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Petersen: Mit Elfmeter hätte ich ein schlechtes Gefühl gehabt“

Es war die Streitszene beim knappen 1:0-Erfolg von Borussia Dortmund gegen die TSG Hoffenheim in Sinsheim: Emre Can brachte Kevin Akpoguma in der 50. Minute an der Strafraumkante zu Fall, doch Martin Petersen verweigerte den Hausherren nach VAR-Check einen Elfmeter. Der Unparteiische war Gast im „sport1-Doppelpass“ und erklärts so.

Wie war der Ablauf?

Martin Petersen: Für uns Schiedsrichter gibts immer zwei Realitäten. Einmal die Entscheidungsfindung auf dem Platz und zum Zweiten die Fernsehbilder. Ich hab es auf dem Platz wahrgenommen, dass es ein Stoßen gibt und habe dieses Stoßen dann Freistoß gepfiffen. Der Video-Assistent schaltete sich ein, dass dieses Stoßen -wenn überhaupt- innerhalb des Strafraums gewesen ist und nicht außerhalb. In der Folge ging es darum, ob dieses Stoßen überhaupt für ein Frei- oder Strafstoß reicht. Zudem hat der VAR noch gesagt, dass es einen leichten Kontakt unter der Sohle gab. Deshalb habe ich mir die Situation nochmal angeschaut und stellte fest, dass das Stoßen auf dem Platz deutlicher aussah, als in der Fernsehwahrheit. Dann war für mich klar, dass Stoßen reicht weder für einen Frei- noch einen Strafstoß. Auch dieser Fußkontakt reicht nicht hier einen Frei- oder Strafstoß zu geben. In der Summe  beider Dinge, hab ich mich dann für den Schiedsrichterball entschieden.

In der Folge der Diskussion im Doppelpass stellte sich die aktive Fußballerin und Schiedsrichterin Almuth Schult klar dagegen.

Der Prozess ist nachvollziehbar, es ist auch gut, dass es so gelaufen ist, aber für mich ist der entscheidende Kontakt nicht der oben, sondern der unten am Fuß, welcher für einen Elfmeter ausreichend gewesen wäre. Der Treffer an der Fußsohle ist natürlich minimal, aber man sieht das Akpoguma im nächsten Schritt  dadurch aus dem Tritt einer natürlichen Bewegung gebracht wurde und seinen eigenen linken Fuß trifft. Dadurch kann er sich nicht mehr mkit seinem rechten Fuß nicht mehr abfangen Dadurch muss er fallen und das ist auch ein Foul, da er in seiner Bewegung gestört wird.

War der Gang in die Review Area nach einem Freistoß angebracht?

Petersen: weil hier habe ich das Stoßen als Foul ausgemacht, der VAR aber sagte, dass das Stoßen nicht reicht. Zusätzlich gab es eben diesen nicht wahrgenommenen Fußkontakt um diesen zu überprüfen. Nicht jeder Fußkontakt ist für mich auch ein Foul. In diesem Spiel habe ich auch einige Szenen weiterlaufen lassen und auch in dem Fall, bin ich der Meinung, dass hier ein Straf- bzw. ein Freistoß nicht die richtige Entscheidung gewesen wäre. Im Nachgang hätte ich auch Bauchschmerzen und wäre unglücklich mit einer Fouleintscheidung gewesen.

Kleiner Kontakt aber große Wirkung

Petersen: Ja, aber wenn man den Spieler anschaut, dann möchte er eigentlich in dem Moment wo ich pfeif weiterspielen und möchte weiter den Ball verteidigen, er hat gar keine Interesse an einem Freistoß. Ich glaub auch, dass der Spieler nicht mit dem Pfiff gerechnet hat und es war eben auch meine Auffassung. Im NAchgang ist es für mich eben keinFrei- und auch kein Strafstoß.

Der frühere FIFA-Schiedsrichter Torsten Kinhöfer hat Referee Martin Petersen für eine VAR-Entscheidung beim Bundesliga-Spiel zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Borussia Dortmund kritisiert. „Für Schiedsrichter gibt es eine eiserne Regel: Ein Foul ist ein Foul – egal, wo es stattfindet. Diese Regel wurde gestern intern gebrochen“, schrieb Kinhöfer in seiner Kolumne für die „Bild am Sonntag“.

Beim 1:0-Sieg des BVB am Samstag hatte kurz nach der Pause Gäste-Profi Emre Can seinen Gegenspieler Kevin Akpoguma an der Strafraumgrenze berührt. Petersen schaute sich nach einem Hinweis von Video-Assistent Daniel Schlager die Szene nochmals am Bildschirm an, gab dann aber Schiedsrichterball und keinen Elfmeter. „Dieses Foul zurückzunehmen, nur weil es nun innerhalb des Strafraumes war, geht überhaupt nicht. Außerhalb Foul, innerhalb kein Foul? Solch eine Regelbeugung geht schon fast in den Bereich eines Regelverstoßes“, urteilte Kinhöfer.

Petersen: Dazu müsste es ja ein Foulspiel für mich außerhalb gewesen sein und dieses Foulspiel würde ich dann im Strafraum zu einem Nichtelfmeter machen. Das ist ja Quatsch. Für mich war es kein Strafstoß und wäre auch außerhalb des Strafraums kein Freistoß gewesen.

Da verstehe ich die Argumentation von Thorsten Kinhöfer überhaupt nicht. Das wirkt nach Paragraphenreiterei. Er muss ja eingreifen, dass ganze hat im Strafraum stattgefunden, aber was du da gesehen hast, reicht mir nicht. Deswegen verstehe ich nicht, was daran ein Regelbruch sein soll. Man kan kritisieren, dass das Ergebnis falsch ist, aber der Prozess ist genau so abgelaufen, wie er ablaufen soll.

Die Schiedsrichter- und Regelexperten von „Collinas Erben“ widersprechen in einer detaillierten Analyse: „Nach dem Review entscheidet der Referee: Der VAR hat Recht, es ist kein Foul und damit kein Strafstoß. Am Ende eines On-Field-Reviews muss aber immer auch die richtige Spielfortsetzung stehen. Freistoß kann es nicht geben, der Kontakt war ja innerhalb. Strafstoß auch nicht, weil ja letztlich auf ‚kein Foul‘ erkannt wurde. Also war der Pfiff regeltechnisch gesehen irrtümlich erfolgt, somit kann es nur mit einem Schiedsrichterball weitergehen.“

Fazit: Ein tolles Interview. Großes Kompliment dafür, dass der Schiedsrichter sich der Situation gestellt hat und erklärt, warum er die Entscheidung so getroffen hat.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Tara Tino

    Das Interview war gut, gleichzeitig stand aber von Anfang an fest, es kann nur einen Verlierer geben, den Schiedsrichter. Petersen hat das großartig gemacht, ruhig, zurückhaltend und souverän.

  2. Müller Willi

    Hier gebe ich Thorsten Kinhöfer Recht. Es war ein Foulspiel. Es fand ein klares Fußvergehen statt. Hier dann als Rechtfertigung zu sagen, es war nicht „ausreichend“ für ein Foulspiel ist nur eine Argumentationshilfe. Und was der Stürmer oder Verteidiger empfindet und auffasst ist nicht maßgeblich für ein Foulspiel. Wird ein Spieler getroffen mit oder ohne Absicht ist es ein Foulspiel. Das ist eine eiserne Regel und die wurde klar in diesem Fall „ausgehebelt“ .

  3. Dieter Albrecht

    Gefühle und Empfindungen haben nichts mit den Fußballregeln zu tun. Es gibt keine leichten oder schweren Kontakte. Foul ist Foul. Das allein unterliegt der Beurteilung durch den Schiedsrichter. Unterschiede innerhalb oder außerhalb des Strafraums gibt es nicht.

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