Beim Derby in Freiburg und auch in Mainz hatten die Schiedsrichter im Verbund mit den Video-Assistenten Schwerstarbeit zu verrichten und lagen stets richtig. In der Bundesliga-Analyse vom Samstag bewerte ich die Hand- und Foulspiele sowie den im Fokus stehenden aberkannten Treffer für Leipzig.
1.FSV Mainz 05 – FC Augsburg 3:1 (SR: Sven Jablonski)
Szene 1: Es gab Strafstoß für den FCA. Demirović köpfte in Folge einer langgezogenen Ecke an den Arm von Barriro. Schiedsrichter Jablonski ging in die Review Area und es gab tatsächlich Elfmeter für Augsburg. Barreiros abgespreizter Arm wurde vom Unparteiischen als Körperflächenvergrößerung gewertet. Regeltechnisch kann man den schon geben. Der Arm ist weit weg vom Körper, er verhindert mit dem Handspiel der Richtung Tor geht und der Blick ist auf den Ball gerichtet. Aber man muss auch ehrlich sagen, jeder Fußballer sträubt sich gegen solche Entscheidungen. Bei dieser Aktion, ist eigentlich der in einer völlig normalen Armhaltung, wenn ich zum Kopfball gehe. Und ich habe das Gefühl, es werden in der Bundesliga zuviele Handspiele gepfiffen. Sehr hart, aber regeltechnisch vertretbar. Aber gefühlt werden zuviele Handelfmeter gepfiffen. Wenn ich im Sprung bin, habe ich immer den Arm draußen. Folglich argumentieren die Fußballer eine normale Armhaltung. Der Mensch hat Arme und ist kein Pinguin. Da werden noch viel zu viele Handelfmeter gepfiffen….
Szene 2: Aberkannter Jansen-Treffer. Gouweleeuw verlängerte eine Ecke am kurzen Pfosten in die Mitte, wo ihn Yeboah irgendwie mit dem Tor aufs Tor bugsierte. Dahmen wehrte nach vorne ab, wo ihn Jensen mit viel Beharrlichkeit aufs Tor quetschte. Dahmen reklamierte, er habe die Hand auf dem Ball und diesen unter Kontrolle gehabt. Dem war aber nicht so, allerdings stand Jansen bei Yeboahs Abschluss im Abseits. Korrekterweise wurde die Bude zurückgenommen.
SC Freiburg – VfB Stuttgart 2:1 (SR: Sascha Stegemann)
Szene 3: Der Ball zappelte nach der Pause im Tor, doch der Jubel blieb den heimischen Fans im Halse stecken! Ein langer Ball erreichte Gregorisch, der die Kugel gut festmachte und schlussendlich Doan in Szene setzte. Dieser zog ab und traf um vermeintlichen 1:1. Allerdings pfiff Stegemann die Szene ab, Gregoritsch hatte sich nämlich im Abseits befunden. VAR Storks prüfte die Szene und gab Stegemann Recht.
Szene 4: Kurz drauf gab es Elfmeter für Freiburg! Die Breisgauer forderten einen Elfmeter nachdem Zagadou Gregoritsch am Fuß traf. Dies ließ er allerdings laufen und wurde vom Video-Assistent an den Monitor gerufen. Ein klarer Elfmeter für Freiburg. Der französische Innenverteidiger erhielt zudem für sein Foulspiel Gelb. Vincento Grifo schnappte sich die Kugel und haute das Leder ins linke Eck zum 1:1.
Szene 5: Zehn Minuten vor dem Ende gab es erneut Strafstoß für den SC Freiburg! Doan nahm die Kugel mit in den Strafraum und drehte sich um Zagadou herum. Wieder gab es Kontakt, wieder forderte Freiburg Elfmeter und wieder schaut sich Schiri Stegemann die Bilder an. Diesmal ist es eine deutlich knappere Entscheidungsfindung, welche gut drei Minuten andauerte. Aber letztlich ist das ein klares Beinstellen, also ist das auch ein Foul und das Fallmuster passte auch. Wer so amateurhaft in den Zweikampf, nimmt ein Foulspiel in kauf. Und durch die Berührung, kann der VAR natürlich eingreifen.
FC Bayern München – VfL Bochum 3:0 (SR: Dr. Matthias Jöllenbeck)
Szene 6: Gnabry ging links im Strafraum mit Tempo an Janko vorbei und wurde vom Bochumer klar gelegt. Völlig zu Recht zeigte der Freiburger Klinikarzt auf den Punkt.
RB Leipzig – 1. FC Union Berlin 1:2 (SR: Daniel Schlager)
Szenen 7: Nach knapp einer halben Stunde wurde es gefährlich. Infolge einer Ecke von Szoboszlais landete der Ball am Elfmeterpunkt vor den Füßen von Silva, der mit seinem Schuss hängen blieb. Beim sich anschließenden Pingpong zog Konrad Laimer aus halbrechter Position und zwölf Metern ab. Behrens stellte sich vor die Linie in den Weg, die Gastgeber wollten ein Handspiel gesehen haben. Einen Elfmeter gab es allerdings aus meiner Sicht zu Recht nicht, da der Schuss abgefälschte wurde, bekam den Ball an den angelegten Arm.
Szene 8: Eine Bogenlampe im Strafraum spitzelte Simakan mit dem Oberarm vor Michel weg. Eine dämliche Aktion, da der Berliner nicht in einer gefährlichen Position stand. Schiedsrichter Daniel Schlager blieb keine andere Wahl um auf den Punkt zu zeigen. Der Ball kann so in aktiver Bewegung nicht mit dem Arm gespielt werden. Ein glasklarer Handelfmeter, den Berlins Robin Knoche zum 2:1 für Union halbhoch in die Mitte verwandelte.
Szene 9: Zum Schluss noch die strittigste Szene des Abends. Leipzig glich blitzschnell aus – vermeintlich! Ein hoher Ball in die Box köpfte Juranović – unglücklich und bedrängt von Halstenberg – in die Mitte. Poulsen schaltete sofort und spitzelte das Runde aus sieben Meter flach an Rønnow. vorbei in die Maschen. Schiedsrichter Schlager wurde von VAR Reichel aber in die Review Area geschickt und entschied auf Abseits. Einige Augenblicke zuvor kam nämlich Werner aus der verbotenen Zone. Zwar war Doekhi vor ihm am Ball, dessen Aktion war aber kein kontrolliertes Zuspiel. Laidouni war mit der Hacke am Ball. Diese Berührung ist aber keine bewusste Abwehraktion und dementsprechend auch keine neue Spielsituation. Werner im Abseits – da Tor zählte nicht!
Regeltext:
Eine kontrollierte Ballabwehraktion liegt vor, wenn ein Spieler bewusst zum Ball geht und diesen ohne Bedrängnis spielt.
Daniel Schlager auf Nachfrage: „Das Spielen ist nicht kontrolliert. Er versucht den Ball zu spielen, der sich hinter ihm befindet, klar. Aber das tut er nicht kontrolliert.“ Zum Vergleich hat er die Szene bei Paderborn gegen den BVB angeführt. „Da rennt und grätscht der auch hin, aber eine Grätsche ist eben nicht kontrolliert. Und so kann auch kein Spielen mit der Hacke kontrolliert sein. Das man als Fußballer sagt, der will den spielen, ist nachvollziehbar aber am Ende ist das nicht kontrolliert.
Der Treffer hätte in der vergangenen Saison noch gezählt, denn da kam es auf dieses Moment der Kontrolle noch nicht an. Hier hat eine entscheidende Rolle gespielt, dass der Ball ohne diese Berührung auch zu Timo Werner durchgekommen wäre. Damit war die Ballberührung begrenzt, der Ball hat seine Richtung gar nicht groß verändert. Die Entscheidung war korrekt.
Hier möchte der DFB -auch offiziell- ein Abseitsstellung, da dieses nicht als kontrolliertes Ballspielen gilt.
FC Schalke 04 – VfL Wolfsburg 0:0 (SR: Benjamin Brand)
Szene 10: Kurz noch ein zwei Worte zu Freys Handspiel im Strafraum. Überhaupt ist es im normalen Ablauf sehr schwer zu sagen, ob es eine vorherige Berührung am Kopf des Wolfsburgers gab. Der Arm geht grundsätzlich zum Ball und es ist eine unnatürliche Körperhaltung. Wenn man die Zeitlupe betrachtet, streift der Ball ganz leicht die Stirn und geht dann ohne Richtungsänderung an den vom Körper abstehenden Arm, was dann den Handelfmeter rechtfertigen würde. Der VAR hat das gecheckt und die Berührung am Kopf gesehen. Für mich jedoch, geht die Tendenz zum strafbaren Handspiel, auch weil der Video-Assistent bei der ähnlich gelagerte Szene in Mainz eingegriffen hat, ist das Nichteingreifen hier, eigentlich weniger nachvollziehbar, gleichwohl laufen lassen auch vertretbar ist.
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1.FC Köln – Eintracht Fracht Frankfurt 2:0 (SR: Daniel Siebert)
Szene 11: Nach 15 Minuten wurde auf einmal ein Handspiel der Kölner reklamiert. Eric Martel ging da weit runter mit der Schulter und berührt den Ball letztlich mit dem Oberarm. Das ist eine ganz enge Entscheidung und leider etwas der Willkür der Schiedsrichter überlassen. Für mich ist es eine Fehlentscheidung. Diese Achselhöhlenregelung gibt es ja noch und wenn der VAR sagt, es ist oberhalb der grünen Linie, würde er nicht eingreifen. Für mich geht der Arm zum Ball. Und das ist Elfmeter.
[rk]
Wenn man die Szene anschaut wird doch eines klar. Der Spieler ist völlig unbedrängt und wird mit der Abseits Entscheidung dafür belohnt, dass er den Ball nicht richtig trifft. Klar ist es nicht kontrolliert, aber ist diese Regel so im Sinne des Sports?
Pingback: Reichel erklärts, warum das Tor nicht zählte – IG Schiedsrichter
Kann mir einer Mal den Unterschied erklären zwischen dem (Nicht-)Foul von Kübler an Tibidi (https://ig-schiedsrichter.de/analyse-bundesliga-8/) und dem Foul von Zagadou an Doan? Beides Mal interveniert der VAR, jedoch mit komplett anderem Ausgang. Wie kann das sein?