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Patrick Ittrich am Monitor im Fokus

Am Wochenende standen die beiden DFB-Schiedsrichter Patrick Ittrich und Dr. Felix Brych mit ihren Teams in Freiburg und Berlin im Fokus. Dabei hatten beide schwere Entscheidungen, die bis auf eine Ausnahme sehr verständlich und korrekt getroffen wurden. In München musste Coman für eine sehr dumme Tätlichkeit in der Nachspielzeit zurecht das Feld verlassen und in Fürth gab es beim letzten Heimspiel der SpVgg Diskussionen um einen Treffer der Dortmunder, den Schiedsrichter Dingert am Monitor die Geltung verweigerte.

SC Freiburg – 1. FC Union Berlin 1:4 (SR: Dr. Felix Brych)

Große Aufregung bei Christian Streich im Spiel und auch noch danach! Denn Schiedsrichter Dr. Felix Brych entschied beim zwischenzeitlichen 1:1 des Sport Clubs auf Handspiel und gab deshalb einen direkten Freistoß für Union Berlin statt Tor für Freiburg. Und die Entscheidung vom VAR Markus Schmidt war vollkommend richtig! Da es sich hier wie beim Abseits um eine faktische Entscheidung handelte, ging Brych ebenfalls nach VAR-Protokoll korrekt nicht an den Monitor.

Nach der Partie kursierte mal wieder der sehr fälschlich interpretierte Begriff der „T-Shirt-Line“, also des Bereichs, indem ein Handspiel grundsätzlich nicht strafbar ist. Laut Regel 12 ist nur der Bereich der Schulter und des Oberarm bis zu Achsel gemeint, wenn der Arm am Körper anliegt. Der eigentliche Oberarm kann grundsätzlich schon ein strafbares Handspiel verursachen und ist deshalb auch vor der Torerzielung relevant. Und hier ist der Ball bei Höler unmittelbar vor der Torerzielung recht eindeutig am Oberarm im noch strafbaren Bereich. [TV-Bilder ab Minute 1:24]

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SpVgg Greuther Fürth – Borussia Dortmund 1:3 (SR: Christian Dingert)

Die Dortmunder rund um ihren Außenstürmer Bellingham jubelten in der 85. Minute kurz über 4:1 aus ihrer Sicht. Denn VAR Sascha Stegemann meldete sich und bat Dingert wegen einer Abseitsstellung von Haaland in die Review-Area. Hier stellen sich gleich zwei Fragen? Wieso geht Dingert hier in die Review-Area, obwohl es ja um Abseits geht? Wieso ist die Abseitsstellung von Haaland relevant, wenn er doch gar nicht am Ball war? Die zweite Frage beantwortet eigentlich die erste. Denn eben weil der Eingriff ins Spiel von Haaland nicht durch eine Ballberührung eindeutig ist, musste Dingert am Monitor feststellen, ob es für ihn eine aktive oder passive Abseitsstellung des Dortmunder Angreifers war. Der Schiedsrichter entschied sich korrekt für Abseits, denn Haaland ging zum Ball und führte dabei einen Zweikampf mit einem Führter Verteidiger. Damit steht er laut den Kriterien aus Regel 11 aktiv im Abseits. [TV-Bilder ab Minute 7:17]

Hertha BSC – 1. FSV Mainz 05 1:2 (SR: Patrick Ittrich)

Gleich mehrere VAR-relevante Szenen gab es im Topspiel zwischen den abstiegsbedrohten Berlinern und dieses Jahr wieder sehr starken Mainzern. Das erste Mal ging der Hamburger Bundesligaschiedsrichter in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als Ittrich nach einem Berliner Eckball von seinem VAR Tobias Welz in die Review Area geschickt wurde. Der Mainzer Niakhate traf beim Einlaufen Boyata am Fuß. Am Ende ist das ein Treten bzw. Beinstellen, was korrekt einen Strafstoß nach sich zog. Auch wenn der Betrachter hier schon genau hinschauen muss, ist Strafstoß in jedem Fall die bessere Entscheidung. [TV-Bilder ab Minute 1:13]

Diskussionen gab es gleich nochmal in der zweiten Halbzeit. Dieses Mal auf der anderen Seite im Berliner Strafraum. Und wieder wird der Referee zum Review geschickt, dieses Mal verweigerte aber Ittrich den Mainzern den Strafstoß. Was war passiert? In der 72. Minute traf der Berliner Tousart im Getümmel seinen Gegenspieler Burkardt mit dem Ellbogen im Gesicht. Und hier ist Ittrich der erste Vorwurf in der Partie zu machen, denn regeltechnisch ist die Szene trotz Ermessensspielraum des Schiedsrichters ein Strafstoß und eine gelbe Karte für Tousart. Ittrich blieb wohl bei seiner Entscheidung, weil ihm das Review keine anderen Bildern liefern konnte als seine Wahrnehmung auf dem Feld. Für VAR Welz war das vielleicht doch eher eine klare Fehlentscheidung oder die Kommunikation über Ittrichs Wahrnehmung lief nicht optimal.

Und dann noch der Nachspielzeit die ganz große Aufregung im Berliner Olympiastadion. Denn Selke erzielte seinen zweiten Treffer in der Partie, aber Ittrich pfiff bereits bevor der Ball im Tor war und entschied auf Stürmerfoul. Die Entscheidung ist nachvollziehbar und liegt ebenfalls im Ermessensspielraum des Schiedsrichters. Auch wenn in der Bundesliga eher eine weitere Linie gefahren wird, ist der Armeinsatz von Selke nicht wegzudiskutieren. VAR Welz konnte sich da etwas zurücklehnen, denn Ittrich nahm ihm mit seinem frühen Pfiff die Entscheidung eines dritten Reviews ab.

Spannend ist hier die Frage, ob in so einem Spiel in der Schlussphase der frühe Pfiff von Ittrich ganz grundsätzlich sinnvoll war? Denn eigentlich ist die recht klare Anweisung, dass gewartet werden soll, damit der Treffer grundsätzlich nach VAR-Review noch gegeben werden könnte. Aber ich finde es gibt auch Argumente für den frühen Pfiff aus Ittrichs Sicht. Denn er hat die Szene auf dem Platz ja offensichtlich sehr eindeutig gesehen und war sofort bei Foulspiel. Durch den frühen Pfiff trifft er die klare Entscheidung noch bevor der Ball im Tor ist und nimmt Diskussionen über einen Eingriff weg. Ist mit einem Risiko gefunden, aber für die Akzeptanz des Schiedsrichters in manchen Situation trotzdem hilfreich.

FC Bayern München – VfB Stuttgart 2:2 (SR: Deniz Aytekin)

In der Nachspielzeit schlag Coman dem Stuttgarter Verteidiger Mavropanos komplett abseits des Spielgeschehens mit der flachen Hand seitlich gegen den Kopf. Schiedsrichter Aytekin nahm das mit seinem Team am Platz direkt richtig war und zeigte dem Münchner die rote Karte. Völlig richtige Entscheidung und stark gesehen! [TV-Bilder ab Minute 4:57]

Fazit: Insgesamt wieder ein guter Spieltag für die DFB-Schiedsrichter in der 1. Bundesliga. Besonders die VARs trafen eigentlich immer die richtige Entscheidung, nur einmal hätte Schiedsrichter Ittrich besser seine Entscheidung am Bildschirm korrigiert.

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Simon Schmidt

Sportjournalist Simon Schmidt aus Bayern stieg 2020 bei IG Schiedsrichter ein. Seither ist er Mitglied des Kompetenzteams. In seiner Freizeit engagiert er sich als Fußball-Schiedsrichter und ist leidenschaftlicher Fußball-, Formel 1- sowie Technik-Fan.

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