dirk W. zu Wort und bemängelt das Spielrückgabe Verhalten der Kollegen. Hat Statistik geführt über die Spielrückgaben. Tausende pro Saison! Daher pflegt die Freistellungen korrekt. Die Ansetzer haben jede Menge Arbeit mit Spielrückgaben.

Möchte ich zum Schluss mal eine Regelfrage stellen:

Ein Abwehrspieler versucht noch den Ball zu spielen, berührt diesen unabsichtlich mit dem verlängerten Arm (Schiedsrichter erkennt auf nicht strafbar), der Ball gelangt zu einem vorher Abseits stehenden Angreifer. Frage: bad play bei Handspiel ? – weiterspielen?

Nachzulesen unter Regel 11 – Abseits DFB-Regelheft 2021/2022, Seite 68. Zusätzliche Erläuterungen des DFB Nr. 3.


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