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Schiedsrichter im Mittelpunkt: Auswertung strittiger Szenen – 11. Spieltag | 3. Liga

In der 3. Liga stach das Kartenfestival in Regensburg heraus. Dabei sollte man auf das Vorurteil verzichten, viele Karten würden eine schlechte Schiedsrichterleistung bedeuten, wohingegen in anderen Ländern eine solche Anzahl jedes Wochenende vorkommt. Eine nachträgliche Sperre steht für einen Dresdner bevor. 

Borussia Dortmund II – FC Rot-Weiss Essen 1:2 (SR: Dr. Riem Hussein)

Szene 1: Mustafa Kourouma versuchte Julian Hettwer im Essener Strafraum nach außen zu drängen und verhielt sich dabei eigentlich recht passiv. Da der Essener aber mit hohem Tempo kam und der Dortmunder einen cleveren Haken schlug und zu Fall kam, entschied Schiedsrichterin Dr. Riem Hussein auf Strafstoß für Dortmund. Eine sehr harte, wenn nicht falsche Entscheidung. Ein solcher Zweikampf sollte nicht für einen Strafstoß ausreichen, weil der Dortmunder sich hier in den Abwehrbeinen verhakte und den Angreifer nicht durch eine aktive Bewegung zu Fall gebracht hat. [TV-Bilder – ab 2:10 Minute]

Szene 2: Guille Bueno lief im Essener Strafraum an Eric Voufack vorbei und kam zu Fall, Schiedsrichterin Hussein ließ aber weiterlaufen. Hier fiel die Unparteiische auf die geringe Dynamik herein. Zugegebenermaßen sind solch schlecht verteidigte Aktionen im Profibereich selten, sodass sich für die Schiedsrichterin wohl der Verdacht aufdrängte, dass hier etwas nicht stimmte. Es lag allerdings ein klares Foulspiel vor, welches die Schiedsrichterin bei besserer Seiteneinsicht wohl auch erkannt hätte. Auf eine gelbe Karte ist zu verzichten, weil es ein ballorieniertes Vergehen im Strafraum war. [TV-Bilder – ab 3:34 Minute]

Somit haben wir hier zwei Fehlentscheidungen des Schiedsrichters. Sicherlich werden die einen sagen „ausgleichende Gerechtigkeit“, doch so kann ein Schiedsrichter nicht argumentieren, da man sich sonst angreifbar für den Gegner macht. Man kann nicht eine Fehlentscheidung mit einer weiteren Fehlentscheidung wieder gut machen.

SSV Jahn Regensburg – VfB Lübeck 2:1 (SR: Leonidas Exuzidis)

Szene 3: Den Ausgangspunkt für das Regensburger Kartenfestival konnte man in dieser Szene finden. Tarik Gözüsirin kam zu Fall und bekam zu Unrecht keinen Freistoß, setzte dann aber zum Versuch einer meist rotwürdigen Grätsche mit offener Sohle an, wobei er Gegenspieler Konrad Faber nicht traf. Dieser wurde dann von Sören Reddemann taktisch gelegt. Die einzige gelbe Karte der Szene für Reddemann war nach dem folgenden Rudel deutlich zu wenig, es ist aber rein spekulativ, ob diese das Spiel beruhigt hätten. [TV-Bilder – ab 01:29:10 Minute]

Szene 4: Ein seltenes Bild im Profilfußball: Schiedsrichter Leonidas Exuzidis entschied auf indirekten Freistoß für Regensburg wegen der unberechtigten Aufnahme des Balles durch den Lübecker Torwart. „Rückpass“ wird oft reklamiert und dabei selten mit Sinn und Verstand argumentiert. Hier lag der Unparteiische aber völlig richtig, da Sören Reddemann den Ball mit der Innenseite zum Torhüter geschoben hat, was unstrittig einen „Rückpass“ darstellt. [TV-Bilder – ab 01:43:10 Minute]

Szene 5: Leider gibt es wohl kein Bildmaterial zur gelb-roten Karte gegen Louis Breuning. Dem Vernehmen nach verzögerte er das Spiel und wurde daraufhin konsequent bestraft. Zumindest kann man festhalten, dass der Unparteiische im Bezug auf diese Aktionen eine sehr klare Linie fuhr und die Spieler sich darauf einstellen konnten.

Szene 6: Leon Sommer zog Bryan Hein am Trikot und erhielt hierfür aufgrund der Verhinderung einer klaren Torchance die rote Karte. Unstrittig die korrekte Entscheidung! [TV-Bilder – ab 01:55:10 Minute]

Arminia Bielefeld – Waldhof Mannheim 3:1 (SR: Florian Lechner)

Szene 7: Charles-Jesaja Herrmann ging im Bielefelder Strafraum gegen Jonas Keksen zu Boden, Schiedsrichter Florian Lechner ließ aber weiterlaufen. Knifflige Entscheidung, da es im Beinbereich einen Kontakt gab, es aber nicht so aussah, als hätte dieser unbedingt zu einem Sturz führen müssen. Gleichwohl war das Tempo sehr hoch und der Torhüter nunmal zu spät. Die erwartete Entscheidung wäre der Strafstoß gewesen. [TV-Bilder – ab 1:30 Minute]

SSV Ulm 1846 Fussball – Dynamo Dresden 2:3 (SR: Lukas Benen)

Szene 8: Claudio Kammerknecht erzielte die Dresdner 2:1-Führung, Ulm reklamierte ein strafbares Handspiel unmittelbar vor der Torerzielung. Es ist nicht hundertprozentig aufzulösen, ob der Dresdner den Ball mit dem Arm mitgenommen und den Ball sich damit regelwidrig vorgelegt hat. Wenn dem so ist, ist der Treffer irregulär, jedoch kann man dies nicht mit eindeutiger Sicherheit sagen. Schiedsrichter Benen gab den Treffer und lag damit wohl richtig. [TV-Bilder – ab 1:47 Minute]

Szene 9: Stefan Kutschke schlug Tom Gaal in den Bauch, was durch Schiedsrichter Lukas Benen ungeahndet blieb. Dies stellte ein klar rotwürdiges Vergehen dar! Leider wandte Schiedsrichter Benen seinen Blick dem Spiel zu und auch der nahe postierte Assistent musste dem folgenden Angriff folgen. Sicherlich hätte hier ein Videobeweis Abhilfe schaffen können. Gut wäre es zudem, wenn hier der DFB-Kontrollausschuss ein Verfahren einleitet und den Dresdner nachträglich sperrt. Denn wenn der Schiedsrichter keine Wertung vorgenommen bzw. es nicht wahrgenommen hat, ist das möglich! [TV-Bilder – ab 01:24:00 Minute]

SpVgg Unterhaching – SV Sandhausen 0:0 (SR: Felix Weller)

Szene 10: Skarlatidis wurde auf dem Weg zum Sandhäuser Tor von Tim Knipping abgelaufen und ging zu Boden. Schiedsrichter Felix Weller ließ völlig zurecht weiterlaufen. Der Sandhäuser hatte die bessere Position zum Ball und nahm handelsüblich etwas Tempo raus, sodass es zum Aufprall kam. [TV-Bilder – ab 31:50 Minute]

Szene 11:  Der bereits verwarnte Franck Evina traf Josef Welzmüller am Fuß, welcher sich dabei weh tat. Einige Hachinger forderten die gelb-rote Karte, Schiedsrichter Weller blieb aber ruhig und verzichtete auf eine Ampelkarte. Objektiv war hier absolut nichts überhartes zu sehen, was eine gelbe Karte rechtfertigt hätte. [TV-Bilder – ab 01:31:00 Minute]

Felix Stark

Felix Stark aus Ingolstadt studiert Jura. In seiner Freizeit ist er leidenschaftlicher Fußball-Schiedsrichter, gehörte zum Lehrteam der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt und pfeift zudem in der Floorball-Bundesliga. Aus beruflichen Gründen zog es ihn weiter nach Bayreuth. Er ist Teil des IG Schiedsrichter-Kompetenzteam, wo er die Spieltagsanalyse der 2. und 3. Liga übernimmt.

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